Konzertbericht
Chuck Ragan
Northcote, Billy The Kid
Folk-Rock mit dem "Boss"
Theaterfabrik, München
04.06.2014
Mittwochabend in der gut gefüllten Münchner Theaterfabrik. Auf der Bühne steht zunächst Billy The Kid, eine junge, zierliche Frau mit tätowierten Armen aus Kanada, die mit mal sanfter, mal kraftvoller Stimme das Publikum verzaubert. Als zweite Vorband präsentieren sich Northcote: zwei junge Männer die mit harmonischem Gesang und herausragendem Gitarrenspiel überzeugen und für die Hauptperson des heutigen Abends einstimmen: Chuck Ragan.
Gegen 22:00 Uhr betritt dieser gut gelaunt mit seiner vierköpfigen Band The Camaradies die Bühne. Chuck Ragan präsentiert sich auf Anhieb sympathisch und bodenständig und sammelt gleich ordentlich Bonuspunkte mit seiner Aussage, wie sehr es ihn freue heute im schönen München zu sein. Im Hintergrund prangt das Banner des Sängers, das neben seinem Namen einen Wald mit vielen Baumstämmen darstellt. Der bärtige Chuck Ragan mit seinen langen Haaren hat allerdings keines der obligatorisch karierten Holzfällerhemden an, sondern trägt ein schwarzes Hemd, das schon nach kürzester Zeit vom Schweiß durchnässt ist. Mit den ersten, noch vorsichtig vorgetragenen Tönen seiner Akustikgitarre reißt er augenblicklich das gesamte Publikum mit sich.
Zusammen mit Kontrabass und Schlagzeug lädt Chuck Ragan zum Ortswechsel in den Westen der USA ein - vor allem wenn sein hochklassiger Folk-Rock Richtung Country driftet. Doch die Musik ist herausragend vielfältig, Americana und Bluegrass lassen in Songs wie „Rotterdam“, „Let It Rain“ und „Nothing Left To Prove“ grüßen. Heraus stechen vor allem die herausragenden Melodien der mitgebrachten Fidel, die den Gesang tragend unterstützen. So mischen sich auch Folk-Punk-Einflüsse in die Musik, die dann auch zu Chuck Ragans größter Freude die ersten Pogos entfachen.
„Something May Catch Fire“ ist als erste Single des neuen Albums „Till Midnight“ der Song mit dem höchsten Pop-Appeal und sorgt für schwelgende Tanzstimmung in der Theaterfabrik. Chuck Ragan kann man sich dabei gut auf einem sonnigen Feld mit Strohballen vorstellen, singend mit der Gitarre in der Hand und dem Tennessee-Whiskey daneben. Er ist zweifellos ein Vollblutmusiker, der auf der Bühne durch seine ehrlichen Texte überzeugt. Daneben lebt die Musik von seiner einzigartigen Stimme, die oft an den großen Barden der amerikanischen Geschichte Bruce Springsteen erinnert: Rau, kratzig und voller Leidenschaft – so bringt Chuck Ragan das bunt gemischte Publikum in der Theaterfabrik zum Tanzen.
Als Chuck Ragan zur Zugabe seine Mundharmonika auspackt und nebenbei noch mit der Akustikgitarre aufspielt, ist sich jeder Cowboy im Saal einig: Konzerte mit Chuck Ragan sind etwas Außergewöhnliches.
Michael Hellstern, 06.06.2014
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