Interview

The Shins - Optimismus, bitte!

The Shins

Optimismus, bitte!

Freitagnachmittag auf dem Highfield Festival. THE SHINS sind guter Laune. Es wird gekickert und gleich geht es zum Meet & Greet mit den Fans. Anschließend nimmt sich Frontmann und Songschreiber James Mercer ein paar Minuten Zeit um Fragen zu beantworten. Es fällt schwer sich seinen fast hypnotisch wirkenden braunen Augen zu entziehen. Er antwortet ausführlich und nach dem Hinweis, dass im Meer landende Luftballons Quallen verletzen oder töten können zeigt er Betroffenheit. Hatte die Band doch für das Video zu „Australia“ unlängst eine nicht unbeträchtliche Menge an Ballons in die „Freiheit“ entlassen. Mercer macht sich Gedanken um die Umwelt, die Zukunft und die Menschen im Allgemeinen und er hat zu vielen Themen eine sehr eigene Meinung.

BR: „Wincing the Night Away“ ist seit Anfang Februar auf dem europäischen Markt. Wie war das Feedback auf dieses Album bisher.

JM: Sehr gut. Es gab wirklich eine großartige Reaktion. Wir haben mehr von dieser Platte verkauft. Es verkauft sich gut und ich glaube die Reviews waren auch gut. Ich vermeide es sie zu lesen.

BR: Ich habe gelesen, dass ihr eine Coverversion von Malvina Reynolds Song „Little Boxes“ für „Weeds“ aufgenommen habt. Wie kam es dazu?

JM: Wie das zu Stande kam? Sie haben mir die DVD der ersten Staffel geschickt und ich habe sie mir angesehen und fand es gut. Es ist unterhaltsam und so... Und der Song ist wirklich schön. Ich mag ihn sehr. Er hat mich wirklich gepackt. Eric Johnson, Dave und ich trafen uns und nahmen ihn schnell auf. So ziemlich im ersten Anlauf.

BR: Du hast in einem Interview gesagt, dass du niemals einen fröhlichen Song geschrieben hast. Außerdem hältst du deine Songtexte immer sehr kryptisch. Es ist schwer zu sagen worüber genau du singst. Ist das kryptische Teil deiner Persönlichkeit?

JM: Ja, ist es wahrscheinlich. Ich denke, dass selbst ich in meinem eigenen Kopf manchmal über Gedanken stolpere. Ich habe oft das Gefühl, dass es mir schwer fällt mich selbst zu artikulieren. Ich denke das Leben ist sehr komplex und oft ist Gegensätzliches zur gleichen Zeit richtig. Ich glaube daran ziehe ich mich hoch. Und dann sind da auch viele Metaphern. Ich verstecke mich hinter Metaphern. Ich schreibe über sehr persönliche Dinge und verändere die Person um die es geht in eine Art Metapher ... „red rabits“ oder so etwas.

BR: Ihr seid von New Mexico nach Oregon gezogen. Wo ist zu Haus für dich?

JM: Zu Haus ist nicht in New Mexico. Ganz sicher nicht. Im Moment ist es Portland, Oregon; aber ich bin in verschiedenen Ländern aufgewachsen.

BR: Wirklich?

JM. Ja, ich habe auf dem Rammstein Luftwaffenstützpunkt für drei, na ja zwei Jahre gelebt und in Miesenbach – einer kleine Stadt Names Miesenbach – in der Pfalz.

BR: Aber du sprichst kein Deutsch?

JM: Nein, nein.

BR: Zum Abschluss möchte ich deine Meinung zu ein paar Dingen . Ich sage ein Wort oder eine Wortgruppe und du sagst mir was du denkst. Okay?

JM: Ja.

BR: RAGE AGAINST THE MACHINE.

JM: Weißt du woran ich denke, wenn ich das höre?! AT THE DRIVE IN. Sie hören sich für mich gleich an.

BR: Freundschaft.

JM: Freundschaft. Ich denke an kleine Herzen (malt sie mit den Fingern in die Luft). Ich glaube ich denke an kleine Kinder. Freundschaft ist sehr komplex. Ich denke echte oder wahre Freundschaft haben kleine Kinder zusammen.

BR: Erwachsene haben also keine echten Freundschaften?

JM: Ich hätte beinahe eine Platte mit dem Titel „All Friendships Sour“ rausgebracht. Freundschaften sind etwas sehr seltsames. Ich glaube es fällt mir schwer Freundschaften aufrechtzuerhalten, aber ich werde besser darin.

BR: Ozean.

JM: Ich denke an „Ocean Rain“, die Platte von ECHO AND THE BUNNYMEN. Und ich denke an meinen Geburtsort Hawaii. Und ich denke an Portland, denn es liegt am Ozean. Und ich denke an die Quallen die durch unsere Ballons getötet wurden.

BR: Fehler.

JM: Fehler? Ich versuche Fehler zu vermeiden. Ich denke an Beziehungen. Ich glaube die wichtigsten Fehler, die ich gemacht habe, hatten mit Beziehungen zu tun und mit Zeitverschwendung.

BR: Zukunft.

JM: Die Zukunft? Die Zukunft ist gut. Ich denke die Zukunft ist etwas positives für mich. Ich denke das ist mir eigen. Ich bin ein Optimist. Ich fühle, dass trotz der ganzen Dinge, die momentan falsch laufen, wir diese Probleme lösen werden. Ich glaube wir können das Problem der globalen Erwärmung lösen.
BR: Aber du weißt nicht wie?
JM: Nein, aber ich glaube es gibt Wege. Wenn du dir das Ende des Al Gore Dokumentarfilms ansiehst, dann siehst du, dass es Wege gibt. Ich glaube, dass die Welt zu einem immer weniger natürlichen Ort wird. Es wird immer mehr durch den Menschen eingenommen. Auf der einen Seite ist das traurig, aber es ist unausweichlich. Auf der anderen Seite werden die Menschen generell und kulturell besser. Wir gehen besser miteinander um. Es existiert zumindest ein Konzept von Freundlichkeit, anders als im Mittelalter.

Angelika Möller23.08.2007

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