Interview
Macbeth
Uns gibt es immer noch!
Macbeth sind im Augenblick ohne Zweifel eine der interessantesten Metlbands im deutschsprachigen Raum. Die jüngst erfolgte Veröffentlichung ihres neuen Studioalbums „Wiedergänger“ bot natürlich die Gelegenheit, die Band ein wenig näher kennenzulernen. Unser Interviewpartner war Sechsaiter Hanjo Papst:
Bizarre Radio: Euer neues Album „Wiedergänger“ steht ja nun seit einigen Tagen in den Läden. Wie waren die Reaktionen bisher?
Hanjo: Unsere Fans sind begeistert und das ist die Hauptsache! Allerdings freuen wir uns auch über die guten Reviews.
Bizarre Radio: Euer Vorgänger-Album „Gotteskrieger“ wurde ja seinerzeit ziemlich abgefeiert. Wie groß war denn der Druck, einen mindestens ebenbürtigen Nachfolger einzuspielen?
Hanjo: Man versucht immer, sich noch zu verbessern. Die „Gotteskrieger“ war ja schon ein großer Schritt nach vorn. Nun hoffen wir, dass man jetzt auch eine Weiterentwicklung erkennen kann.
Bizarre Radio: Auf „Wiedergänger“ ist erstmalig euer neuer Schlagzeuger Simon Mengs vertreten, der Patrick W. Engel ersetzt hat. Patrick ist euch aber noch als Produzent erhalten geblieben. Ich stelle mir das für Simon als ziemlich schwierig vor, zu wissen, dass da im Hintergrund noch einer ist, den man beerbt hat und der vermutlich ganz genau auf einen schaut. Gab es diesbezüglich keine Konflikte?
Hanjo: Nein, überhaupt nicht. Engel ist als Produzent für alle Beteiligten eine Bereicherung. Und so hat es auch Simon gesehen. Außerdem braucht er sich als Schlagzeuger auch nicht zu verstecken. Engel war überrascht, wie professionell Simon zu Werke gegangen ist. Die Schlagzeug-Aufnahmen waren in knapp zwei Tagen Geschichte.
Bizarre Radio: Bei der Rezension des Albums habe ich mich bezüglich des Tracks „Fritz H.“ gefragt, ob ihr euch in jüngerer Zeit mal Macabres „Murder Metal“-Album bzw. den darauf enthaltenen Song „Fritz Haarmann der Metzger“ zu Gemüte geführt habt. Nicht, dass die beiden Songs identisch klingen, aber hinsichtlich der Refrains gibt es doch erstaunliche Parallelen.
Hanjo: Ich kenne die Macabre Version gar nicht. Ich vermute aber, dass Macabre sich auch des alten Schlagers aus den 20ern bedient haben. Wir nutzen ja auch die Melodie dieses Gassenhauers für den Refrain. Deswegen wahrscheinlich die Parallelen.
Bizarre Radio: Das Thema Stalingrad ist ja in der Vergangenheit bereits von vielen Bands thematisiert worden. Eure Interpretation des Themas in Form der „Stalingrad-Trilogie“ hat aber einen ziemlich eigenständigen Ansatz. Genial fand ich vor allem die Idee, im dritten Teil „Das Kreuz“ über die Todesart einen gefallenen Soldaten zu spekulieren. Was hat euch dazu bewegt, sich dieses Themas anzunehmen?
Hanjo: Wir kennen den Krieg noch aus den Erzählungen unserer Großväter. Das gab schon vorher den Ansatz für den einen oder anderen Song (z.B. Das Boot). Als ich vor Monaten noch die Gelegenheit hatte, mit einem Überlebenden der Schlacht zu sprechen, war mir klar, dass ich darüber einen Song machen muss. Allerdings merkte ich schnell, dass ein Song nicht ausreicht, das Grauen auch nur annähernd zu schildern.
Bizarre Radio: Auf der Digipack-Version von „Wiedergänger“ sind vier Bonustracks enthalten, die vom „Macbeth“-Debüt bzw. der „Zeit der Zeiten“-Compilation stammen. Vergleicht man diese Songs mit eurem heutigen Leistungsstand, so fällt auf, dass ihr euch in Sachen Songwriting enorm gesteigert habt. Ohne jetzt den großen Speichellecker heraushängen zu lassen, würde ich sogar soweit gehen, zu behaupten, dass ihr mit der Art eures Songwritings und vor allem euren Texten spätestens seit dem „Gotteskrieger“-Album mit keiner anderen hiesigen Band zu vergleichen seid. Wie seht ihr das?
Hanjo: Als Band, die Metal mit deutschen Texten macht, stehen wir in der Tat relativ alleine da. Rammstein, In Extremo u.s.w. sind eigentlich ganz andere Baustellen und deshalb auch nicht mit uns vergleichbar. Es gibt allerdings immer wieder Reviews, die uns dort mit in die Schublade hauen aus Mangel an Beispielen. Auch Eisregen oder die Apokalyptischen Reiter werden immer wieder ins Spiel gebracht. Dieser Vergleich hinkt genauso. Außer der gemeinsamen Sprache gibt es da nicht viele Gemeinsamkeiten. Ansonsten würde ich sagen, höre dir einen Song wie „Zeit der Zeiten“ an. Dort wurden 1985 schon die Weichen gestellt für unsere heutige Musik. Der Text inspiriert mich noch heute und in diesem knapp vierminütigen Song steckt mehr drin, als in manchem langen Song.
Bizarre Radio: Schaut man sich die Cover eurer beiden letzten CDs sowie der „From Hell“-DVD an, so begegnet einem immer wieder dieselbe Gestalt. Scheinbar habt ihr mittlerweile eine Art Macbeth als Maskottchen?
Hanjo: Das hat sich so ergeben. Die Fans fanden den Herrn auf der „Gotteskrieger „ cool und so haben wir ihn als Wiedergänger zurückkehren lassen.
Bizarre Radio: Ende Oktober werdet ihr für Accept im Erfurter Stadtgarten als Supportact agieren. Mit dieser Stätte verbinden euch ja so einige Erinnerungen; da ihr nach einem Konzert im Stadtgarten zu DDR-Zeiten von staatlicher Seite mit einem unbefristeten Auftrittsverbot belegt wurdet. Was gehen einem da für Gedanken durch den Kopf, wenn man nun wieder an diesen Ort zurückkehrt und dabei ausgerechnet für Accept eröffnet, deren „Fast As A Shark“-Interpretation euch ja seinerzeit von offizieller Seite den Vorwurf einbrachte, rechtsradikales Liedgut zu spielen, was mit ein Grund für das Verbot war?
Hanjo: Es ist ein befriedigendes Gefühl. Die DDR und alle Institutionen, die uns damals den Garaus machen wollten sind verschwunden. Uns gibt es immer noch! Und natürlich ist es für uns eine Ehre, mit unseren alten Idolen dort zu spielen.
Bizarre Radio: Um noch einmal bei der Vergangenheit zu bleiben: Der staatlichen Willkür zum Trotz habt ihr ja zunächst unter dem Namen Caiman weitergemacht und euch nach der Wende wieder in Macbeth umbenannt. Zwei tragische Todesfälle sorgten jedoch dafür, dass die Band zwischenzeitig aufgelöst wurde. Was waren denn die Gründe dafür, dass ihr dann doch noch einmal einen Neuanfang gewagt habt?
Hanjo: Ein ehemaliger Tontechniker fragte uns, ob wir nicht Bock hätten, auf seinem runden Geburtstag zu spielen. Da haben wir uns mehr aus Spaß an der Freude noch einmal aufgerafft. Und es fühlte sich gut an, wieder etwas gemeinsam zu machen. Der Anfang war allerdings mehr als holprig, da zwei wichtige Personen nicht mehr zur Verfügung standen. Die ganze Geschichte ist dann mit der Zeit gewachsen. So richtig wohl fühlten wir uns allerdings erst wieder, als Engel unsere Wege kreuzte. Er führte uns auf den richtigen Weg zurück.
Bizarre Radio: Abschließend noch ein Wort zu euren kommenden Liveaktivitäten: Bislang stehen mit Ausnahme der Hamburg-Gigs ja eigentlich nur heimatnahe Veranstaltungen in eurem Tourkalender. Ich denke mal, dass man für nächstes Jahr eine etwas flächendeckendere Gastspielreise erwarten kann, oder?
Hanjo: Wir hoffen natürlich, dass uns das neue Album ein paar Türen auch im Westen öffnen wird und freuen uns auf die Dinge, die kommen.
Jürgen , 26.10.2012
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