Konzertbericht

Lacrimas Profundere

69 Eyes

Lacrimas Profunder vs. 69 Eyes

München, Backstage Halle
21.02.2005

Ja ja ja. Man hat es als Band schon ohnehin nicht leicht. Aber definitiv noch sehr viel weniger im Land der weißblauen Fahnen (manchmal auch farblos) und des angeblich besten Bieres. Sollte letztes stimmen, hat Bayern oder zumindest München eins nicht: Den besten Zuschauer. Denn so mancher würde den richtigen Zeitpunkt fürs Bewegen und endlich auch mal Haare schütteln nicht einmal erkennen, wenn er nackt und mit einem Teewärmer bekleidet auf seinem Kopf tanzen würde. Das macht es keiner Band einfach. Auch wenn man sich den Arsch abspielt. So geschehen am 69 Eyes Konzert mit Lacrimas Profundere.

Für die Düstermänner von Lacrimas ist es eindeutig DIE Chance mit den Finnen aus Helsinki quer durch die Republik zu touren, für die Nordlichtvampire könnte es zum Fallstrick werden, so dass sie demnächst HINTER Lacrimas nur noch auf Rang drei der Gothik Rock Charts stehen. Aber first things first.

Die Halle im Backstage ist dunkel, viele böse Menschen haben sich eingefunden, aber es schien wohl sogar den Hardcore Groupies für zerrissene Strumpfhosen zu kalt, und so musste man bei den wenigsten Angst haben, dass sie mit mehr nichts als etwas bekleidet des nächsten Tages mit Grippe im Bett liegen. Kurz vor neun schlug dann die Stunde der Rock´n sad Veteranen und Lacrimas entern gut gelaunt (darf man so was sagen ?) und gut gekleidet die Bühne um gleich klar zu machen, dass sie trotz Vorgruppenstatus die Halle zu rocken gedachten.

Das haben sie an diesem Abend von ihrer Seite definitiv geschafft. Mit einem hervorragend abwechslungsreichen Set von Ave End bis hin zu den älteren Kompositionen legte die Combo einen lupenreinen Sound und Gig hin, selten dass mal alles so zu hören ist wie man sich das vorstellt. Besonders geil ebenso, dass sich die Band des Rock´n Rolls erinnert hat, und Olli an der Gitarre mal kurz dem Gott des Hävi Medddl ein paar Ständchen spielte, während sich Mr Frontmann stimmlich in den Untiefen meiner Schienbeingegend bewegte und so wunderbar zwischen endlos tief und hohem Gesang wechselt, dass da so mancher Fronthansel ganz gut neidisch geworden sein durfte.

Auch bei so manchem vor der Bühne stehenden dämmert langsam das Verständnis, dass die Band ja wirklich ordentlich auf die Kacke haut und man seinen Kopf vor und zurück bewegen darf. Manche haben das allerdings bis heute nicht verstanden und blieben lieber im Stalaktiten Status. Sehr seltsam, denn wenn sich Willi am Drum dermaßen die Seele aus dem Leib kloppt und auch der Rest mehr Wasser und Alkohol ausschwitzte als es im gesamten Backstageraum zu finden gab ist es sehr verwunderlich, dass nicht ausnahmslos jeder Lacrimas Respekt zollt. Immerhin kamen immer und immer mehr drauf und zu Ave End und dem letzten Song sah man so manchen fleißig am Bangen und klatschen.

Fazit: Ein sehr geiler Sound, ein Gig mit ordentlich Schmackes und eine Band, die auf jeden Fall aus den Fußstapfen der 69er heraustreten wird.

Umbau, Rumgeräume, Schlagzeugklopfen. Da nimmt man sich kurz mal Zeit für ein satanisches Bierchen, muahaha und einem Plausch mit den vor Schweiß triefenden Jungs von Lacrimas. Tags drauf geht es in Nürnberg weiter, Zürich etc. war schon dran und da hatten die Fans wenigstens die Eier sich halb tot zu bangen ! Was soll’s, über die Nichtbewegbarkeit des bayrischen Fleisches ließen sich Bücher schreiben und solange diese Unbewegbarkeit nicht zur Unrockbarkeit wird ist zumindest nicht alles in Gefahr.

Vorhang auf und Spot an: The 69 Eyes, die Helsinki Vampires. Oder so. Na ja. Da schien der Mischermann wohl seine gesamten Kräfte bei Lacrimas verbraten zu haben, Gitarren und Bass blieben teilweise schon arg auf der Strecke. Immerhin waren Drum und „Gesang“ zu hören, ohnehin das Spektakulärste eines recht passiven Auftritts.

Und nun die Frage: Wie komisch darf man sich anziehen um noch böse zu sein, und wie böse muss man sein um sich so anzuziehen ? Hat da jemand die 80er verpennt ? Ein bisschen sehr komisch darf man schon kucken wenn der Frontmann im schicken Skelettgummianzug lasziv über die Bühne… hm…schwebt ? So richtig Mühe schien sich auch nur der Drumer zu geben, der zwar mit seiner Turmfrisur halb an die Hallendecke stieß, aber zumindest alles versuchte aus seinem Drum jegliche Töne herauszukloppen. Das konnte man vom Rest der Band nicht gerade behaupten. Gitaristen und Bassist standen mehr schlecht als recht irgendwie auf der Bühne rum, als fragten sie sich was sie denn hier eigentlich machten und von wegen Bewegung oder so war auch nicht zu sehen.

Natürlich und berechtigter Weise könnte der Hardcore 69 Fan jetzt sagen: Das gehört doch zur Show, und das ist eben so ! Ach so ! Aber… welche Show ? An dieser Stelle darf man dann einfach mal ein irgendwo einmal gelesenes Zitat über Type 0 Negative bringen, dass auch hier wunderbar passt: „Jungs schneidet Euch meinetwegen die Zehennägel auf der Bühne, ABER macht irgendwas !!!“

Hätte sich die Band wenigstens den finnischen Arsch abgespielt hätte keiner was gesagt. Hätten die Jungs wenigstens den Klassiker aller Klassiker „Wasting the Dawn“ nicht so verkackt, hätte keiner was gesagt. Aber so kann man nur sagen: Da muss man doch mal was sagen ! Und zwar, auch wenn’s hart klingt: Jungs, das nächste mal seid IHR die Vorband, denn so habt ihr gegen Lacrimas nicht die geringste Chance, und ausruhen gibt’s in so nem Job nicht. Sprachs und ging schlafen !

, 26.03.2005

Weitere Cd-Besprechungen und Stories

Leserkommentare