Interview

Orchid - Orchid auf dem Weg rauf auf den Black Sabbath Thron

Orchid

Orchid auf dem Weg rauf auf den Black Sabbath Thron

Seit dem Release ihres letzten Studioalbums „The Mouths Of Madness“ zählen Orchid zu gern gesehenen Gästen auf den europäischen Bühnen. Im Stile von Black Sabbath fegen die Musiker aus San Francisco mit einer gehörigen Dosis frischem Wind durch die doch etwas verstaubten Hallen ehrwürdiger Metalbands. Keine Frage, dass Orchid da etwas genauer beleuchtet werden müssen. Bizarre Radio traf sich daher mit Bassist Keith Nickel, um etwas mehr über die Geschichte der Band herauszufinden.

Bizarre Radio: Schön, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. 2013 war ja ein nicht gerade sehr ruhiges, aber sicherlich sehr aufregendes Jahr für euch gewesen. Im Frühjahr habt ihr euer zweites Studioalbum “The Mouths Of Madness” rausgebracht. Bereits ein halbes Jahr spatter gab es dann mit “The Zodiac Sessions” eine Art Compilation, auf der die beiden früheren Veröffentlichungen “Through The Devil’s Doorway” und “Capricon” vereint wurden. Wie kam es den dazu?

Keith Nickel: Die Veröffentlichung von „The Zodiac Session“ war eigentlich nur die Chance für uns mehr Leute zu erreichen und die ersten beiden Veröffentlichungen bekannter zu machen. Unser Label Nuclear Blast wollte beide Album von Anfang an haben. Wir mussten nur den richtigen Weg finden, wie wir das ganze bewerkstelligen würden. Und ja, 2013 war für uns ein besonderes Jahr. Wir haben in diesem Jahr die Tour mit Blues Pills und Scorpion Child gehabt, plus einige weitere Gigs mit der deutschen Band Zodiac. Das war eine tolle Zeit für uns alle – musikalisch, aber auch wegen der vielen netten Menschen, die wir kennenlernen durften. Ich glaube wir dürfen uns da sehr glücklich schätzen. (grinst)

Bizarre Radio: Was würdest du selbst sagen, was die Compilation „The Zodiac Session“ so besonderes auszeichnet, dass man es unbedingt kaufen sollte?

Keith Nickel: (lacht) Das ist ja mal eine interessante Frage. Niemand muss das Album ja kaufen. Aber wenn man die ganzen old-school Heavymetal-Bands mag, die uns so beeinflusst haben, dann wird man unsere Sachen sicherlich auch mögen. Natürlich ist Theo’s Artwork auf dem Cover was besonderes, das sticht einem als erstes ins Auge, so daß man es vielleicht haben möchte. Aber ich denke, es soll doch die Leute anziehen, die noch nie etwas von uns gehört haben. Wir wollten die beiden Platten nicht nochmal an jene Musikfans verkaufen, die sie eh schon im Original besitzen.

Bizarre Radio: Okay, das klingt doch trotz allem plausibel. Kommen wir mal etwas zur Geschichte von Orchid. Ihr habt die Band im Jahre 2006 gegründet. Kurz darauf kam schon das erste Album heraus und sowohl Fans, als auch Kritiker haben euch kurzerhand als die wiederauferstandene, neue Version der Metalikonen Black Sabbath gefeiert. Wie fühlt sich das denn an mit solch einer Band verglichen zu werden? Macht es die Arbeit nicht schwieriger, wenn man unter so einem Druck steht?

Keith Nickel: Ehrlich gesagt sind wir ja auch nur so ein verrückter Haufen, der zufällig vom großen „Black Sabbath-Baum“ gefallen ist. Wir sind da nur einer der neueren Äste. Weißt du, wir wollten niemals was anderes machen, als Musik die uns gefällt. Von daher ist das mit dem auferlegten Druck nicht so schlimm. Wir sehen das nicht mal so. Wir haben Spaß an dem was wir machen und sind Stolz auf das, was wir bisher erreicht haben. Das uns andere mögen ist dann nur noch das Sahnehäubchen auf dem Ganzen.

Bizarre Radio: Du sagstest eben ja, dass euch einige Musiker in eurem Stil beeinflusst haben. Welche waren dies? Und wie würdest du den Musikstil von Orchid jemandem erklären, der noch nie etwas von euch gehört hat?

Keith Nickel: Oh, na bei deiner ersten Frage kann ich wohl nur von meiner Seite aus antworten. Wir haben da alle unsere eigenen musikalischen Einflüsse mitgebracht. I habe im Alter von 8 Jahren mit dem Violinspielen angefangen. In der 4. Klasse hatte es damals klassische Musik, was mich schnell faszinierte. Mozart, Beethoven, Brahms, etc. waren alle so fantastische Komponisten. Danach lernte ich den Jazz kennen und später den Blues. Da waren es dann so Künstler wie Count Basie, Bennie Goodmann, Ella Fitzgerald, Miles Davies, John Coltrain, Charlie Patton und Robert Johnson, John Lee Hooker, BB King, Willie Dixon und Howlin‘ Wolf, die mich faszinierten. Im Anschluss war es der Rock’n’Roll, dem ich verfiel. Mein Vater hatte eine riesige Vinyl-Sammlung mit einer Menge Musik aus allen möglichen Musikgenres. Aber im Herzen war er immer ein Rocker gewesen. I wuchs dadurch mit Bands wie den Beatles, den Rolling Stones, The Who, The Clash, The Grateful Dead, Jefferson Airplane, Big Brother, Otis Redding, The Supremes, The Ronettes, The Temptations und so weiter auf. Seither hat Musik einen verdammt großen Stellenwert für mich. Natürlich wollte ich für mich auch etwas finden, was mein Vater nicht so kannte. Da bin ich dann bei Black Sabbath hängen geblieben. Ab diesem Zeitpunkt gehörte meine Seele vollends dem Rock. Es gab für mich nur noch Alben von Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Rush usw. mein Bruder fing damals an Thrash Metal zu hören, genau wie meine Schwester auch. Ich entdeckte in diesem Zuge den Hardcore Punk. All diese Sachen haben mich bis heute beeinflusst und mich zu dem Bassisten gemacht, der ich nun bin. Daher habe ich auch in allen möglichen und undenkbaren Bands mitgespielt. Für mich ist Musik einfach nur Musik. Entweder man mag etwas, oder man mag es halt nicht.

Bizarre Radio: Na das klingt ja nach einer recht bewegten musikalischen Vergangenheit. Was beeinflusst dich bzw. euch denn dann beim Schreiben eurer Songs? Gibt es da autobiografisches Material?

Keith Nickel: Theo kümmert sich um die ganzen Lyrics. Er ist ein fantastischer Geschichtenerzähler, genauso wie auch visueller Künstler. Soweit ich es weiß nimmt er seine Ideen einfach aus dem Leben, der Kunst, der Geschichte und der Natur.

Bizarre Radio: Nun ja, alle Musiker wollen und müssen ihre Songs ja immer mal ein wenig selbst promoten. Mich interessiert jetzt aber auch mal, welche Songs ihr privat so hört. Welche Platten könnt ihr denn euren Fans mal empfehlen?

Keith Nickel: Ich würde da jedem die Sachen von Graveyard und The Blue Pills empfehlen. Das sind gerade meine neuen Lieblingsbands.

Bizarre Radio: Okay, nun lass uns aber das Thema mal etwas auf die letzte Tour wechseln, wo ihr durch Europa gereist ward. Wie hat es euch da gefallen? Welche Plätze haben es euch am meisten angetan gehabt?

Keith Nickel: Die Tour war wirklich toll. Mir haben da einige Dinge gefallen. Die meiste Zeit waren wir ja in Deutschland unterwegs. Ich habe aber echt angefangen dieses Land zu lieben. Da gibt es so viele tolle Städte, wie z.B. Berlin, Trier, Würzburg, Koblenz. Aber auch Österreich, die Schweiz, Frankreich, Italien und Polen waren toll. Wow, das ist hart da einen Ort rauszusuchen, der mir so gar nicht gefallen hat. Jedes Land, jede Stadt haben ihren Reiz. Für gewöhnlich sind es eher Personen die ich getroffen habe, das Essen, der Wein bzw. das Bier, die Geschichte oder die Natur die sich einem besonders einprägen.

Bizarre Radio: Was würdest du sagen gefällt dir am meisten am Tourleben. Und gibt es auch etwas, das du extrem hasst?

Keith Nickel: Das Touren ist immer eine Mischung aus sehr spannenden und verdammt langweiligen Elementen. Wenn wir Shows spielen und dann mit den verschiedenen Leuten abhängen ist das immer ein Highlight. Dann gibt es da aber auch immer dieses Warten darauf, dass endlich wieder etwas passiert. Das ist für mich immer das Schlimmste.

Bizarre Radio: So, ich muss ja nun auch mal eingestehen, dass ich verdammt neugierig bin. Gehört wohl auch zu meinem Job dazu. Könnte aber auch daran liegen, dass ich eben eine Frau bin. Du weißt sicher, dass wir Frauen immer so unsere Probleme damit haben unsere Koffer zu packen und uns dabei auf ein Minimum zu beschränken. Aber was darf denn bei euch als Musiker so auf gar keinen Fall im Gepäck fehlen?

Keith Nickel: (lacht) Na ich glaube Rock’n’Roller sind da nicht viel anders. Ich brauche auch immer drei Anläufe, bis ich alles gepackt habe. Ich muss zumeist dann auch immer Übergepäck zahlen. Aber du als Frau kennst das doch: Haarpflegeprodukte, ein netter Duft, Hygieneartikel. Ich brauche auch immer noch meine besonderen, geräuschreduzierenden Bose Kopfhörer und einige Medikamente, wie z.B. Ibuprofen.

Bizarre Radio: Okay, also kaum anders wie bei uns Frauen. Was sind denn nun eigentlich eure Pläne für das kommende Jahr? Habt ihr erstmal ein wenig Urlaub oder geht es direkt weiter mit der Arbeit an neuen Songs?

Keith Nickel: Nach der Tour gab es erstmal Urlaub und einige Feiertage. Jetzt im neuen Jahr geht es aber wieder an die Arbeit für neue Songs und unser nächstes Album. Wir hoffen, dass wir alles bis zum Ende des Winters fertig haben, so daß alles im Frühjahr aufgenommen und dann im Spätsommer veröffentlicht werden kann. Dann geht es ja wieder zurück nach Europa, wo wir auf diversen Festivals spielen werden.

Bizarre Radio: So, das war es dann für heute. Ich möchte mich bei dir für das Interview bedanken.

Keith Nickel: Ja ich danke dir auch. Und vielen Dank für die ganze Unterstützung. Wir sind wirklich glücklich darüber so tolle Fans zu haben. Ohne sie wäre es ganz sicher nicht das Selbe. Man sieht sich im nächsten Sommer wieder.

Kitty N.06.01.2014

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