Interview

Blood Red Throne

Blutig und Böse -Blood Red Throne

Klar, Norwegen ist kalt, abgelegen und - düster. Sehr düster. Da kann ja nix Freundlicheres herauskommen als geweidezermalmender Death Metal. So wie der von Blood Red Throne. Kennern der Szene ist die Band aus dem Norden sicherlich nicht ganz unbekannt - immerhin treiben sie schon seit 1998 ihr böses Unwesen in der Welt der dunklen Riffs und Drums. Gitarrist Daniel hat uns mal ein paar Fragen zum kommenden Album "Altered Genesis"(VÖ: 21.2.05) beantwortet - und dabei enthüllt: Das Böse lässt nicht mehr lange auf sich warten - im April und Mai werden sie hier, in Deutschland unterwegs sein.

BR: Euer drittes Album “Altered Genesis” wird Ende Februar veröffentlicht. Wie fühlt Ihr euch jetzt? Seid ihr eher „aufgeregt“, oder ruhig, weil Ihr eben wisst, dass eure Musik gut ist? Fühlt man sich erleichtert, weil ein großer Teil des Stresses von einem abfällt?
BRT: Wir sind wirklich zufrieden mit unserem neuen Album. Sowohl die Produktion als auch die Lieder sind besser als jemals zuvor. Wir haben – und hatten – nicht das Gefühl, irgendwie unter Druck zu stehen. Wir sind einfach einen Schritt weiter nach vorne gegangen, und haben ein wirklich gutes Death Metal-Album gemacht. Natürlich sind wir etwas nervös, und warten aufs Feedback, aber wichtiger ist, dass die Band zufrieden ist und genau das Album gemacht hat, das sie wollte.

BR: Euer letztes Album “Affiliated With The suffering”, wurde 2003 veröffentlicht. Was ist seitdem um Blood Red Throne herum passiert? Kann man eine Veränderung in der Musik erkennen?
BRT: Also, wir sind ein bisschen durch die Gegend getourt, und haben unser Album promotet. Es war cool, das Album live zu präsentieren, und zu sehen, wie positiv das Publikum reagiert hat. Na ja, und nun wollten wir mit „Altered Genesis“ ein weitaus härteres und brutaleres Album machen. Das war auch ein Grund warum Beist, unser Drummer, die Band verlassen hat, die Drumparts sind eben sehr herausfordernd und wir wollten, dass sie super schnell und wirklich dicht haben. Wie gesagt, wir finden, dass “Altered Genesis” viel brutaler ist, und sogar ein bisschen intensiver, als wir dachten.

BR: In den ganzen Jahren hat sich euer Line-Up ziemlich verändert. Habt ihr Bandmitglieder untereinander denn eine richtige Freundschaft, oder ist es mehr ein normales Arbeitsverhältnis, und dann geht man nach Hause, um seine richtigen Freunde zu treffen? Und habt ihr noch Kontakt zu den Ex-Band-Mitgliedern?
BRT: Wir sind alle immer noch Freunde – ohne Streit oder so was. Die Leute sind ja auch nach gegenseitigem Einverständnis gegangen, meist wegen bestimmten Jobsituationen oder halt wegen bestimmten Fähigkeiten. Wir telefonieren, und trinken auch mal ein Bier miteinander, wenn es gerade so reinpasst. Mit der Band untereinander hängen wir ehrlich gesagt nicht allzu viel ab – wir sind alle einfach zu sehr in unseren anderen Jobs und Familien eingespannt.

BR: Könnt Ihr uns etwas über den Songwriting-Prozeß verraten? Sitzt ihr zusammen und jammt durch die Gegend, oder schreibt jeder seinen speziellen Teil, und dann wird es hinterher zusammengepackt?
BRT: Das läuft alles ziemlich einfach ab. Tchort komponiert seine Songs alleine, und manchmal fragt er mich, ein paar Parts mit draufzupacken. Wir sind uns da ziemlich sicher, und haben eigentlich nicht das Gefühl, groß an irgendetwas rumschrauben zu müssen. Wir wissen auch, wie wir die Drums haben wollen, aber im Studio probieren wir manchmal neue Sachen aus, um zu hören, wie das so klingt. Erlend macht dann seine verrückten Bass-Licks aufs Tape, und Flemming vervollständigt das Ganze dann mit seinen Vocals.

BR: Wie wichtig ist Erfolg für euch? Also nicht nur der kommerzielle, sondern auch wie es ist, neue Fan-Gruppen zu erreichen?
BRT: Klar ist es nett, positives Feedback zu bekommen, keine Frage. Und ich denke, wir sind auch in der Position um zu sagen, dass wir mittlerweile in einer Liga mit den ganz Großen des Death Metal spielen. Wichtig ist uns, dass so viele Death Metal-Fans wie möglich unsere Musik hören. Na ja, und nebenbei machen wir natürlich Musik, um unser eigenes Ego zu befriedigen.

BR: Die Tatsache, dass ihr eine Death Metal-Band aus Norwegen seid, wird in ihrer Bio sehr betont. Gibt es da so eine Art neue Metal-Szene im Norden? Habt ihr Kontakt zu anderen Bands, zum Beispiel DIMMU BORGIR?
BRT: Ich habe 1991 angefangen, Death Metal zu hören, das war bevor ich den Blackmetal entdeckte. Trotzdem wollte ich immer Death Metal spielen – obwohl es schwierig war, andere Musiker zu finden, die auf einem ähnlichen Level waren wie ich. Dann war ich unter anderem Live-Gitarrist bei Satyricon von 1996 bis 1999. Aber die ganze Zeit wollte ich meine eigene Death Metal-Band haben. Als Tchort und ich dann endlich die richtigen Leute kennen gelernt haben, haben wir eine Death-Metal Band nach unseren eigenen Ansprüchen geformt – und nicht nach irgendeinem Trend. Natürlich ist Norwegen sozusagen das Zuhause des modernen „Black Metal“, aber es ist gut, dass hier genauso gute Death Metal-Bands existieren. Von einer neuen Metalszene würde ich also nicht reden. Obwohl richtig extremer Metal in den letzten Jahren doch ziemlich beliebt war, und wir schon sagen, dass wir auch diese brutale Art von Musik machen. Klar kennen wir viele von den Leuten, zum Beispiel freue ich mich jedes Mal, wenn ich Silenoz von DIMMU BORGIR treffe.

BR: Wenn man ein neues Album veröffentlicht, besteht ja immer die latente Gefahr, dass die Kritiker es nicht mögen. Aber gerade Musik, die ja meist eine ziemlich persönliche Seite hat, verrät ja auch viel über den Künstler. Ist es da nicht ein seltsames Gefühl, wenn andere Leute eure Musik runtermachen?
BRT: Solange wir zufrieden sind, mit dem, was wir da tun, ist es mir egal, was andere darüber denken. Da sind immer welche, die dein Ding nicht mögen, und Geschmack ist nun mal unterschiedlich. Wir denken, unser Zeug ist richtig gut. Fuck the rest!

BIZARRE-RADIO: Wie wichtig sind eure Texte? Oder ist bei euch die Musik entscheidender, und die Texte sind so eine Art Dekoration?
BRT: Na ja, mir sind Texte wirklich scheißegal. Mich interessiert doch nicht, was andere Menschen zu erzählen haben – sorry, Flemming, hehe. Wie auch immer, ich weiß dass Flemming und Tchort sich mehr für die Lyrics interessieren. Sie versuchen auch, die Texte an die Musik anzupassen, so dass alles ausgeklügelt und gut klingt. Aber die Musik ist der wichtigste Teil!

BR: Die meisten eurer Texte sind sehr düster, wie “Flesh To Destroy”: Geht es da um eigene Erfahrungen, oder mehr um die Gesellschaft als Ganzes?
BRT: Bei den Lyrics hat uns ein Freund. Aber ich denke nicht, dass darin persönliche Erfahrungen verarbeitet werden, einfach nur ein etwas kranker und durchgedrehter Geist, der ein paar Wörter zu Papier bringt und zur Musik passt …

BR: Die Musik und die Band – ist das nur ein Teil eures Lebens? Oder lebt ihr den „Metal“ in euerm ganzen Leben. Habt ihr zum Beispiel auch mal „normale“, alltägliche Jobs gehabt, oder war es immer so, dass die Musik euer Ziel war?
BRT: Ich bin seit circa 18 Jahren in diesem Metal-Ding – das ist also definitiv ein Lifestyle. Aber ich folge dabei nicht irgendwelchen obskuren, aufgestellten Regeln. Verdammt, niemand sollte so sein, wie irgendwer es einem erzählt. Egal, ich muss einen “normalen” Job ausüben, schließlich bedeutet Metal-Musiker zu sein, gleichzeitig auch KEIN Geld zu haben. Aber ich habe eine Familie zu versorgen, und mag es in gewisses festes Einkommen zu haben.

BR: Was denkst du über diesen ganzen Show- und Kostümkram, der ja oft von Metal-Bands benutzt wird, zum Beispiel bei Bands wie GWAR oder LORDI. Ist es einfach ein Teil der Show, oder viel zu viel des Guten?
BRT: Also, mein Stil ist es schon mal gar nicht, aber ich werde niemandem sagen, was für sie falsch der richtig ist. Für mich geht es einfach nur um die Musik, und diese ganzen lächerlichen Kostüme lenken von der Musik ab. Damals, als der Black Metal noch so richtig mit Pyroeffekten und Bodypainting zelebriert wurde, war es ja noch cool, aber jetzt – ne, das ist vorbei.

BR: Wann werdet ihr auf Tour gehen? Werden wir euch auch hier in Deutschland sehen, auf einem der Open-Airs zum Beispiel?
BRT: Wenn es so läuft wie geplant, werden wir mit MALEVOLENT CREATION im April und Mai touren, auch drei oder vier Termine in Deutschland. Und zu den Festivals können wir noch nichts sagen...

Tja, dann: Augen und Ohren auf, man weiß ja nie, wen oder was einen da an der nächsten Ecke anspringt.

Michaela Tietz15.02.2005

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