Interview

Figurines

Zurück in die Vergangenheit: Musikalisch: Ja, aber sonst: Nein, danke!

Der Himmel über München weint, der Bevölkerung scheint das gänzlich egal - ist ja auch Wiesn-Zeit und THE FIGURINES aus Dänemark wuseln freudig erregt durch die Backstageräume des Feierwerks. Sänger Christian Hjelm ist in Plauderstimmung und gibt Einblicke in die Entstehung des neuen Albums „When the Deer Wore Blue“, welches natürlich das bisher beste der Bandgeschichte darstellt.

BR. Als erstes möchte ich mit dir über das neue Album reden. Es ist in Deutschland ja seit etwa einem Monat auf dem Markt.

CH. Ja, ich glaube seit dem 26. August.

BR. Man kann die Songs „Hey Girl“ und „The Air We Breath“ auf eurer Myspace-Site kostenlos runterladen. War es eure Idee die Songs zu verschenken?

CH. Wir haben das immer gemacht bei den Alben die wir veröffentlicht haben. Wir verschenken die Singles einfach.

Auf den Einwand hin ob Bands nicht lieber Singles verkaufen, als sie zu verschenken weiß Hjelm auch sofort die passende Antwort. Er erklärt, dass „When the Deer Wore Blue“ schon kurz vor Veröffentlichung in Dänemark im Internet kursierte und man sich daraufhin überlegte die Songs zu verschenken.

In welcher Art und Weise sich „When the Deer Wore Blue“ von seinen Vorgängern „Shake a Mountain“ und „Skeleton“ unterscheidet ist schwer zu überhören.

CH. Als erstes haben wir die Gitarren etwas runtergenommen. Auf unserem letzten Album „Skeleton“ waren alle Songs – na ja nicht wirklich alle, aber die meisten rockigen, von Gitarren getrieben. Bei „When the Deer Wore Blue“ wollten wir mehr mit der Kraft der Songs experimentieren. Man braucht nicht zwingend die ganze Zeit sehr schnell gespielte Gitarren für einen kraftvollen Song. Wir wollten mehr mit Dynamiken ohne Gitarren experimentieren. Einfach weniger, mit anderen Instrumenten und Harmonien und solchen Dingen.

BR. Es war zu lesen, dass ich psychedelischer geworden seid.

CH. Ja, das würde ich auch so sehen. Ich glaube wir haben damit bei „Skeleton“ schon angefangen, aber mit „When the Deer Wore Blue“ haben wir es rausgelassen.

Der Entstehungsprozess des nun mehr dritten FIGURINES Album geht zurück bis 2005. Während die Arbeiten an „Skeleton“ abgeschlossen wurden machte sich Hjelm schon wieder daran neue Songs zu schreiben.

CH. „Hey Girl“ ist einer der ältesten Songs auf dem Album. So richtig haben wir dann im November 2006 angefangen.

Was dabei herausgekommen ist klingt ein bisschen nach Konzeptalbum, was Hjelm auch nicht ganz zu verneinen weiß.

CH. Ich glaube für Menschen die, die Platte zum ersten Mal hören klingt sie nach einem Konzeptalbum – irgendwas psychedelisches oder so. Für uns war es nicht so wirklich ein Konzeptalbum. Wir mögen es uns von Album zu Album weiterzuentwickeln, um uns selbst und die Hörer herauszufordern. Für uns ist das eine natürliche Entwicklung.

Lieblingssongs auf der Platte die nach Konzeptalbum klingt aber keines sein mag hat Hjelm auch ein paar. Darunter „Childhood Verse“ der Opener der Platte, „The Air We Breath“ und „Drove You Miles“.

Das Video zu „The Air We Breath“ wurde auch vor kurzem abgedreht und die Band bastelte sich auf ihrer Myspace-Site eine eigene kleine Unglückgeschichte zum Dreh.

“Things don't necessarily turn out the way you plan. The other week the talented guys of Good Boy Creative was to make the video for "The Air We Breathe" from our new album "When The Deer Wore Blue". The idea was having Christian float in the air, but without the use of special effects. No, they wanted to do it for real with as many ballons as it would take. Unfortunately it worked, actually it worked to well...
Hell, we even had to sign a contract saying we couldn't sue them if anything went wrong... We can't say what happened right now due to legal matters, but luckily, Christian wasn't injured.
But we did get some footage from the shoot on a cell phone, so maybe we'll just make something out of that and call it a video. So if you caught Christian on camera this Saturday, please email it to us so we can use that too?”

So wirklich glaubt man nicht was man liest und ist damit ganz gut beraten. Hjelm fügt ein: „Ich glaube du musst dir einfach das Video ansehen, wenn es draußen ist, dann weißt du was passiert ist.

Die Band hat ihren ganz eigenen spitzbübischen Humor. So liest man auch immer wieder, dass sie sich Mitte der Neunziger gegründet haben. Auch dass kann man nicht ganz so stehen lassen.

CH. Mitte der Neunziger waren wir etwa 13 Jahre alt. Die Geschichte ist die: ich, Claus – unser Drummer und Andreas – der nicht mehr in der Band ist, haben uns Mitte der Neunziger kennengelernt, rumgehangen und angefangen Musik zu machen. Aber wir haben erst 2001 unsere erste EP unter dem Namen FIGURINES aufgenommen.

Um als Musiker erfolgreich zu sein mussten die Bandmitglieder das ein oder andere Opfer bringen. So schmissen alle fünf ihr Studium in Kopenhagen um Vollzeit Musik machen zu können.

CH. Wir mussten es vor etwa zwei Jahren aufgeben. Es funktionierte einfach nicht. Du bist einen Monat da, dann einen weg. Es ist schwer hinterher zu kommen. ‚So we kind of skipped that.’
Eine Rückkehr an die Uni kann sich Hjelm jedoch auch nicht denken.

CH. Ich – ich meine alle von uns – haben Examen bestanden und könnten auch wieder zurück, aber ich kann mir nicht vorstellen dort wieder zu sitzen.

Eine Erklärung dafür findet sich in Hjelms Verhältnis zur Vergangenheit.

CH. Ich bin sehr nostalgisch. Alles was ich schreibe ist ein Stück weit nostalgisch. Ich verwende die Vergangenheit immer in den Dingen die ich tue. Sie ist ein Teil von dem was wir sind, aber ich möchte nie dahin zurück gehen. Was ich an nostalgischen Dingen so toll finde, ist das Gefühl das man beim zurückdenken bekommt. ‚Der Sommer `97 oder so was. Aber ich möchte nicht zurück dorthin.

Angelika Möller26.09.2007

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