Cd-Besprechung
Leserwertung: 14.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Schrieben wir das Jahr 1995, so wären die Figurines wahrscheinlich in Sekundenschnelle in die Ruhmeshalle des Indie-Pop vorgedrungen. Zu Millionen wären verwirrte Jugendliche zu ihren Konzerten geeilt, wären vor naivem Grinsen förmlich erstarrt und lägen dieser Band schlichtweg zu Füßen. Nun, leider befinden wir uns schon im Jahr 2005 und oben genannte Ehre fiel Bands wie Pavement, Built To Spill oder Modest Mouse zu. Den Figurines bleibt – so mag es scheinen – einzig die Last der unablässigen, entwürdigenden Vergleiche mit den genannten Bands. Eine schreiende Ungerechtigkeit ist das, so mag manch sensibler Zeitgenosse bemerken. Und er verdient Applaus für diese Anmerkung. „Skeleton“ ist viel mehr als nur eine bemühte Kopie. Es ist – um es einmal in der angemessenen Zurückhaltung aber doch unverblümt zum Ausdruck zu bringen – ein grelles und gewitztes Feuerwerk charmanten Indie-Pops.
Im Gegensatz zu anderen dänischen Bands der jüngsten Musikgeschichte vermeiden die Figurines jegliche Anfälle von Nervigkeit (anders zuletzt bisweilen die Tiger Tunes) oder – noch schlimmer – Langeweile (so fast auf ganzer Länge Lake Placid). Stattdessen übt sich die Band in einem schrammeligen Ohrwurm nach dem anderen. Direkt, unklompiziert, hübsch naiv und verspielt, unfassbar melodisch - schlechthin vorbildlich. Spätestens bei „Silver Ponds“ möchte man diese Sympathen persönlich herzen. Oder wenigstens einige lebensgroße Wachsfiguren der Musiker sein Eigen nennen dürfen. Ja, das geht nahe. Da darf auch einem gestandenen Rocker schon mal eine kleine Freudenträne die Wange runterkullern.
Und doch bleiben die Figurines zu keiner Sekunde bei ihrer juvenilen Spielfreude stehen. Der ungewöhnlich ruhige und emotionale Opener „Race You“ macht seinem Namen so gar keine Ehre und bedient das Bedürfnis des gemeinen Indie-Schlacks nach gepflegtem Schwermut zuverlässig.
Leider ist dabei aber auch nicht zu überhören, dass der Band in Albumhälfte zwei zwischenzeitlich ein wenig die Kreativpuste ausgeht. Derlei Abzüge in der B-Note trüben den Gesamteindruck aber nur marginal. Deshalb: alle aufmerksam zuhören, dem Anlass angemessen naiv grinsen, zu Füßen liegen – nicht wahr? - und nicht vergessen, sich von Muttern beizeiten die Reste der Zuckerwatte vom Mundwinkel abwischen zu lassen.
11 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 13.06.2005
TRACKLIST
1. Race You
2. The Wonder ***
3. All Night
4. Silver Ponds ***
5. Ambush
6. Rivalry
7. I Remember ***
8. Other Plans
9. Ghost Towns
10. Continuous Songs
11. Fiery Affair
12. Wrong Way All The Way
13. Back In The Day
14. Release Me On The Floor
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