Interview
Medeia
Von netten Jungs und alternativem Deathmetal
Hier noch weitestgehend unbekannt, haben sich die finnischen Deathmetal-Musiker von Medeia nun aufgemacht, um die deutschen Lande mit ihrer Mischung aus Deathmetal, New Metal und ein wenig Metalcore zu erobern. Und was könnte da besser passen wie eine Tour mit den Deathmetal-Ikonen Finnlands Children Of Bodom. Während ihrer ausgedehnten Europatour haben Medeia nun die Chance ihre Songs vielen metalbegeisterten Musikfans nahe zu bringen. Da trifft es sich natürlich auch prächtig, dass Ende Oktober das neuste Studioalbum „Iconoclastic“ auf den Markt kommt. Bizarre Radio hat sich vor dem Auftritt in der Kölner Music Hall aufgemacht, um mehr über die Finnen, ihre Musik und den Touralltag zu erfahren. Gitarrist Samuli Peltola nahm sich daher kurzerhand die Zeit, um unserer Redakteurin Katja Rede und Antwort zu stehen.
Bizarre Radio: Ja Samuli, toll, dass das heute mit unserem Interview geklappt hat. Ich bin schon ganz neugierig, was du mir und besonders unseren Lesern alles über euch und eure Musik so verraten wirst. Aber zuerst einmal hoffe ich, dass es dir heute gut geht und du bisher einen angenehmen Tag hattest.
Samuli: Ja danke. Ich liebe Köln total. Ich habe hier auch Verwandtschaft wohnen, die ich sonst auch immer so einmal im Jahr besuche. Heute bin ich dann wie sonst auch mal durch die Stadt gelaufen, war an Plätzen dich ich sehr mag. So Sachen halt.
Bizarre Radio: Dann gehe ich mal davon aus, dass du Deutsch sprechen kannst. Richtig?
Samuli: Nein, nicht so wirklich.
Bizarre Radio: Ach, dein Deutsch ist ganz sicher besser wie mein Finnisch. (grinse)
Samuli: (lacht) Na das kommt auf deine Finnisch-Kenntnisse drauf an. Ich meine, ich erkenne einige deutsche Wörter und ja, ich habe Deutsch mal in der Schule gelernt, es aber nie wirklich benutzt. Das kennst du sicherlich auch.
Bizarre Radio: So ungefähr ist das mit meinen Finnisch-Kenntnissen auch. Etwas in der Universität gelernt, aber nie benutzt. Und schon hat man alles wieder vergessen. Aber okay, wir wollen hier ja auch keinen Sprachenkontest starten, sondern uns über deine Band Medeia und eure Musik unterhalten. Die Bandgründung erfolgt ja bereits 2002 in Finnland. Und trotzdem kennen die meisten Leute euch hier nicht. Also kannst du mir ein wenig was über euch und die Bandmitglieder verraten?
Samuli: Ja, wie du schon sagtest, unsere Band wurde 2002 gegründet und dann haben wir so 5 Jahre lang immer wieder geübt, geübt und nochmals geübt. Während der Zeit sind wir dann in Finnland ein wenig bekannter geworden. 2006 kam dort dann auch unser erstes Album heraus. Seitdem haben wir in unserer Heimat verdammt viele Shows gespielt. 2009 ging es dann erstmals auf Europatour zusammen mit The Ocean und Burst. Wir haben danach immer wieder versucht mit anderen Bands außerhalb von Finnland zu touren. Aber durch die angespannte Lage in der Musikindustrie war und ist das halt nicht immer so einfach. Aber nun haben wir es Gott sei Dank wieder geschafft und wollen auch das Beste daraus machen. Und es ist ja auch eine echt lange Tour, so daß wir auch einiges von Deutschland sehen werden und hoffentlich treffen wir auch viele neue Leute.
Bizarre Radio: Dann drücke ich euch da mal die Daumen.
Samuli: Das ist sehr nett. Danke schön. Und du wolltest doch auch noch was über die Bandmitglieder hören nicht?
Bizarre Radio: Ja.
Samuli: Nun da gibt es die zwei Gitarristen, d.h. mich Samuli Peltola und Pekko Mörö, unseren Drummer Janne Putkisaari, den Sänger Keijo Niinimaa und den Bassisten Samuli Kuusinen. Reicht dir das erst mal als Vorstellung oder sollen wir direkt bei unserer Musik weiter machen? (lacht)
Bizarre Radio: (lache ebenfalls) Ach, lass mir doch noch ein paar Themen für Fragen über. Sonst artet das nachher in einen Monolog aus und mein Chef fragt mich wieso ich eigentlich noch als Redakteurin bei Bizarre Radio beschäftigt bin. Aber wo du schon das Thema Musik anschneidest, lass uns doch mal ein wenig über euer nun anstehendes neues Studioalbum „Iconoclastic“ reden. Ich muss ja eingestehen, dass ich zu Beginn wenig mit euch anfangen konnte. Ich habe dann ein wenig im Internet recherchiert, aber so wirklich schlau wurde ich auch nicht. Nun meine Bitte an dich. Kannst du mir und unseren Lesern mal in deinen Worten den Musikstil von Medeia näher bringen? Wie würdest du ihn beschreiben?
Samuli: Wir versuchen ein wenig unser eigenes Musikgenre aufrechtzuerhalten. Wir nennen es Alternative Deathmetal. Es ist also nicht der typische 0815-Deathmetal. Wir bedienen uns zwar an den typischen Elementen des Deathmetals, tunen es dann aber doch etwas mit unseren eigenen Ideen. Man könnte sagen, dass es sehr gitarrenlastig ist. Vielleicht kann man auch einfach Modern Deathmetal dazu sagen. Es gibt halt viele melodische Aspekte, aber auch eine Menge harter Gitarrenparts.
Bizarre Radio: Okay, das gibt doch schon mal erste Anhaltspunkte an das, was man bei euch zu erwarten hat. Wann und wo habt ihr dann eigentlich „Iconoclastic“ aufgenommen bzw. produziert? Und wer ist bei euch der kreative Kopf wenn es um das Komponieren der Songs geht?
Samuli: Ich mache einiges beim Songwriting. Aber auch unser Drummer Janne, sowie unser anderer Gitarrist arbeiten viel mit mir zusammen. Unsere Keyboarderin Laura steuert dann oft noch ein melodisches Gerüst zu den Songs bei wie z.B. die cleanen Gesangsparts und die Keyboardelemente. Den finalen Touch erhalten die Songs dann durch unseren Sänger Keijo. Der macht dann mit seinen Shouts alles wieder kaputt. (lacht) So in etwa läuft das dann bei uns ab.
Bizarre Radio: Okay, wenn ich dich nun darum bitten würde „Iconoclastic“ mit ein paar simplen Worten zu beschreiben. Wie würden diese lauten?
Samuli: Frisch. Experimentell. Dazu muss ich erklären, dass wir bisher immer Alben hatten, die ein gewisses Thema verfolgt haben. Dieses Mal haben wir die Songs aber alle individuell und ohne thematischen Hintergrund produziert. Jeder Song erzählt seine eigene Geschichte. Das ist für uns halt ein wenig experimentell gewesen. Und die letzten Alben waren düster und langsamer. Jetzt ist etwas mehr Dampf dahinter, daher ist es auch frischer geworden.
Bizarre Radio: Und woher nehmt ihr die Inspirationen für eure Songs?
Samuli: Ich habe dieses Mal bei 8 Songs auch die Texte dazu geschrieben. Die sind für mich halt ziemlich persönlich. Ich erzähle dabei von meiner Lebenseinstellung. Der Titel „Iconoclastic“ verrät es ja auch schon. Der Begriff stammt vom Atheismus. Ich bin selbst Atheist und jeder der 8 Songs erzählt eine Geschichte die sich jeweils mit einem Thema auseinander setzt. So haben die Songs aber auch keine wirklich Verbindung zueinander. Ich wollte das dieses Mal so machen. Die Tracks sollten alle unabhängig voneinander eine Einheit ergeben. Das war für mich dann auch wesentlich einfacher, als immer an einem thematischen Hintergrund behaftet zu sein.
Bizarre Radio: Also könnte man sagen, dass „Iconoclastic“ quasi so eine Art Zusammenstellung von Kurzgeschichten darstellt?
Samuli: Ja ganz genau. Und es beschreibt meine Sichtweise auf die heutige Welt.
Bizarre Radio: Ich muss eingestehen, dass ich mit der Bedeutung des Albumtitels zuerst nicht viel anfangen konnte. Ich habe mich dann einmal schlau gemacht und herausgefunden, dass es ja etwas Poetisches hat und eigentlich ein Begriff aus der Religion ist. Ich fand das dann doch recht ungewöhnlich so was als Namen für eine Metalplatte auszuwählen. Für gewöhnlich benutzen Metalbands ja eher Sachen wie Blut, Tod, Horror oder ähnliches. Bei eurem Album muss man dann doch mal etwas mehr dahinter schauen und nachdenken.
Samuli: Richtig. Man will ja auch, dass die Leute anfangen nachzudenken, wenn sie die Songs deiner Band hören. Außerdem sollen sie ja auch auf ein Album aufmerksam gemacht werden und dann interessiert reinhören. Unsere Platte ist jetzt aber auch keine anti-religiöse Scheibe. Eigentlich geht es darin kaum um Religion. Es geht vielmehr um die Vernichtung der von den Menschen gemachten religiösen Symbole. Stattdessen sollen eben das Herz und die Logik in den Vordergrund treten. Auf dem Albumcover findet man daher auch verschiedene religiöse Symbole wie z.B. das Kreuz und das Pentagramm und alle sind übereinander angeordnet und aneinandergenagelt. Darüber steht dann eben der Titel „Iconoclastic“ was nichts weiter sagen will, als das mir persönlich diese Symbole so gar nix bedeuten.
Bizarre Radio: Puh, darüber muss man jetzt erst einmal ein wenig nachdenken schätze ich. Daher möchte ich das Gesprächsthema nun doch mal wieder auf ein paar leichter verdauliche Themen bringen. Als ich mir Gedanken gemacht habe was ich euch so alles während des Interviews fragen kann, kam mir als alte Klatschtante natürlich auch sofort in den Sinn, euch über den Touralltag mit Children Of Bodom auszufragen. Für gewöhnlich passieren auf Tour ja immer eine Menge lustige oder ungewöhnliche Ding, die man als Konzertbesucher so ja nicht mitbekommt.
Samuli: (lacht)
Bizarre Radio: Aber zuerst einmal würde es mich interessieren, wie es ist mit den Jungs zusammen unterwegs zu sein.
Samuli: Na weißt du für uns als kleine Band ist das natürlich ein Glücksfall mit einer solchen Band wie Children Of Bodom unterwegs sein zu dürfen. Es war für uns ja verdammt hart endlich wieder mal eine Band zu finden, die uns auf Europatour mitnehmen würde. Von daher war es dann wohl doch göttliche Eingebung, dass es mit Children Of Bodom so gepasst hat. (lacht) Für uns ist das eben wie der Gewinn des Jackpots.
Bizarre Radio: Die Tour ist ja nun auch extrem ausgedehnt.
Samuli: Ja absolut. Das ist die wohl längste Europa-Tour die Children Of Bodom jemals gemacht haben und vielleicht sogar eine der längsten Touren die jemals eine finnische Band durch Europa unternommen hat.
Bizarre Radio: Meinst du? Ich meine mich erinnern zu können, dass HIM früher auch verdammt viel unterwegs waren.
Samuli: Ja, das habe ich letztens auch gehört. Aber für gewöhnlich ist man ja nur so 4 bis 6 Wochen unterwegs. Jetzt geht es halt bis Ende November von Stadt zu Stadt.
Bizarre Radio: Okay, mir juckt es in den Fingern und ich muss es jetzt endlich loswerden: Gibt es schon irgendwelchen Klatsch und Tratsch, den du mir von der Tour erzählen kannst? Weißt du, als Frau ist man da ja immer so schrecklich neugierig. Und gerade Children Of Bodom haben ja den Ruf weg, dass sie so richtig harte Partytiere sind. Aber mal ehrlich, sind die Jungs wirklich so schlimm wir ihr Ruf oder sind sie doch eher die braven und netten Kerle von nebenan?
Samuli: Ich muss ehrlich sagen, dass sie wirklich verdammt nette Jungs sind. Ja, klar, sie wissen wie man anständig abfeiert, aber während der vergangenen Woche konnte ich etwas Zeit mit Jaska und Henkka verbringen. Wir haben uns zumeist über Sportthemen unterhalten. Jaska hat mir ein wenig von seinem Hausbau erzählt. Es wurde halt so einiges erzählt. (lacht) Und eigentlich ist es doch immer toll, wenn man irgendwelche Gemeinsamkeiten hat über die man reden kann. Und auch wenn Children Of Bodom echt voll die großen Rockstars sind, so sind sie eigentlich ganz normale Leute. Wir haben ja auch schon andere große Namen des Rockbusiness getroffen wie z.B. Ozzy Osbourne oder Dillinger Escape Plan. Und was mich immer wieder fasziniert ist die Tatsache, dass je bekannter die Musiker sind, desto normaler werden sie nachher auch wieder. Klar, es gibt da sicherlich diese Zeit, wo du gerade DER Rockstar bist und dir alles etwas zu sehr zu Kopf steigt, aber dann irgendwann wird man dem allen auch überdrüssig und versucht wieder mehr zu sich selbst zu finden. Und dann werden sie alle auch wieder total nette Menschen. Und so ist das mit Children Of Bodom eben auch. Das sind wirklich wahnsinnig nette Jungs. Ach was ich ja noch verraten kann. Es waren ja auch Children Of Bodom, die uns auf diese Tour mitgenommen haben. Wir haben zuvor schon ein paar Mal zusammen mit ihnen in Finnland gespielt und da haben wir schon gesagt, dass es toll wäre, wenn sie uns auf der nächsten Europatour als Support mitnehmen würden. Und sie haben jetzt ja auch Wort gehalten. Und jetzt sind wir hier. Wie cool ist das denn mal bitte.
Bizarre Radio: Na, das ist wahrlich mal was verdammt Cooles und nettes. Auch wenn ich gerne noch einiges mehr mit dir bequatschen würde, so müssen wir wohl langsam zum Ende unseres Interviews kommen. Ich möchte daher die verbleibende Zeit nutzen, um dir einfach mal ein paar Begriffe an den Kopf zu werfen. Erzähl du mir doch dann einfach nur, was dir dazu einfällt.
Samuli: Okay.
Bizarre Radio: Deutschland.
Samuli: Köln.
Bizarre Radio: Aftershow Partys.
Samuli: Dazu fällt mir jetzt allerdings einiges ein. (lacht) Aber ich sage jetzt einfach mal nur große Party.
Bizarre Radio: Der friedvollste Platz an dem du jemals warst.
Samuli: Mein Haus, mein zuhause.
Bizarre Radio: Was vermisst du am meisten, wenn du unterwegs bist.
Samuli: Meine kleine Tochter.
Bizarre Radio: Auch wenn es jetzt nicht direkt passt, aber ich muss das einfach immer bringen: Sex, Drugs & Rock’n’Roll.
Samuli: Mh, muss nicht sein.
Bizarre Radio: Ja, dann war es das auch schon. Ich möchte mich noch einmal für das super nette Gespräch mit dir bedanken und wünsche euch viel Spaß bei der nachher noch stattfindenden Show.
Kitty N., 15.10.2013
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