Interview
In Legend
Bastian Emig und der philosophische Blick hinter die Studioarbeit für In Legend, das Tourgepäck und Alphornmusik
Wenn man an Metalmusiker denkt, so kommt man eher seltener auf die Idee, dass diese neben dem hingebungsvollen Massakrieren von Gitarre, Bass oder Schlagzeug auch noch ein Händchen für eher klassische Klangwelten haben könnten. Klar, opulente Keyboardpassagen sind besonders im Bereich des Melodic Metal keine Seltenheit. Aber wer rechnet schon damit, dass gerade ein Klavier zum zentralen Merkmal eines Metalprojekts wird? In Legend, das mit viel Herzblut erschaffene Musikprojekt von Van Canto Drummer Bastian Emig, hat genau das geschafft. Zusammen mit seinen musikalischen Weggefährten Daniel Wicke (Bass), Dennis Otto (Schlagzeug) und Daniel Schmidle (Keytar/Klavier) hat er es geschafft Metal-Elemente auf eine ganz neue Ebene zu katapultieren, nämlich der „Hand Hammered Piano Craft“.
Für Bizarre Radio ist dies Grund genug einmal mehr über In Legend in Erfahrung zu bringen. Unsere Redakteurin Katja traf sich daher zum Plausch mit Bandmastermind Bastian Emig und erfuhr dabei weit mehr als nur die bloße Gründungsgeschichte des Musikprojekts.
Bizarre Radio: Erst einmal vielen Dank, dass du dir heute die Zeit für das Interview genommen hast. Hat ja nun doch ein wenig gedauert, bis wir das jetzt mal hinbekommen haben. Wie geht es dir denn heute so bzw. was hast du denn heute schon so alles angestellt?
Bastian Emig: Heute? Ja hallo erstmal. Also ich bin ehrlich gesagt total entspannt und komme gerade von einem langen Spaziergang, besser gesagt, es war wohl etwas aufwendiger. Wir sind über einen Klettersteig gelaufen. Von daher bin ich jetzt wieder guter Dinge und werde mich nachher wohl weiter ins Studio schwingen.
Bizarre Radio: Das hört sich dann ja fast nach Arbeit an.
Bastian Emig: Äh ja, die steht tatsächlich noch an. Da gibt es noch einiges zu tun.
Bizarre Radio: Ja, da habe ich schon so ähnliches im Internet gelesen. Du bist ja jetzt wieder mit In Legend im Studio und werkelst an neuem Material. Ich bin ja jetzt direkt mal neugierig: Kannst du mir da schon ein wenig was zu erzählen bzw. wohl gehütete Geheimnisse lüften?
Bastian Emig: Richtig, die Arbeit im Studio ist tatsächlich für In Legend. Wir sind am Aufnehmen. Ich habe das letzte halbe Jahr ziemlich konsequent geschrieben für die neue Platte und jetzt haben wir angefangen und sind in die HOFA-Studios gegangen, um aufzunehmen. Da haben wir jetzt Drums aufgenommen und haben auch schon mit dem großartigen Benni Cellini von der Letzten Instanz und der Henriette Mittag die Strings aufgenommen. Das ist gerade letzte Woche passiert. Und bei uns im Studio hier haben wir uns ein schönes großes Loft gemietet. Das war mehr oder weniger durch Zufall, dass uns das jemand überlassen konnte. Das ist eine große ausgebaute Scheune. Da sitze ich fast Tag und Nacht drin und arbeite weiter an den Aufnahmen, wie jetzt z.B. an den Klavieraufnahmen. Dann kommt noch der Bass und nach und nach geht es auch auf den Gesang zu. Dieses Mal wird das auch ein wenig aufwendiger, so mit Chören. Aber ich denke das wird echt schön. Stehe halt gerade mitten in der Produktion.
Bizarre Radio: Hast du denn schon eine Idee wann das neue Album veröffentlicht wird? Ich denke doch mal, dass die In Legend Fans diesen Tag sehnsüchtig erwarten.
Bastian Emig: Also wenn alles gut läuft werden wir im Frühjahr nächsten Jahres veröffentlichen. Die Platte wird Ende dieses Jahres abgeschlossen sein und dann gibt es die klassische Promozeit mit News und Infos. Vielleicht ist da dann auch ein erstes Hörbeispiel dabei.
Bizarre Radio: Ich habe dir ja eben schon mal angedeutet, dass ich schon vor unserem Interview ein wenig neugierig war und versucht habe mehr über In Legend bzw. die Hintergründe zu deinem musikalischen Baby herauszufinden. Dabei ist mir aufgefallen, dass du ja anscheinend extrem kosmopolitisch unterwegs bist, reist sehr viel, bist oft auf Touren. Du hast ja auch schon einige Jahre im Ausland gelebt. Inwieweit hat das denn einen Einfluss auf dich als Musiker bzw. dein Songwriting gehabt?
Bastian Emig: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht wie Musik klingen würde, wenn man nicht so viel unterwegs ist. Ich weiß nur, dass egal wo ich unterwegs bin, mich die Musik begleitet, und dass man egal wo man ist mit den Leuten auch Musik machen kann. Egal wo ich länger geblieben bin, kam ich mit den Menschen dort auch immer durch die Musik bzw. besser noch mit der Musik in Kontakt. Klar, dass durch die Welt reisen ist eine Perspektive für die Musik, wenn man möchte so eine Art Weltanschauung. Das schärft ja auch die Sinne, was sich hier und da vielleicht auch in meinen Texten niederschlägt. Ähm ja… (überlegt einen Moment) das ist eigentlich eine sehr gute und sehr allgemeine Frage. Ich bin ja jetzt auch nicht so auf einen bestimmten Musikstil eingeschossen. Ich kann eben sehr vielen Musikstilen was abgewinnen und finde es eben extrem spannend, wenn man sich da auf der Ebene trifft. Aber vielleicht entdeckt da ja jeder für sich so eine kleine Reise oder kann sich dazu eine Geschichte ausmalen.
Bizarre Radio: Und genau so einen individuellen Spielraum sollte meiner Meinung nach Musik ja auch haben. Deinen Schilderungen nach zu urteilen gehe ich jetzt mal davon aus, dass du alleine für das Songwriting verantwortlich bist, oder?
Bastian Emig: Ja, richtig. Das mache alles ich. Ich schreibe die Musik. Das hat sich dadurch ergeben, dass ich die Musik ja schon deutlich länger mache, als das es die Band gibt. Auf der „Ballads’n’Bullets“ wurden ja solche Songs umgesetzt, die schon lange standen und wo ich das Bedürfnis hatte die Songs die schon lange in der Schublade verborgen lagen herauszubringen. Außerdem ist das ja gewissermaßen schon ein sehr eigener Stil. Hier war das mit dem Fokus auf das Klavier ja sehr ausgeprägt. Das wird bei der neuen Scheibe anders sein, wobei auch hier der Aufbau der Songs bzw. die Struktur wieder vom Piano vorgegeben wird. Das trägt halt meine Handschrift. Aber die anderen ergänzen das, indem sie die Musik zusammen mit mir umsetzen.
Bizarre Radio: Jetzt wo du das Thema schon so ein in Richtung Musikstil bringst, würde mich ja schon sehr interessieren, wie du den Stil von In Legend selbst beschreiben würdest. Bei „Ballads’n’Bullets“ wurde ja gezielt der Begriff des „Hand Hammered Piano Craft“ geprägt. Wie kamst du denn auf die Idee so eine Art, lass es mich mal Piano Metal nennen, zu machen. Das mag ja für viele sehr ungewöhnlich sein. Was war denn da der Stein des Anstoßes?
Bastian Emig: Ja, also mit dem Begriff des Piano Metal tue ich mich ehrlich gesagt ein wenig schwer. Da wären wir nämlich genau wieder bei diesem Schubladendenken. Ich habe schon immer sehr gerne energetische Musik und Rock-Mucke gehört, bin zum Teil auch damit groß geworden. Habe aber selbst ehrlich gesagt nie Gitarre gelernt, dennoch immer Musik gemachte und in den Bands Gitarre gespielt. Irgendwann habe ich dann angefangen selber Lieder zu schreiben und dann sind da so Sachen rumgekommen, wo ich dachte „Mensch, die klingen mit dem Klavier richtig cool und da brauch man eigentlich keine Gitarren für“. Und dann haben wir sozusagen meine Ideen weiter verfolgt und dadurch ist die Gitarre immer weiter außen vor geblieben. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich die nicht mag. Man könnte ja auch unterstellen, dass ich in meinen anderen Bands die Gitarre eher singe, als sie zu spielen, aber das ist glaube ich eher dem Grund geschuldet, dass ich sie einfach nicht spielen kann. Ist vollkommen unromantisch, oder?
Bizarre Radio: Jetzt raubst du mir sämtliche Illusionen. (lacht)
Bastian Emig: Na gut, ein paar Akkorde kann ich zupfen. Aber dann war es das auch. Aber ich habe mich jetzt nicht ans Reißbrett gesetzt und gedacht, ich muss eine Band konzipieren, die es so noch nicht gibt, auch wenn man das schnell unterstellt bekommen hat. Das ist mir aber auch egal. Es ist ja letztendlich nicht die tolle Idee oder die Umsetzung oder die Besetzung einer Band, sondern eben der Song der gefallen muss. Und wenn der dann an dich ran geht, dann ist es cool – eben auch, wenn der Song halt mit Alphörnern umgesetzt wird.
Bizarre Radio: Okay, Alphörner finde ich dann doch schon sehr speziell. Ich versuche mir das gerade mal vorzustellen, wie sowas auf Wacken ankommen würde.
Bastian Emig: (lacht) Ja okay, ich merke, jetzt bin ich unten durch.
Bizarre Radio: Ach nein, so schlimm ist das nun doch noch nicht. Auf der Wacken Beergarden Stage würde das sogar noch durchgehen.
Bastian Emig: Ja stimmt. Da geht ja echt einiges durch. Aber wir reden ja hier jetzt über ein altbekanntes Problem. Da gibt es ja die Leute die dir genau erklären wollen was Metal ist und was nicht. Und dann gibt es diejenigen die behaupten alles wäre Metal und total weltoffen sind. Letzten Endes geht es um Musik und Musik ist Geschmackssache. Soll jeder das hören, was er gerne mag und jeder das machen, was ihm gefällt. Und dann trifft sich da auch immer eine große Schnittmenge, die das mag, was auf der Bühne gemacht wird.
Bizarre Radio: Ich muss sagen, dass mir diese Einstellung sehr gefällt. Selbst Beethoven wurde zu seiner Zeit als unangepasster Revoluzzer betitelt und gehört heute zu den ganz Großen der klassischen Musik. Mich würde halt jetzt doch auch mal interessieren, wie deine Musik bisher so bei den doch eher mal als intolerant bekannten und in Schubladen denkenden Metal-Fans angekommen ist. Gab es denn auch schon solche die auf dich zugekommen sind und gemeint haben „Du, das geht ja gar nicht, was du da auf der Bühne fabrizierst“?
Bastian Emig: Ja, es gab beides. Die Reaktionen waren extremer, als wenn ich es einem anderen Publikum zuerst vorgestellt hätte. Fangen wir aber doch erst einmal mit dem Positiven an. Da gibt es die Befürworter, die das mit viel Enthusiasmus begleiten. Das ist dann total schön. Da muss ich wirklich sagen, dass im Metal- bzw. Rock-Bereich die besten Fans der Welt vorzufinden sind, die die Musik mit unheimlich viel Leidenschaft und Herzblut mittragen. Aber genauso gibt es solche, die schnell in eine musikalische Diskussion übergehen und halt auch mal eher negativere Äußerungen von sich geben. Da fragt man sich dann schon, wieso diese Menschen da dann soviel Energie reinstecken. Aber ich glaube da könnte ich mit meinem Erfahrungsschatz wohl eher von den Begebenheiten mit Van Canto erzählen. Bei In Legend haben wir die Musik ja bisher noch nie einem so großen Publikum gezeigt. Aber ich denke das wird sich mit dem neuen Album auch nochmal neu definieren. Das geht halt nochmal deutlich in eine andere Richtung und da bin ich sehr glücklich drüber. Wir machen halt rockige Musik mit Energie und dem ein oder anderen Metal-Attribut. Und da ist wirklich jeder herzlich eingeladen reinzuhören. Und wem das nicht so liegt, der muss dann halt eben auf z.B. ein Cannibal Corpse Konzert gehen.
Bizarre Radio: Ich glaube es ist ja auch immer noch was anderes, wenn man die Musik eben selbst macht. Da hat man sicherlich eine andere Sichtweise auf den Output, wie wenn man sich eben „nur“ vor eine Bühne stellt und das Gehörte bewerten darf.
Bastian Emig: Stimmt.
Bizarre Radio: Wie bist du eigentlich an das Musikmachen rangekommen?
Bastian Emig: Wie die Jungfrau zum Kinde. Das klingt zwar jetzt blöde, aber das trat in mein Leben und war schön. Ich bin halt in Afrika groß geworden und da kam irgendwann jemand mit der Trommel vorbei, was zugegebenermaßen ja auch sehr wahrscheinlich ist. (lacht) Und das fand ich dann cool, wahrscheinlich cooler als Bogenschießen oder was wir da noch so alles damals gemacht haben. Und da habe ich mir dann eine Trommel geschnappt und war sofort total fasziniert. Und ist man erst einmal von afrikanischen Trommeln fasziniert, das kennt wohl auch jeder der schon mal da war und dabei in so eine Trance geraten ist, dann lässt das einen eben nicht mehr los. Das ist eben auch ein Rhythmusgefühl, das jenseits von dem ist, was wir hier so kennen. Und das mit dem Klavier weiß ich gar nicht mehr so. Ich weiß nur noch, dass das irgendwann mal bei uns im Wohnzimmer stand und ich mich mal dran gesetzt habe. Der Klavierunterricht war es dann aber auch nicht. Das ging dann eher erst zu Zeiten der „Use Your Illusion“ (Anmerk. d. Red.: Hierbei handelt es sich um Alben von Guns’n’Roses) weiter, wo ich dann versucht habe Songs davon nachzuspielen. Das war für mich das Album und die Band. Ich wollte damals halt wie Axl Rose sein, habe mir so ein komisches Stirnband angezogen und mir vorgestellt auf so einer großen Bühne zu sein. (lacht)
Bizarre Radio: Mh, der Gedanke gefällt mir irgendwie. Hätte ich in meiner Jugend gerne mal erlebt, dass die Jungs hier sowas gemacht hätten.
Bastian Emig: Ich glaube da gibt es sogar noch Bilder von. (lacht)
Bizarre Radio: Hatte ich das schon mit meiner Neugier erwähnt? (lacht mit) Nun gut. Aber kommen wir jetzt besser zu einem anderen Thema. Auf der In Legend Homepage habe ich gesehen, dass du Anfang 2012 deine andere Band Van Canto ja als Support-Act begleitet hast. Wie war das denn für dich? Ich stelle mir das ja extrem anstrengend vor, wenn man zweimal am Abend solche Höchstleistungen abliefern muss. Mir wurde bisher ja immer von befreundeten Künstlern mitgeteilt, dass die nach 2 Stunden auf der Bühne nur noch froh waren, wenn sie mal eine gewisse Pause hatten, um sich zu regenerieren. Wie hast du das denn so erlebt?
Bastian Emig: Nach der ersten Tour habe ich nur noch gedacht „Das ist eine Dummheit die ich kein zweites Mal begehe“. Nach der zweiten habe ich gesagt „Jetzt nimmst du das mal ernst“ und nach der dritten habe ich eingesehen, das eines garantiert nicht geht und zwar Prinzipien zu haben, wenn man Musiker ist. Also es war auf jeden Fall anstrengend. Aber es war ja auch eine riesige Chance für uns als Newcomer gleiche eine so große Tour wie mit Van Canto zu fahren. Und hinzu kam auch ein sehr dankbares Publikum. Ich meine, wer sich schon gesungene Instrumente anhört, der ist auch offen für das Rumgehämmer auf dem Klavier. Und das war eine wirklich schöne Feuertaufe. Das hat mich dann doch durch die erste Tour getragen, so dass die physische Anstrengung eher zweitrangig war. Bei der zweiten Tour habe ich dann doch schon gemerkt, dass man schon an seine Grenzen stößt. Retrospektiv kann ich aber jetzt auch sagen wieso das so geklappt hat. Das war sehr schön, dass Orden Ogan dann ja auch noch mitgespielt haben und so bekam ich dann die nötige Pause zwischen den Auftritten. Wobei bei der ersten Tour ist es den Leuten glaube ich nicht mal aufgefallen, dass der Sänger der Vorband auch der Drummer der zweiten Band war. Bei der letzten Tour war ich dann aber doch echt fertig, zumal das Konzentrationsniveau bei In Legend, wo ich singen und Klavier spielen muss, echt höher ist. Trommeln kann ich jederzeit, sogar nachts, wenn man mich unerwartet aufweckt.
Bizarre Radio: Also ich habe da ehrlich einen Heidenrespekt vor dieser Leistung. Ich glaube wenn man mich nach einer morgendlichen Joggingrunde an ein Drum-Kit setzen würde, käme da nichts Brauchbares bei rum. Und wo wir ja jetzt schon beim Thema Tour sind. Wie schaut es denn in den kommenden Monaten bei In Legend mit Konzerten aus?
Bastian Emig: Ende Dezember gibt es noch einmal ein Konzert, was die aktuelle In Legend-Ära abschließen wird. Und dann wird es ganz sicher eine Umstellung mit den neuen Songs geben. Wir sind auch tatsächlich schon am Planen und überlegen gerade, wo wir uns wie präsentieren und wo wir mitfahren könnten. Man ist als Support-Act ja auch immer ein wenig auf den „good will“ der großen Bands und Veranstalter angewiesen. Aber wir wollen 2013 unbedingt wieder touren. Das wird vielleicht auch für diejenigen interessant werden, die uns bisher nicht so auf dem Radar gehabt haben. Das neue Album ist wie eine Art Debüt und deutlich zeitgemäßer wie das was auf der „Ballads’n’Bullets“ zusammenkam. Außerdem hat sich seither ja auch die Band verändert durch unseren zweiten Pianisten Daniel, der neu in die Band kam.
Bizarre Radio: Das klingt ja super spannend. Ich bin auch ehrlich neugierig, wie sich In Legend live anhören. Bisher kam ich ja nur in den Genuss des Albums. Und wo wir jetzt so über das Touren sprechen, komme ich mal zu einem anderen Thema, nämlich dem Tourgepäck. Was darf eigentlich so gar nicht darin fehlen?
Bastian Emig: Was meinst du? Den Sänger, den Tourmanager, den Roadie?
Bizarre Radio: Ja keine Ahnung. Aber ich persönlich würde z.B. sehr an sowas wie meinem Handy hängen.
Bastian Emig: Mh, was gibt es denn da bei mir so?
Bizarre Radio: Das musst du mir sagen.
Bastian Emig: Ja, was darf denn nicht fehlen? Ja, das ist jetzt sehr interessant. Aber was ich grundsätzlich auf Reisen dabei habe ist meine Hilfe zu mir zu kommen, dass ist das Hörbuch gelesen von Götz Alsmann „Drei Mann in einem Boot“. Dafür mache ich auch immer gerne Werbung. Das ist ehrlich eines der schönsten und witzigsten Dinge die jemals als Hörbuch aufgenommen wurden. Das kann ich mir immer wieder anhören. Dann habe ich noch sehr häufig Musik von Armand Amar dabei. Das ist ein grandioser Komponist. Kennst du den?
Bizarre Radio: Vom Hörensagen. Ich könnte da aber auf Anhieb kein Musikstück mit verbinden.
Bastian Emig: Ja okay, jetzt willst du sicherlich auch noch so was hören wie meinen Glücksteddy oder?
Bizarre Radio: Klar. (lacht)
Bastian Emig: Mh, ja das tut mir leid. Mir fällt auch gerade nichts weiter ein. Ich war die letzten drei Jahre über die Hälfte des Jahres nie zu Hause und bin dadurch zu einem sehr effizienten Reisenden geworden. Ich reise immer mit sehr schmalem Gepäck. Von daher gibt es eigentlich auch kaum Sachen, die ich so richtig missen würde. Aber ich überlege jetzt nochmal im Hintergrund während wir weiter reden.
Bizarre Radio: Okay. Aber wenn du ja so ein effizienter Packer bist, dann hast du bestimmt noch einen brandheißen Tipp für uns Frauen, wie wir es schaffen endlich mal mit nur einem Koffer eine Woche wegzufahren. Du kennst das ja sicher auch, (Anm. d. Red.: Achtung Klischee) dass Frauen dazu neigen für eine Woche Urlaub 3 Koffer mitzunehmen. Das will ich jetzt jedenfalls mal ändern. Also raus mit den Expertentipps.
Bastian Emig: (lacht) Ich soll da jetzt Tipps zum effizienten Packen geben? Damit laufe ich Gefahr 99% meiner weiblichen Fans zu verlieren. Das ist echt eine verdammt fiese Frage. Ich habe zumindest festgestellt, dass man je weniger man mitnimmt, desto weniger vermisst man, wenn man es nicht dabei hat. Kann man das vielleicht als Kompromiss gelten lassen?
Bizarre Radio: Ähm, ich würde mal sagen ja.
Bastian Emig: Das war ehrlich mal eine abgefahrene Frage. (lacht)
Bizarre Radio: Also ich gestehe, dass ich auf die Frage auch erst nach einem anderen Interview gekommen bin, wo mir zwei Musiker erzählt haben, dass sie in ihrer Band einen internen Wettkampf am Start haben, wer von den beiden denn am effizientesten packen und somit das leichteste Gepäck dabei hat.
Bastian Emig: Also „Rei in der Tube“ ist auch echt eine tolle Erfindung. Und so kleine Säckchen, in die man alles packen kann. Das hilft echt alles zu sortieren. Okay, aber das klingt jetzt nicht so recht nach Rock’n’Roll, oder?
Bizarre Radio: Ach was, ich finde so Schlafsackhüllen auch echt prima. In Wacken hat mir das diesen Sommer auch echt das Leben erleichtert, wo ich die matschige Dreckwäsche einfach in den Beutel werfen konnte. Oh, jetzt haben wir ja völlig ungeplant den Übergang zu meiner nächsten Frage geschaffen. Kommen wir doch mal auf das Wacken 2012 zu sprechen. Ich habe dich da ein paar Mal an mir vorbeihuschen sehen, z.B. auf dem Weg zur Theke. Wie hast du denn das Festival so erlebt?
Bastian Emig: Schlammig, katastrophal und sehr schön. Das mit dem schlammig muss ich jetzt nicht erklären, oder? Das erklärt sich ja von selbst. Das mit dem katastrophal, weil wir bei der Anreise nicht mal dahin kamen wo wir hin wollten, da wir stecken geblieben sind. Und sehr schön, da dort drei chinesische Bands gespielt haben, mit denen ich schon in China gejammt habe.
Bizarre Radio: A propos andere Bands. Du bist zwar jetzt im Studio schwer mit den In Legend Songs beschäftigt, aber gibt es derzeit auch noch andere Musik für die du dich begeistern kannst?
Bastian Emig: Also mit das letzte Album das ich mir gekauft habe war das neue Muse Album. Dann habe ich mir gerade davor das letzte Daniel Wirtz Album gekauft. Das Album „Erdling“ ist wirklich sensationell. Dann habe ich gerade die Band Hyrax im Auto am Laufen. Jetzt möchtest du bestimmt noch so einen internationalen Burner oder?
Bizarre Radio: Muss nicht sein.
Bastian Emig: Mh, mir schwebt auch immer noch diese Frage von eben mit dem Tourgepäck durch den Kopf.
Bizarre Radio: (lacht) Ich kann dir ja mal einen Tipp geben. Höre doch mal in das neue Skunk Anansie Album rein.
Bastian Emig: Okay. Das kenne ich noch nicht.
Bizarre Radio: Da siehste mal. Sollteste dann mal schnell nachholen. Auch wenn ich jetzt ein wenig penetrant wirken sollte, aber ist dir denn zwischenzeitlich schon was zu deinem Tourgepäck eingefallen?
Bastian Emig: Meine Zahnbürste, auch wenn das uncool klingen mag. Zahnhygiene ist wichtig.
Bizarre Radio: Wenn du jetzt ganz hart wärst, hättest du da jetzt eher auf Whiskey zur Mundhygiene zurückgegriffen. (lacht)
Bastian Emig: (lacht) Dann bin ich wohl uncool.
Bizarre Radio: Nein, nein. Keine Angst. (lacht mit) Aber da die Zeit ja jetzt schon fortgeschritten ist, möchte ich mit dir noch so ein kleines Assoziationsspielchen machen.
Bastian Emig: Okay. Solange das keine so abgefahrenen Fragen mehr hat oder ich über mein Tourgepäck nachdenken muss.
Bizarre Radio: Nein, keine Angst. Ich möchte dir nur ein paar Begriffe nennen und hoffe du nennst mir das dazu, was dir spontan in den Sinn kommt. Fangen wir mal ganz harmlos an. Deine erste Schallplatte oder CD war…?
Bastian Emig: Von meiner Oma geschenkt bekommen „Elvis Presley auf Hawaii“.
Bizarre Radio: Das ist ja mal sehr geil. Erinnert mich glatt an meine Kindheit und die Musik die mir mein Dad immer vorgespielt hat. Aber okay. Bevor wir wieder abdriften: Heimat.
Bastian Emig: Heimat? Da wo ein Instrument steht.
Bizarre Radio: Freiheit.
Bastian Emig: Selbstbestimmt.
Bizarre Radio: Auch wenn ich das nicht vermeiden kann, aber: Touralltag.
Bastian Emig: Touralltag?
Bizarre Radio: Mh.
Bastian Emig: Schöne Abwechslung.
Bizarre Radio: Und jetzt mein persönliches Favourite mit dem ich mich immer wieder in die Nesseln setze und meinen Ruf bei dir wohl vollends ruiniere: Sex, Drugs & Rock’n’Roll.
Bastian Emig: Ein guter Lebensentwurf.
Bizarre Radio: Ja mensch, da bist du der erste Musiker, der dazu steht. Nichts desto trotz müssen wir jetzt auch zum Ende des Interviews kommen. Ich bedanke mich nochmal für das sehr interessante und amüsante Gespräch.
Bastian Emig: Nichts zu danken. Danke für dein Interesse.
Bizarre Radio: Immer wieder gerne.
Kitty N., 12.11.2012
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