Konzertbericht

Bratze - Im Auge des Lachs

Bratze

Im Auge des Lachs

Kiel, Weltruf
11.04.2008

Das Weltruf, liebevoll auch "das Schiff" genannt ist immer einen Besuch wert. Das haben sich vermutlich auch Kevin Hamann und Norman Kolodziej, besser bekannt als Clickclickdecker und Der Tante Renate gedacht und machten sich auf nach Kiel, um zwischen Gallionsfigur und Rettungsbooten ein umjubeltes Konzert zu spielen. Ihr gemeinsames Projekt firmiert seit letztem Jahr unter dem wohlklingenden Namen "Bratze", das Debutalbum "Kraft" führte das Beste aus beiden Lagern zusammen: Renate's Elektrohooks sowie Click's Stimme und Songwriting, gepaart mit Punk-affinem Indiecharme. Und ordentlich Phrasengedresche natürlich.

Vor dem Konzert machte das Weltruf noch einen relativ leeren Eindruck, was sich mit den ersten Tönen gravierend ändern sollte. Remember Rauchverbot...

"Wir haben das olympische Feuer!"

"Dudikoff" machte den Anfang und gab die schnelle, aggressive Marschroute vor. Dazu braucht man auch nicht mehr als ein rudimentäres Schlagzeug aus Becken und Snare, eine aufgerissene E-Gitarre und jede Menge Tasten, Knöpfe und Regler. Der Unterschied zwischen Bratze und der unüberschaubaren Menge aus elektronischen Indiebands wird mit zwei Zitaten aus "Kaschinski" zum Ausdruck gebracht: "Wir wollen nicht den Schinken/Wir wollen das ganze Schwein!" sowie "Wir sind nicht aus Zucker!". Bei den kleinen Hits des Albums steht das Weltruf Kopf. "Jean Claude" und "Hightowers Herz" (mit dem genialen Heimwerker-Messe-Video) werden abgefeiert wie nicht gutes, jede Punchline wird mitgebrüllt. Schon nach wenigen Songs sind Clickclickdeckers Nike-Shirt und Adidas-Jogginghose durchgeschwitzt, auch am gut frisierten Tante Renate geht das ganze nicht spurlos vorbei. In passenden Momenten wird das "Schlagzeug" übel verprügelt und die wenige Quadratmeter große Bühne auf zwei Stockwerke ausgeweitet. Dieses Duo kann vor Kraft kaum laufen. Die neuen Songs von der im Mai erscheinenden "Waffe"-EP, allen voran das großartige "DUTT Royal" zünden genau wie alles andere.

Nach 45 Minuten verabschieden sich die beiden dann auch schon, und im Gegensatz zu anderen Bands schreit das Publikum nicht wie üblich "Zu-ga-be" sondern "Flaschen zerschmeißt man am besten auf Beton!", eine Textstelle aus "Im Auge des Lachs". Eben jener Song leitete die Zugabe ein, und spätestens zu diesem Zeitpunkt brachen alle Dämme. So derb gerockt hat Elektro-Musik seit Soulwax nicht mehr.

Nach einer viel zu kurzen Stunde war die Show dann leider auch schon vorbei und das Weltruf um ein großartiges Konzert reicher. Und das war erst der Anfang der Tour. Wer sich also mal wieder den Staub von den Tanzschuhen pusten lassen will, kann und sollte das hier tun:

18.04. Osnabrück - Glanz und Gloria
19.04. Erfurt - Besetztes Haus
20.04. Hamburg - Molotow
24.04. Berlin - ZFM
25.04. Greifswald - Geokeller
26.04. Neubrandenburg - Club Zebra
08.05. Hamburg - Grüner Jäger
20.05. Potsdam - Nil
21.05. Wiesbaden - Schlachthof
22.05. Hannover - Indiego Glocksee
23.05. Leipzig - Halle 5 (Pop Up)
24.05. Bremen - Campusfest
28.05. Bielefeld - Falkendom
29.05. Düsseldorf - Pretty Vacant
30.05. Künzelsau - Kokolores
31.05. Cottbus - Gladhouse
03.06. Marburg - Trauma
04.06. Kassel - A.R.M.
05.06. München - Rote Sonne
06.06. Bad Aibling - Sorf Festival
07.06. Halle - Club Druschba
13.06. Würzburg - U&D Festival (Aftershowparty im AKW)
14.06. Bayreuth - Uni Open Air
26.06. Lärz - Fusion Festival
05.07. Lingen - Abifestival
08.08. Oberhausen - Olgas Rock (AftershowParty

Benedikt Ernst13.04.2008

Weitere Cd-Besprechungen und Stories
Bratze - Korrektur Nach Unten [Cd] Escapado, Peters, Bratze - Split 10" [Cd] Bratze - Waffe [Cd]

Leserkommentare

Zu diesem Konzertbericht wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT