Interview
rival schools
rival schools - Interview
In einer sehr gemütlichen und entspannten Café Atmosphäre trafen wir Schlagzeuger Sam, um ihm einige Fragen bezüglich der Geschichte von Rival Schools zu stellen.
BR: Wann hast du angefangen Musik zu machen?
Sam: Als ich zehn war, fing ich an Schlagzeug zu spielen. Mein Vater und auch mein Großvater waren ebenfalls Schlagzeuger, da lag es nah, dass ich auch damit anfing. Mit zwölf habe ich dann das erste Mal in einer Band gespielt. Ich würde sagen, da hat alles angefangen.
BR: Kannst du uns Gründe nennen, warum Leute Bands gründen?
Sam: Ich denke, wenn du Musik magst und durch die Schule, einen Freund oder irgendeinen deiner musikalischen Helden, anfängst ein Instrument zu spielen, dann ist das Spielen in einer Band der ultimative Weg zu einem höheren Level zu gelangen. Man kommuniziert dadurch mit anderen Menschen. Aber es hängt auch von der Situation ab. Für mich war es das, was ich immer machen wollte. Damals fand ich Kiss unheimlich Klasse und dachte nur: „Wow, ich will unbedingt Drums spielen und rocken.“
BR: Wer oder was inspirierte dich, diese Art von Musik zu machen?
Sam: Die ersten Platten, die ich besaß, waren von den Beatles, den Beach Boys und Kiss. Außerdem interessierte ich mich zunehmend für Punk und Jazz. Es sind sehr viele Einflüsse, die mich bewegten Musik zu machen, beispielsweise auch Reggae und Hip Hop. Alles mögliche halt.
BR: Wer entscheidet, welcher Song als Single veröffentlicht wird?
Sam: Manchmal wir selbst, aber auch manchmal das Label. Wir machen zwar die Platten, aber sie haben ein besseres Gespür dafür, ob ein Song auch im Radio und Fernsehen gespielt werden kann.
BR: Und wer hat „Used For Glue“ ausgesucht?
Sam: Wir haben alle eine ganze Weile darüber gesprochen, ob es nun „Used For Glue“ oder „Good Things“ wird, entschieden uns dann aber für „Used For Glue“, weil wir dachten, es könnte nicht schaden, als erstes ein etwas härteren Song rauszubringen. Als nächstes werden wir dann vielleicht „Good Things“ oder „Travel By Telephone“ veröffentlichen.
BR: Wie verläuft der Songwriting Prozess bei Rival Schools? Entstehen die Songs durch alle Bandmitglieder oder gibt es einen Hauptverantwortlichen?
Sam: Es ist schon eher eine Zusammenarbeit aller Bandmitglieder. Walter schreibt alle Texte und bringt auch immer sehr viele Ideen mit ein, von daher treibt er Alles am meisten voran, aber viele Sachen entstehen auch einfach durch das zusammen Spielen und Proben.
BR: Welche Bands hörst du dir zur Zeit am liebsten an?
Sam: Ich finde das „Hives“ Album momentan sehr gut, ich mag die neue Scheibe von „Linton Kwesi Johnson“, ein Reggae Künstler, außerdem gefallen mir „Drying Heavy“, eine japanische Dub Band, sehr gut und die „Strokes“ Platte finde ich auch klasse. Natürlich auch noch andere, ältere Sachen.
BR: Hast du einen Lieblings Song auf eurem Album?
Sam: Ja, „The Switch“ gefällt mir zur Zeit am besten. Ich mag sie alle, aber „The Switch“ hat so einen coolen Text, in dem es um Spione geht und es macht mir auch sehr viel Spaß es zu spielen.
BR: Was entsteht zu erst? Die Musik oder der Text?
Sam: Im Allgemeinen die Musik und die Melodie. Der Text kommt dann erst als Letztes.
BR: Ziehst du es vor auf Tour zu sein oder im Studio an neuen Stücken zu arbeiten?
Sam: Ich brauche Beides. Das Gleichgewicht dieser beiden Sachen ist für mich entscheidend. Ich liebe es live zu spielen und die Energie des Publikums zu genießen, aber auch im Studio zu sitzen und an neuen Songs tu tüfteln, herum zu experimentieren und kreativ zu sein. Das Gleichgewicht ist sehr wichtig.
BR: Bist du nervös bevor ihr auftretet?
Sam: Das hängt immer von der Situation ab. Am Anfang der Tour ist man sicherlich etwas aufgeregter als in der Mitte, außerdem kommt es auch darauf an, ob es eher große oder kleine Shows sind, die man spielt, oder ob das Fernsehen da ist. Wir haben zum Beispiel live im BBC Radio gespielt, da war ich schon sehr nervös, weil dich dort das ganze Land hören kann. Es ist also unterschiedlich.
BR: Kommt es auch darauf an, ob man in einem neuen Land, welches man noch nicht kennt, auftritt?
Sam: Ja, das stimmt schon, mittlerweile war ich schon in vielen unterschiedlichen Ländern, aber als ich noch jung war, und in ehemaligen Bands spielte, war das schon so. Aber speziell nach Deutschland komme ich immer wieder gerne und ich finde es hier sehr nett.
BR: Wenn du den Ticketpreis für die Konzerte selbst festlegen könntest, wie viel müsste ein Fan dann bezahlen?
Sam: 3$. Definitiv nicht mehr. So kann es sich jeder leisten zu kommen, um uns zu sehen. Aber es entstehen natürlich auch Kosten, die abgedeckt werden müssen. Es gibt eine Reihe von Leuten, die auch alle ihr Geld haben wollen, wie Promoter, Manager und Veranstalter, dann kommen außerdem noch die Steuern und die Kosten für das Hotel hinzu.
BR: Was macht ihr, wenn ihr nicht tourt oder an Songs arbeitet?
Sam: Ich habe eine Freundin, mit der ich sehr viel unternehme, oder ich hänge mit Freunden rum. Des weitern haben Walter und ich ja noch unser eigenes Label „Some Records“, welches ziemlich viel Spaß bringt. Und ich spiele Basketball.
BR: Habt ihr noch irgendwelche Nebenjobs?
Sam: Nicht wirklich. Wenn ich mal Zeit habe, dann lege ich in Clubs auf, aber das ist sehr schwierig, weil wir sehr viel unterwegs sind und da bleibt dir nicht so vie Zeit für irgendwelche anderen Aktivitäten.
BR: Und welche Musik spielst du dann als DJ?
Sam: Ah, das ist sehr gemischt. Das reicht von Peter Tosh über die Jungle Brothers bis zu Metallica. Und es macht mir sehr viel Spaß.
BR: Was hältst du von den Leuten hier in Europa?
Sam: Ich denke, die Menschen hier sind wirklich cool. In meiner Heimatstadt New York stumpfen die Leute sehr schnell ab, weil man dort so viele Konzerte jeden Tag besuchen kann, dass man irgendwann nicht mehr den nötigen Enthusiasmus aufbringt. Hier erscheint mir das alles noch ein wenig herzlicher. Das ist sehr aufregend.
BR: Wenn ihr eine Headliner Tour spielt, sucht ihr euch die Vorbands dann selber aus?
Sam: Ja, so gut wie immer. Manchmal gehen wir auch auf Vorschläge von Anderen ein oder lassen zusätzlich noch eine lokale Band auftreten, aber im allgemeinen ist es so, dass unsere Vorbands uns repräsentieren sollen und wir wollen den Leuten, die unsere Konzerte besuchen, eine möglichst gute Zeit bereiten, mit Bands, die ihnen gefallen. Momentan sind wir mit „Hundred Reasons“ unterwegs. Die sind sehr gut.
BR: Gibt es zur Zeit eine Underground Band, die dir besonders gefällt.
Sam: Ja, die Band „Ghost“, die auf unserem Label „Some Records“ ist, finde ich wirklich großartig. Außerdem noch „The Exit“ und „Jay Majesty“ auch beide von „Some Records“. Diese drei Bands sind klasse und es macht enorm viel Spaß sie zu produzieren.
BR: Spürst du eine Art Druck mit „Rival Schools“ aufgrund der glorreichen Vergangenheit von „Gorilla Biscuits“ und „Quicksand“?
Sam: Nicht wirklich. Wir hatten das Glück mit all den Bands, in den wir gespielt haben, überaus erfolgreich gewesen zu sein. Nein, es gibt keinen Druck, wofür ich allerdings auch keine echte Erklärung habe, denn so lange wir uns gut fühlen und die Leute uns mögen ist alles in Ordnung. Das ist alles, was wir wollen.
BR: Hast du jemals darüber nachgedacht deine Karriere zu beenden und mit allem was dazu gehört aufzuhören?
Sam: Ja klar, manchmal schon. Weißt du, es gibt schon Momente, in denen ich darüber nachdenke, dass ich schon seitdem ich zehn bin Musik mache. Ich bin mittlerweile achtundzwanzig und irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich mit dem Musik Machen aufhören werde, jedoch wird mich die Musik immer begleiten. Nur wird es dann auch mal Zeit, sich anderen Dinge zu widmen.
BR: In einem Interview vor zwei Jahren war Walter so glücklich mit der neuen Band. Wenn du nun zurückblickst, geschah alles so wie erhofft, oder fühlst du auch ein wenig Enttäuschung?
Sam: Also, ich hatte keine großen Erwartungen, sondern lebte einfach Tag für Tag. Natürlich gab es Zeiten, in denen man ein wenig frustriert war, weil man endlich anfangen wollte aufzunehmen, bzw. die Aufnahmen endlich abschließen wollte. Oder, als ich es kaum erwarten konnte auf Tour zu gehen. Das kann dann schon mal etwas enttäuschend sein, aber eigentlich ist alles cool.
BR: Was denkst du darüber, wenn man für Rival Schools mit den alten Bands wirbt?
Sam: Das ist okay. Ich bin schon so was wie stolz auf all die Bands in denen wir gespielt haben. Und dies ist nun mal eine neue Band, von der du willst, dass die Menschen darüber Bescheid wissen, umso mehr, desto besser. Frustrierend ist es allerdings, wenn die Leute erwarten oder sagen, dass Rival Schools sich so anhören wie „Youth of Today“ oder „Gorilla Biscuits“ nur weil einige von uns in diesen Bands gespielt haben.
BR: Welche Art von Fragen nerven dich total?
Sam: Na ja, beispielsweise, wenn mir jemand sagt: „Hey, eure Musik hat sich aber verändert.“ Dann muss ich nur lachen, denn für mich bedeutet Veränderung auch so etwas wie Fortschritt oder Entwicklung, und „Gorilla Biscuits“ und „CIV“ sind schon lange, lange vorbei. Das finde ich dann einfach nur blöde und unnötig.
BR: Du hast ein offenes Ohr für die Medien?
Sam: Ja klar. Ich sehe es als eine Art Herausforderung. Wenn dich jemand damit konfrontiert, warum du nicht mehr die Musik wie mit „Gorilla Biscuits“ machst, oder dir Sellout vorwirft, dann ist es auch eine Gelegenheit solche Dinge auszuräumen oder demjenigen die Möglichkeit zu geben, dich mehr zu verstehen. Viele sehen nur „Gorilla Biscuits“ und „CIV“ und vergessen, dass es auch eine Menge dazwischen und danach gab. Und für mich sind diese Jahre enorm wichtig, weil ich durch all diese Projekte ziemlich gewachsen bin. Ich habe unter anderem noch in einer Reggae Band gespielt, oder auch bei „Glassjaw“. Das sind alles Dinge, die auch zu mir gehören und aus mir das gemacht haben, was ich jetzt bin.
BR: Bist du denn immer noch irgendwie mit der Hardcore Szene verbunden?
Sam: Ja, ich habe noch sehr viele Freunde in der Szene und schaue, was meine alten Bandkollegen nun so machen. Außerdem halte ich auch immer wieder Ausschau nach neuen Bands. Was ich natürlich immer noch höre sind Sachen wie die „Cromags“, „7 Seconds“ und die „Bad Brains“.
BR: Hast du irgendwelche Ziele in deiner Karriere oder im Leben allgemein?
Sam: Die Hauptsache ist, dass es Veränderungen und Entwicklungen gibt. Ich will nicht immer dasselbe machen, sondern neue Menschen kennen lernen, mich musikalisch weiter entwickeln und neue Länder entdecken, zum Beispiel Neuseeland, Australien oder Japan. Solange also eine stetige Entwicklung stattfindet, fühle ich mich wohl.
BR: Glaubst du, dass Erfolg dein Leben verändern kann?
Sam: (lacht) Ja, ich denke das könnte er. Aber welche Art von Erfolg meinst du genau? Finanzieller Erfolg?
BR: Na ja, stell dir vor, du wärest ein „Big Big Rockstar“.
Sam: Oh man, schwierige Frage. Aber ich denke schon. Du kannst nicht mehr auf die Straße gehen und hast ohne Ende Geld. Ja, das könnte definitiv passieren. Es hängt aber auch ganz von dir ab. Man hört immer diese Geschichten von Leuten, die auf einmal sehr berühmt werden und nur noch Drogen nehmen und Sex mit all den Frauen haben wollen, es kommt wirklich darauf an wie du selbst zu dir stehst und ob du weißt wer du bist. Ich kann das nicht so ganz beurteilen, weil ich eben nicht so erfolgreich bin (lacht).
BR: Gibt es noch andere Aktivitäten oder Projekte, in die du neben „Rival Schools“ involviert bist?
Sam: Außer dem Label ist da nicht mehr viel. Ich habe noch einige Ideen im Kopf, aber momentan nicht die notwendige Zeit. Ich will mich erst mal auf das hier konzentrieren und nicht zu viel auf einmal machen. Wenn man seine Energien in zu viel Sachen verschwendet, laufen die Dinge meist nicht so gut, wie sie vielleicht könnten.
BR: Was können wir dieses Jahr noch von „Rival Schools“ erwarten?
Sam: Wir werden noch sehr viel touren dieses Jahr und von Juni bis August auch einige in Festivals hier in Europa und Deutschland spielen. Außerdem, nehmen wir wahrscheinlich noch eine EP mit „Onlinedrawing“ auf, die wir auf unserem Label „Some Records“ veröffentlichen werden. Ja, vielleicht noch weitere EPs und Splits und solche Sachen.
BR: Wie denkst du generell über das Internet?
Sam: An sich ist es ganz cool, aber ich denke, es ist so ähnlich wie mit dem Fernsehen. Einige Menschen verbringen zu viel Zeit damit und vergessen immer mehr ihre sozialen Kontakte zu pflegen und die Natur zu genießen. Das ist halt nicht sehr schön. Videospiele können zwar auch sehr viel Spaß bereiten, ich mag „Tony Hawk 3“, aber es ist schon wahnsinnig, dass das Internet eines der größten Geschäfte überhaupt darstellt.
BR: Und was ist mit „Napster“ und Konsorten?
Sam: Hm, ich finde, dass die Musikindustrie wirklich beschissen strukturiert ist, und „Napster“ hat alles ein wenig durcheinander gewirbelt, was definitiv mal von Nöten war. Das ist schon eine merkwürdige Situation, weil eigentlich der Künstler derjenige ist, der am meisten unter dieser Geschichte leidet. Es ist nicht einfach eine Band herauszubringen und sie zu fördern. Ich habe schon von Bands gehört die Platin Status erreichten, also eine Million Platten verkauften, aber nach einem Jahr trotzdem arbeiten mussten. Du kannst dir für zehn Cents ein Album zusammenstellen, wofür du im Laden siebzehn Dollar bezahlen müsstest, da muss irgendwas schief laufen. In diesem Geschäft wird sehr viel Geld verdient, es ist jedoch nicht der Künstler, der davon am meisten profitiert.
BR: Aber die wirklichen Fans kaufen sich das Album doch trotzdem.
Sam: Ja, das stimmt schon. Wenn du eine CD brennst, ist die Qualität sicherlich nicht so gut. Von daher kann das Internet natürlich auch Werbung für deine Platte sein. Jedoch finde ich, dass „Napster“ und all diese anderen Sachen total falsch organisiert sind.
BR: Und noch ein paar finale Gedanken und Kommentare für unsere Leser?
Sam: (lacht) Hey this is so bizarre! Ja, wir werden sicherlich bald wiederkommen, also checkt uns aus. Wir lieben Deutschland definitiv...und dessen Kakao...gute Falafel...gute Zeiten. Cool.
BR: Okay, wir bedanken uns vielmals für das Gespräch und wünschen noch viel Erfolg.
Sam: Ich danke auch. Macht’s gut.
Ken und Nico
Ken Neusser, 20.03.2002
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