Cd-Besprechung

Macbeth

Wiedergänger

Massacre Records
  Vö: 28.09.2012

Bewertung:  13 Punkte
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Wenn Macbeth am 28.10.2012 im Erfurter Stadtgarten für Accept den Konzertabend eröffnen werden, werden gleichzeitig wohl auch die Erinnerungen an einen ganz bestimmten Wendepunkt in der Geschichte der Band wieder hochkommen. Die ostdeutsche Band wurde nämlich zu DDR-Zeiten vom damaligen Regime mit einem unbefristeten Auftrittsverbot belegt. Aufhänger dieser staatlichen Willkür war ausgerechnet ein Coversong, den Macbeth im Rahmen eines Konzerts im Erfurter Stadtgarten – also an gleicher Stelle wie die kommende Accept-Show – zum Besten gaben: Accepts „Fast As A Shark“. Zugegeben, bei dem den Song einleitenden „Heidi-Heido-Heida“-Geträller kann man unbestritten von einem urdeutschen Liedgut sprechen, aber die Verbindung zu nationalsozialistischen Gedankengut ist nun wirklich nicht vorhanden – die für das Verbot der Band verantwortliche Behörde sah dies seinerzeit aber offensichtlich anders.

Macbeth machten anschließend unter dem Namen Caiman weiter; eine Umbenennung in den ursprünglichen Namen erfolgte erst nach der Wende. Kurze Zeit später erhängte sich Sänger Detlef Wittenburg, da er nicht über seine DDR-Gefängnishaft hinwegkam. 1993 schließlich nahm sich Schlagzeuger Rico Sauermann das Leben. Geprägt durch diese Schicksalsschläge dümpelte die Band rund ein Jahrzehnt vor sich hin – erst 2006 gelang mit dem Longplayer „Macbeth“ der Neuanfang. Doch so richtig aufhorchen ließen die Jungs erst 2009, als das Album „Gotteskrieger“ in die Läden kam. Die Scheibe hat mich seinerzeit zumindest auf der ersten Albumhälfte komplett umgehauen; die zweite Hälfte hingegen fand ich nicht ganz so überzeugend. Nun liefern die Thüringer nach einer kleinen Personalrochade hinter der Schießbude (Simon Mengs ersetzte Patrick W. Engel) mit „Wiedergänger“ ihren nächsten Longplayer ab.

An der stilistischen Ausrichtung der Band hat sich durch die o.a. Personalie nichts geändert. Macbeth bieten dem Hörer eine Mischung aus Thrash- und Heavy Metal mit deutschsprachigen Lyrics. Dabei klingen sie aber absolut eigenständig, was in Zeiten eines überwiegend gleichgeschalteten Musikangebots eine wahre Wohltat ist. Die Songs sind gut – allen voran das das Album eröffnende „Kamikaze“ sowie die aus drei Songs bestehende Stalingrad-Trilogie, die auf Grund ihrer Gesamtlänge zwar ein wenig sperrig ist, dafür aber absolut unter die Haut geht. Mich würde zudem mal interessieren, ob sich Macbeth in jüngerer Zeit Macabres „Fritz Haarmann – Der Metzger“ vom „Muder Metal“-Album reingezogen haben, da beide Songs nicht nur das gleiche Thema haben, sondern auch im Refrain so einige Parallelen aufweisen.

Im Vergleich zu „Gotteskrieger“ weist „Wiedergänger“ allerdings nicht das gleiche Hitpotential auf wie sein Vorgänger, der mit Songs wie „Unter dem Beil“, „Gotteskrieger“, „Das Boot“ und „Hunde wollt ihr ewig leben“ etliche 15-Punkte-Kaliber vorweisen kann. Dafür wirkt das Album nun aber homogener, da die Songs auf einem relativ konstanten Niveau bleiben und dem Album im Gegensatz zu „Gotteskrieger“ nicht in der zweiten Hälfte die Luft ausgeht. Daher ist „Wiedergänger“ ein ganz klarer Kauftipp.

Übrigens: Die auf 1.000 Kopien limitierte Digipack-Version des Albums beinhaltet noch vier Bonustracks, die ansonsten nur auf der mittlerweile ziemlich raren „Zeit der Zeiten“-Compilation bzw. – im Fall der Songs „Bomber“ und „Macbeth“ – auf dem „Macbeth“-Album enthalten sind. Gerade an diesen Songs merkt man, wie stark sich Macbeth in ihrem Songwriting in den letzten Jahren weiterentwickelt haben.

13 Punkte (von max. 15)

Jürgen 04.10.2012

TRACKLIST
1. Kamikaze (***)
2. Fritz H.
3. Begraben
4. Fleisch
5. Stück Für Stück
6. Gladiator
7. Wiedergänger
8. Stalingrad – Kanonenfutter
9. Stalingrad – Untergang (***)
10. Stalingrad – Das Kreuz (***)

Bonustracks:
11. Zeit Der Zeiten
12. Bomber
13. Höllenfeuer
14. Macbeth
[ *** Anspieltipps ]

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