Interview

Rolo Tomassi

"Unverständlicher, verrückter, abgefuckter Lärm"

Rolo Tomassi sind vier Jungs und ein Mädchen aus Sheffield, die eine ausgeprägte Vorliebe für krumme Riffs, weibliches Gebrüll und irrwitzige Nintendo-Synthesizer haben. Mit "Cosmology" veröffentlichen sie nun ihr zweites Album und werden damit wohl wieder auf Begeisterung und Unverständnis zugleich stoßen. Keyboarder James stand uns Rede und Antwort zum neuen Album, zur Tour und zur Arbeit mit einem Produzenten, der sonst auch gerne mal mit Snoop Dogg oder Britney Spears zusammen arbeitet.

BR: Wo bist du gerade?

James: In Nottingham, gerade zurück gekommen von unserer UK-Tour mit Biffy Clyro. Wir haben ein bisschen Zeit in diesem Monat.

BR: Ich denke, dass euer neues Album "Cosmology" auf irgendeine Weise eingängiger ist als der Vorgänger "Hysterics", habe aber keine Ahnung auf welche. Kannst du mir da behilflich sein?

James: Ich stimme dir zu, dass es eingängiger und deshalb bei den ersten Hördurchläufen anhörbarer ist. Wir haben das Album zwischen unseren Festivalauftritten im letzten Jahr geschrieben, als wir uns Bands ansahen, die uns mit ihren spaßigen Festival-Performances absolut weggeblasen haben. Wir wollten bei unserer Musik sicher gehen, dass es Spaß macht, sie live zu spielen und deswegen klingt sie so, wie sie eben klingt. Ich glaube es liegt vor allem daran, dass die Songs auf eine bessere und manchmal offensichtlichere Weise strukturiert sind.

BR: Wie war die Arbeit mit Diplo? Hat es lange gebraucht, bis ihr eure Ideen zusammenführen konntet?

James: Mit Diplo zu arbeiten war großartig. Wir hatten das komplette Album schon geschrieben, bevor wir ins Studio gegangen sind und alles hat sich wirklich einfach zusammengefügt. Wir wussten, dass es riskant sein würde, mit jemandem zu arbeiten, dessen Wurzeln nicht in der Rock-Community liegen, aber wir sind alle sehr glücklich mit dem Endprodukt.

BR: Greg Puciato von Dillinger Escape Plan sagte kürzlich in einem Interview, dass er sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie sich seine Band für den durchschnittlichen Musikkonsumenten anhören muss. Geht es euch auch so?

James: Auf jeden Fall. Wir spielen unsere Songs so oft, dass sie sich für uns am Ende absolut geradlinig anhören. Wenn man dann von jemandem hört, dass unsere Musik für ihn unverständlicher, verrückter, abgefuckter Lärm ist, ist das schon bizarr!

BR: Es gibt viele coole, junge Bands aus Sheffield, die Musik aus völlig verschiedenen Genres spielen. Glaubst du, dass Rolo Tomassi genauso klingen würden, wenn sie in London oder New York angefangen hätten?

James: Das ist unmöglich zu sagen. Ich rede mir gerne ein, dass es keinen großen Zusammenhang zwischen unserem Umfeld zuhause und dem Klang unserer Band gibt, aber es ist schwer einzuschätzen. Wären wir nicht in Sheffield aufgewachsen, hätte ich bestimme Bands nicht spielen sehen, die meinen Geschmack und letztlich meine Art Songs zu schreiben, beeinflusst haben.

BR: Wie sollte man eure Musik anhören - CD, Ipod oder Vinyl?

James: Wie es jedem am angenehmsten ist. Ich glaube nicht, dass es eine richtige Weise gibt.

BR: Ich mag die Artworks von "Hysterics" und "Cosmology". Stammen beide vom selben Künstler? Wie wichtig ist euch das Artwork im Allgemeinen?

James: Ja, die Artworks für beide Alben kommen von unserem Freund Simon Moody. Artworks sind sehr wichtig für uns. Ich glaube, dass alles, das den Namen deiner Band trägt, darauf hinweist worum es bei deiner Band geht und wenn eine Band ein beschissenes Album-Artwork hat, in das augenscheinlich nicht besonders viel Aufwand gesteckt wurde, bin wesentlich weniger geneigt reinzuhören. Wir sind alle große Fans von Simons Kunst, er hatte bis auf ein paar T-Shirt-Designs die volle Kontrolle über alle unsere Artworks seit "Hysterics". Checkt mal seine Webseite aus: www.linedwithghosts.com

BR: Gibt es eine deutsche Band, die ihr gerne hört?

James: Ich habe ein paar Platten von Louise Cyphre, die ich wirklich schätze! Ich habe sie vor ein paar Jahren beim Cry Me A River Fest in Bielefeld gesehen und sie waren einfach genial.

BR: Wie waren eure Deutschland-Konzerte im April? Habt ihr vor, bald mal wieder hier her zu kommen?

James: Wir hatten einen Mordsspaß. Natürlich war klar, dass die Shows einer Tour mit Trash Talk und Throats super werden würden und ja, wir sind ziemlich heiß drauf Ende des Jahres wieder zu kommen. Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber das wird sich in den nächsten Monaten ändern.

BR: Danke für das Interview!

Benedikt Ernst21.05.2010

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