Konzertbericht

Oceansize

it`s like my heaven calling

Ahlen - Bürgerzentrum Schuhfabrik
21.10.2005

Liest sich schon etwas seltsam, dieser Tourplan: Köln, Berlin, Hannover, Hamburg...Ahlen. Ja, auch das verschlafene Städtchen im Herzen von NRW kommt heute durch die Anwesenheit der großartigen Oceansize zu Ehren. Und das Bürgerzentrum Schuhfabrik lädt mit nettem Ambiente und gutem Sound auch durchaus dazu ein, hier in Zukunft verstärkt Konzerte über die Bühne gehen zu lassen.

Um ca. 21.15 Uhr betreten die Support-Rocker Autumnblaze die Bühne und schlagen sich wahrlich nicht schlecht. Die Musik bietet sphärischen Rock zwischen leichten Isis- und Dredg-Anleihen, hinzu kommt ein Schuss Creed. Eine stimmige Einstimmung, professionell dargeboten. Einzig der Gesang will so gar nicht ins Gesamtkonzept passen, denn Vokalist Markus ist leider auf Spät-90er-Grunge-Klischees hängengeblieben und kann in Bezug auf die Gesangs-Qualität leider nicht mit seinen Instrumentalisten mithalten. Überhaupt kommen die ausgeklügelten Instrumental-Parts weitaus interessanter rüber als die doch eher an Standard-Riffs angelehnten Refrains.

Everyone Into Position ist ein fantastisches Album, dass wächst und wächst und wächst und immer wieder neue, begeisternde Soundschnippsel bereit hält. Heute soll der Wahnsinnssound der Herren Oceansize auf die Bühne gelangen. Es geht los mit The Charme Offensive. 7 Minuten lang baut sich diese Gitarren-Linie Stück für Stück langsam auf, bis sie sich am Schluss, gleichzeitig gespielt von allen drei Gitarren, in einem mächtigen Riff entlädt und sämtliche Ohren im Raum ordentlich durchpustet. Was nun folgt ist ein perfektes Konzert-Erlebnis und man wechselt einfach nur zwischen entrückt geschlossenen Augen und überwältigt geöffnetem Mund.

Sie spielen Amputee vom Debütalbum Effloresce. Diesen Song, der beweist, dass Oceansize ihre musikalischen Ausnahmefähigkeiten in perfekt arrangierte Songwriting Bahnen zu lenken vermögen. One Out Of None von der Music For Nurses EP bläst die Zuschauer mit dicksten Riff- und Double Bass Salven beinahe um und die neue Single Heaven Alive reißt ebenso stürmisch mit sich. Sänger Mike Vennart „bedankt“ sich beim deutschen Klingelton-Fernsehn dafür, dass das Video zu diesem Song tatsächlich ein ganzes Mal über deutsche Bildschirme flimmern durfte. Meredith beruhigt und besänftigt in glasklarem Sound.

Dann kommt das Song Monster Massive Bereavement und man selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die kriegen dieses Lied wirklich in all seinen Facetten live auf die Bühne. Ein Lied, das manchen Bands genug Ideen für ein komplettes Album bieten würde. Unglaublich eindrucksvoll. A Homage To A Shame setzt diese Tradition fort und weiß ebenso gefangen zu nehmen. Paper Champion erklärt mit unterschwelligem Elektro-Sample wie sich ein Song Sekunde für Sekunde zu steigern und am Schluss zu entladen vermag. So viel Druck, so viel Kreativität. Und die Begeisterung mag nicht abreißen.

Music For A Nurse verabschiedet uns. Zuerst sanft und harmonisch, dann mit einem zerberstenden Drum-Solo. Am Ende kann man froh sein, dass man sich im Sound dieser wunderbaren Band nicht völlig verloren hat. Oceansize - Größe eines Ozeans – Wahnsinn. Trotzdem einige Hits vom Debüt gefehlt haben (Catalyst, One Day All This Could Be Yours, Women Who Love...) muss man einfach zufrieden und erfüllt nach Hause gehen. Immer noch berauscht und getragen von mit so viel Hingabe erfülltem Klang.

foto (c) http://www.dirtyzine.co.uk

Bogatzke , 30.10.2005

TRACKLIST
effloresce:

massive bereavement
amputee
remember where you are

music for nurses ep:

one out of none
paper champion

everyone into position:

the charme offensive
heaven alive
a homage to a shame
meredith
music for a nurse
you can`t keep a bad man down