Interview

American Head Charge - American Head Charge - Interview

American Head Charge

American Head Charge - Interview


Am Rande der Support-Tour mit Slipknot trafen wir Sänger Martin Cock kurz vor ihrem Auftritt.

BR: Wann habt ihr angefangen Musik zu machen?
MARTIN: Chad und ich gründeten die Band vor ca. sechs Jahren. Das war die Zeit, in der wir anfingen Musik zu machen, die uns auch gefiel. Gitarre spiele ich allerdings schon seitdem ich dreizehn bin. Damals habe ich allerdings aber noch nicht ans Singen gedacht oder daran, Lieder zu schreiben.
BR: Wer oder was inspiriert euch, eine solche Art von Musik zu machen?
MARTIN: Das ergab sich so aus der Musik, die wir selbst gehört haben. Einflüsse waren zum Beispiel Ministry, Faith No More, Mr. Bungle oder auch Jesus Lizard, welche eben auch in diese Industrial Richtung gehen.
BR: Was war ausschlaggebend dafür, die Band American Head Charge zu nennen?
MARTIN: Chad kam eines Tages mit diesem Begriff an. Wir wollten einfach einen Namen, der aus drei Wörtern besteht, weil wir das am besten fanden, jedoch hat er keine wirklich Bedeutung. Er gefiel uns beiden, also nahmen wir ihn.
BR: Das Album heißt „The War Of Art“. Steckt dahinter irgendeine tiefere Bedeutung?
MARTIN: Als erstes ist es vor allem ein Wortspiel mit dem Titel „The Art Of War“. Für mich hat es allerdings auch noch den Hintergrund, dass es heutzutage beinahe mehr um die Geldmacherei mit der Kunst, als um die Kunst an sich geht. Es ist nicht so einfach sein eigenes Ding durchzuziehen, beispielsweise zu entscheiden, welche Songs auf die Platte sollen oder ein Video zu machen, das dir selbst gefällt. Und dabei man Selbst zu bleiben, also der Künstler, der man sein will und eben Dinge zu tun, die man tun will, das ist eine Art Kampf mit sich und der Industrie, die mit dir Geld machen will. Du selbst willst haben nur Freude an deinen eigenen Werken haben.
BR: Wer entscheidet welche Stücke als Single veröffentlicht werden?
MARTIN: Das ist so eine Sache. Schlussendlich kennen wir unsere Songs am besten und können ungefähr einschätzen, was gut ankommen könnte bei unseren Fans. Aber natürlich will unsere Plattenfirma auch immer einen gewissen Anteil an solchen Entscheidungen haben. Wir versuchen natürlich so gut es geht uns durchzusetzen. Schließlich sind wir eine Heavy Metal Band und wollen dieses auch mit unseren Singles verdeutlichen, damit der Fan auch weiß, was ihn erwartet.
BR: Hast du ein Lieblingslied auf dem Album?
MARTIN: Mein aktuelles Lieblingslied von der Platte ist der letzte Song „Nothing Gets Nothing“, weil es ein wenig härter ist und irgendwie auch zum Wetter passt, welches wir momentan haben.
BR: Kannst du selbst noch euer eigenes Album hören?
MARTIN: Na ja, es ist schon so, dass durch das andauernde Performen der Stücke es schon ein wenig langweilig werden kann, doch gibt es ja auch Songs, die wir nicht so oft spielen wie eben „Nothing Gets Nothing“ und die höre ich mir dann auch noch gerne an, weil ich die Musik wirklich mag.
BR: Woher nimmst du deine Inspiration, um Lieder zu Schreiben?
MARTIN: Eine Menge meiner Ideen ziehe ich aus Beziehungen zu Frauen, Freunden oder Menschen im allgemeinen oder aus vergangenen Situationen, die ich durchlebte und die mich beispielsweise in irgend einer Weise verletzten oder emotional bewegten. Das ist so die normale Vorgehensweise, manchmal kommen mir aber auch ganz spontan irgendwelche Einfälle, die ich dann so vor mich hin singe und daraus dann einen Song mache.
BR: Und was entsteht zu erst? Die Musik oder die Texte?
MARTIN: Fast immer zu erst die Musik, zu der wir dann einen passenden Text schreiben. Es kam nur sehr selten vor, dass ich mal einen Text geschrieben hatte und wir danach die Musik dazu eingespielt haben.
BR: Ziehst du es vor auf Tour zu sein oder im Studio an neuen Songs zu arbeiten? Oder magst du beides gleichermaßen?
MARTIN: Ich mag es neue Tracks aufzunehmen und auch sie dann live zu spielen. Für gewöhnlich wirst du irgendwann müde, wenn du dauernd auf Tour bist, denn du willst auch mal wieder deine Freunde und deine Familie sehen, doch es macht natürlich ungemein Spaß rumzureisen und deine Lieder immer wieder neuen Leuten zu präsentieren.
Im Studio zu sein ist einfach sehr kreativ und hat so was magisches. Also, ich kann nicht sagen, dass ich eines von Beiden favorisiere, das hängt meist von der augenblicklichen Situation ab.
BR: Schreibst du Songs, während ihr auf Tour seid?
MARTIN: Es ist ein wenig schwierig, weil du ständig unterwegs bist, um dieses und jenes zu erledigen. Außerdem kann man es ja nicht herbeizwingen kreativ zu sein, beziehungsweise, wenn man dann manchmal eine gewisse Idee für ein Riff im Kopf hat, dann ist wieder gerade keine Gitarre greifbar.
BR: Bist du das erste Mal in Deutschland?
MARTIN: Ich war schon mal als Kind hier, so mit zehn oder elf. Damals gab es noch die Mauer in Berlin. Das war ziemlich merkwürdig mit der Aufteilung in West- und Ostberlin. Jetzt bin ich aber das erste Mal mit der Band hier. Schade ist nur, dass das Wetter so schlecht ist.
BR: Magst du die Halle hier in Essen?
MARTIN: Ja, sie ist sehr schön.
BR: Gibt es Unterschiede zwischen den Fans hier in Deutschland und denen in den USA?
MARTIN: Oh ja, definitiv. Hier sind die Kids etwas empfänglicher für Bands, von denen sie noch nie zuvor gehört haben. Wenn sie merken, dass man sich Mühe gibt und sich anstrengt, um für sie ein gutes Konzert zu spielen, dann bekommt man auch viel Kraft von ihnen zurück, was einem natürlich unheimlich hilft auf der Bühne zu stehen.
BR: Bist du nervös, wenn du die Bühne betrittst?
MARTIN: Ja, manchmal. Vor allem, wenn du wieder mal in einem anderen Land spielst, in dem du vorher noch nicht warst, dann muss man erst mal abwarten, wie die Leute auf dich reagieren. Es ist aber mehr eine Art Aufregung.
BR: Werdet ihr im Sommer auch auf einigen der Festivals zu sehen sein?
MARTIN: Wir werden im Herbst noch einmal zurückkommen und einige Shows spielen. Was es mit den Festivals auf sich hat, weiß ich noch nicht so genau, könnte sein, dass wir beim Ozzfest spielen werden. Ich denke aber, es würde uns große Freude bereiten, denn ich habe eine Menge gutes über die deutschen Festivals gehört.
BR: Hast du irgendwelche bestimmten Ziele, die du in deiner Karriere als Musiker, oder allgemein in deinem Leben erreichen willst?
MARTIN(lacht): Ich hätte gerne ein riesiges Grundstück mit einem großen Haus darauf, aber das ist noch weit, weit weg. Als Band wollen wir einfach noch einige gute Platten machen, coole Konzerte geben und vor allem eine Menge Spaß haben.
BR: Hast du Hobbies oder andere Aktivitäten neben der Musik?
MARTIN: Wenn es die Zeit zulässt, mache ich gerne Sport, wie unter anderem Basketball, Tennis, Skaten, Surfen und so weiter. Mein größtes Hobby ist jedoch die Musik und ich habe halt großes Glück gehabt, dass ich es zu meinem Beruf machen konnte. (lacht) Ursprünglich wollte ich ja Profi Snowboarder werden.
BR: Was denkst du über das Internet?
MARTIN: Es ist schon Wahnsinn für dich als Band in dieser multimedialen Welt. Jeder kann deine Songs runterladen und sich ein Bild von dir machen. Ich glaube aber, dass es immer genügend Leute geben wird, die wert darauf legen das original Artwork und die Lyrics zu bekommen, und sich die Platte dann trotzdem noch kaufen. Von daher eröffnet das Internet einem enorme Chancen möglichst viele Menschen mit seiner Musik zu erreichen.
BR: Eure Homepage und euer Cover-Artwork haben einen militärischen Touch. Hat das irgendeine Aussagekraft?
MARTIN: Nein, eigentlich nicht. Höchstens, dass wir uns selbst vor der Industrie schützen wollen, um unsere eigene Identität zu bewahren. Es bedeutet aber nicht, dass wir rausgehen und Leute umbringen.


Nico & ken

Nico Reimer08.03.2002

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