Konzertbericht
H2O
The Attack
15 Jahre H2O
Brooklyn, NY
21.02.2010
Die Schließung des CBGBs 2006 war eines der großen Zeichen, daß NYCs Hardcore Szene mit sich zu kämpfen hat. Die Lower East Side ist "dicht", die meisten Urbands aufgelöst und eher im Kinderzimmer unterwegs als auf den Bühnen kleiner Clubs und die Musik alleine ist dann auch nicht mehr die treibende Kraft in die nächsten Jahrzehnte hinein. Wie mitreißend können fünf Akkorde schon sein, wenn die Magie fehlt, die Energie und Hingabe. Und wenn sich dann noch der Stadtteil und Hipsterkatastrophe Williamsburg als selbsternannte Rettung NYCs Indiemusik auf alle Bühnen drängt, ja dann bekommt die heutige Jugend wahrhaftig einen anderen Eindruck von der lokalen Musikszene als sie durch ein Haufen angepißter Arbeitersöhne erleben würde, die sich mit ihrer eigenen Musikidentität ihren Frust von der Seele kloppen.
Genug geheult, jede Ära ändert sich irgendwann. Um so froher war ich dann, daß zumindest noch ein paar Bands die Fahnen hochhalten. H2O feierte 15-jähriges Jubiläum, und ausgerechnet in Williamsburg, Brooklyn, in einem kleinen Club namens Knitting Factory. Ein Termin war schnell ausverkauft, es wurde dann gleich entschieden, noch einen hintendran zu hängen. Zwei Matinee Shows, von 16-20Uhr.
Vorgruppe waren The Attack, die sind mal 20 Stunden mit der Karre von Florida hochgeknüppelt, für zwei Tage, aber den Jungs war es wert. Den Zuhörern dann auch. Dreckiger Punk Rock vom feinsten, fetter Sound, fette stimme, und ab dafür. Zehnmal bedankt, 30 Minuten gespielt, noch der Stadt mit einem Beastie Boys Cover Tribut gezollt (Time For Livin) und dann ende.
Danach wurde umgebaut für H2O. Es war an beiden Tagen ausverkauft, das Publikum war im Schnitt um die 30 Jahre alt, rannte entweder mit H2O, Madball, Sick Of It All oder Yankees Shirt und obligatorischer Baseballmütze rum.
Dann ging es los, und es war wirklich enorm, was die Stimmung angeht. H2O an sich ist ja schon eine fröhliche band, dann noch mit einer immensen Spiellust gepaart und einem Publikum, das in ihrer Band so textsicher ist wie die Fans von Tokio Hotel. 15 Jahre, fünf Alben, 90 Minuten Zeit und es war ein Fest, was mich selbst einen Monat später noch in Freude versetzt. Alles was Laune macht wurde gespielt und zwischendurch gab es immer ein paar kleine Ansprachen die Mut machen, die zeigen, warum H2O diesen Status verdient haben. Diese Freude an der Musik, an der Szene, diese Ehrlichkeit und den Respekt den Fans gegenüber, ich denke es gab so einige male Gänsehaut und die Gewißheit, daß es doch noch das Schöne gibt, was Hardcore ausmacht: die Gemeinschaft. Daß die NYC Gemeinschaft noch intakt ist hat sich da gezeigt, auch dadurch, daß viele andere Bands auch mit im Publikum und auf der Bühne waren. Lou von Sick Of It All rannte zwischendurch ans Mikro, ebenso wie Civ von CIV und Mitts von Madball schwang sich für ein Lied die Gitarre um. Man zeigt Unterstützung wo und wann man kann, und H2O haben es verdient. Die ganze Szene hat’s verdient.
stephan meyer, 07.03.2010
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