Konzertbericht
Ben Folds
Clem Snide
Ben Folds Back in Germany
Berlin/ Köln
04.06.2005
Eine Petition sollte helfen. Ben Folds sollte mit voller Kraft von allen Folds-Fans in Deutschland dazu bewegt werden, sich endlich mal wieder auf der Bühne zu zeigen. Letztes Jahr sollte es dann soweit sein: Ben Folds kündigte zwei Gigs an- in Berlin und Köln. Doch leider sollte es im November 2004 anders kommen. Folds wurde krank, Folge war die Tourabsage. Aber ein Versprechen wurde gehalten und kurze Zeit später waren zwei Ersatztermine gefunden. Juni 2005 dann. Und dieser Versuch sollte glücken. Wir waren bei beiden Terminen für euch vor Ort, um euch von diesen hoffentlich nicht letzten Konzerten zu berichten.
Berlin, 4.6.2005. Ich stehe vor der Columbiahalle. Neben mir ein junger Mann aus Israel, er kann es wohl selber kaum fassen, dass es heute endlich soweit sein soll. Etliche Kilometer gereist. Seinen angesparten Sold aus der Armee für Flugticket und Eintrittskarte ausgegeben. So lange gewartet. Nur für diesen einen Moment. Und er sollte auch nicht enttäuscht werden für all seine Bemühungen. Aber erst kam ein hagerer, vertrockneter Mann auf die Bühne. Name: Eef Barzelay, seines Zeichens Sänger und Kopf der Band Clem Snide. "All the way from the USA" extra für zwei Konzerte. Und erheiternd war es auf jeden Fall. Lieder über "The Sound of German hip hop" in der Luft. Und er erzählt davon, dass Ben Folds "the right spots" kennt. Nur kurz war Barzelays Auftritt, aber doch eindrucksvoll.
Und dann, ja dann, war es soweit. Und auch der Israeli konnte es kaum glauben. Doch es war wahr. Da kam er: Folds mitsamt Jared Reynolds und Lindsay Jamieson, die ihn bei seiner Mission unterstützen sollten. Los gings mit "In Between Days", einem fulminanten und kraftvollen Eintritt in die Welt des Folds. Und der aufwärmte für das, was da in den nächsten zwei Stunden kommen sollte. Als bei "Gone" auf einmal Folds' Frau Frally auf die Bühne kam, um mitzusingen. Meinen Nachforschungen zu Folge passiert das offenbar nur wirklich selten.
Neben einer Mischung aus alten Songs von Ben Folds Five, seiner alten Band, und eigenen Stücken, fand sich auch eine Coverversion eines Dr. Dre-Songs im Repertoire.
Einen Teil der Songs bestritt Folds alleine. Nur er und sein Klavier. Und erfüllte gerne Wünsche, die das Publikum hatte.
Nach insgesamt zwei Stunden mit einer Zusage hatte der ganze Zauber ein Ende. Ach ja, eine Kuriosität des Abends kam da noch: Folds warf wie immer seinen Klavierhocker in Richtung Klavier. Leider bekam jener einen ungünstigen Drall und zerstörte mal eben so den armen, unschuldigen Steinway-Flügel ein wenig.
Und beim herausgehen stand dem gesamten Publikum vor allem eines im Gesicht geschrieben: Begeisterung, Verzauberung und vor allem die blanke Zufriedenheit.
Auch unser Israeli vom Anfang (den es übrigens wirklich gab, ich habe ihn selber kennengelernt) konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte nach dem Konzert noch das große Glück, Folds und Band treffen zu dürfen. Ihr könnt euch ungefähr vorstellen, wie er sich gefühlt haben muss.
Köln, 5.6.2005. Ein Tag später, immer noch voller Enthusiasmus vom gestrigen Tag. Eine Reise von Berlin nach Köln hinter mir gelassen und in der Schlange vor der Live Music Hall stehend. Vor mir eine Gruppe Holländer. Der Andrang doch um eines massiver als gestern. Und doch blieb es mir vergönnt, relativ weit vorne zu stehen. Neben mir eine Familie mit zwei Töchtern, beide noch vergleichsweise jung. Ein Familienausflug zu Ben Folds, das ist mal was. Überhaupt ein bunt zusammengewürfeltes Publikum.
Auch heute abend ging es mit dem vertrockneten Mann los. Auch diesmal war er großartig, heute hatte er sogar etwas mehr Zeit zum spielen als gestern. Den muss man sich schon mal vormerken für den Herbst.
Auch dieser Auftritt des Folds sollte legendär sein. Nicht ganz so gut wie am Abend zuvor, aber dennoch einzigartig. Insgesamt 5 Liedwünsche berücksichtigte er, auch darunter wieder einmal alte Ben Folds Five- Stücke. Amüsant und bemerkenswert auch seine eigene Interpretation von "Hava Nagila". Ein Set zum vor Glückseligkeit weinen und zum tanzen gleichermaßen.
Auch an diesem Abend war die Meinung relativ deutlich herauszuhören. Begeisterung überall. Ein Lächeln auf den Gesichtern. Auch die Familie einstimmig zufrieden und überwältigt.
Und ich auf dem Weg nach Hause immer noch berauscht vom Gefühl, Folds gleich zwei Mal gesehen haben zu dürfen. Und die Hoffnung, bis zum nächsten Mal nicht allzu lange von diesen Erlebnissen zehren zu müssen. Doch ich bin relativ sicher, wenn ich sage, dass es dieses Mal nicht wieder so viele Jahre dauern wird. Und dass diesmal keine Petition dafür von nöten ist.
Kathrin Grannemann, 10.06.2005
TRACKLIST
Berlin:
In Between Days
Gone (feat. Frally on vocals)
There's Always Someone Cooler Than You
Jesusland
Bastard
Still Fighting It
All You Can Eat
You To Thank
Landed
Prison Food
Bitches Ain't Shit
Zak And Sara
Brick (Ben solo)
Fred Jones Part II (Ben solo)
One down (Ben solo/Request)
The Luckiest (Ben solo)
Army (Ben solo)
Trusted
Carrying Cathy
Rockin' The Suburbs
Late
Philosophy (incl. Misirlou)
---
Emaline (Ben solo/Request)
Not The Same
One Angry Dwarf And 200 Solemn Faces
Köln
Bastard
Gone
There's Always Someone Cooler Than You
Jesusland
Carrying Cathy
All You Can Eat
Still Fighting It
You To Thank
Landed
In Between Days
(Improv)
Prison Food
Bitches Ain't Shit
Zak And Sara
Annie Waits (incl. Popcorn)
Where's Summer B.?
Brick (Ben solo)
Lullaby (Ben solo/Request)
Eddie Walker (Ben solo/Request)
Evaporated (Ben solo/Request)
Army (Ben solo)
Trusted
Rockin' The Suburbs
Hava Nagila
Late
Philosophy (incl. Misirlou)
---
Gracie (Ben solo/Request)
The Luckiest (Ben solo/Request)
Not The Same
One Angry Dwarf And 200 Solemn Faces
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