Konzertbericht

The Amity Affliction

The Plot in You, Napoleon, Heart in Hand

Ein kurzes Zuckerwatte-Vergnügen

München, Backstage
24.11.2014

Eigentlich ist die Bühne des Backstage an diesem Montagabend bestens vorbereitet für The Amity Affliction. Napoleon und Heart in Hand hatten mit ihrem brutalen Hardcore und Metalcore bereits für Dutzende Circle Pits gesorgt. Die Amerikaner von The Plot in You vertreten anschließend Buried in Verona, können allerdings mit ihrem Hardcore stimmlich nicht wirklich überzeugen. Die ganze Halle scheint nur auf The Amity Affliction zu warten, die mit ihrem Zuckerwatte-Post-Hardcore und den eingängigen poppigen Refrains ein viel größeres Publikum ansprechen. So ist es auch kein Wunder, dass fast genau ein Jahr nach dem letzten Konzertauftritt im kleinsten Clubraum des Backstage nun der Umzug in den mindestens doppelt so großen Raum anstand. Auch hier ist die Halle bestens gefüllt und der Ruhm, den die Chartstürmer von The Amity Affliction in Australien ernten, scheint sich auch bis nach München herumgesprochen zu haben.

Mit der ersten Single „Pittsburgh“ vom neuen Album „Let the Ocean Take Me“ beginnen The Amity Affliction den Abend und lassen die Halle erbeben. Shouter Joel Birch schafft es stimmlich weitaus aggressiver als im Studio zu klingen, während Bassist Ahren Stringer die hohen, zuckersüßen Töne in den Refrains perfekt trifft. Trotz aller Melancholie und der oftmals düsteren Themen in den Songs sind die Australier offenkundig mehr als nur gut gelaunt auf der Bühne. Breit lachend hilft Shouter Joel Birch einigen Stagedivern auf die Stage und lässt sich Shoutunterstützung am Mikro geben. „Chasing Ghosts“ sorgt ebenso wie der Bandklassiker „Youngbloods“ für Jubelstürme im Publikum. Bei „Open Letter“ springt ein Stagediver einer Zuschauerin auf den Kopf, die daraufhin benommen liegen bleibt. Der Stagediver zeigt sich davon allerdings wenig beeindruckt. Generell ist ein Aufenthalt im vorderen Bereich der Halle mit einigen Risiken verbunden. Vom sonst üblichen Pogospringen ist nicht viel zu sehen, hinten lassen ein Dutzend Poser im Moshpit reichlich sinnlos ihre Fäuste und Füße fliegen und weiter vorne springen ständig Stagediver von der Bühne, ohne groß darauf zu achten, wohin sie springen und ob sie überhaupt aufgefangen werden. The Amity Affliction liefern trotzdem eine erstklassige Show ab, Sound und Gesang sind perfekt abgemischt.

Nach 45 Minuten ist mit „Don’t lean on me“ der Spuk allerdings schon wieder vorbei. Obwohl The Amity Affliction vier Alben vorweisen können, spielen sie nur zehn Songs und verlassen ohne Zugabe die Bühne. Damit spielen sie exakt so lang, wie auf der letzten Deutschlandtour im vergangenen Jahr. Wirft man einen Blick auf die Setlists auf ihrer USA-Tour findet sich genau die gleiche Anzahl Lieder darauf. Lediglich die Fans in ihrem Heimatland dürfen sich auf Zugaben und 15 Songs bei den Konzerten freuen. Der Rest der Welt scheint reichlich unbeliebt bei ihnen zu sein. Ob ihnen mit dieser Einstellung auch außerhalb Australiens der nächste Entwicklungsschritt gelingen wird, scheint fraglich.

Michael Hellstern26.11.2014

TRACKLIST

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