Cd-Besprechung

Wolf Parade - Apologies To The Queen Mary

Wolf Parade

Apologies To The Queen Mary

Sub Pop
  Vö: 28.10.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  12.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Es ist längst müßig, die Entstehung der Wolf Parade als "Baby" von The Arcade Fire zu erklären. Dass nicht nur ihr Debüt "Apologies To The Queen Mary" (auf dem legendären Sub Pop-Label) auf Hindrängung der sieben Schöpfer von "Funeral", was dieses Jahr so einiges zwar nicht lostrat, aber ankurbelte, entstand, sondern die ganze Bandgründung eine Folge dessen ist. Genauso müßig zu erwähnen, dass Issac Brooks von Modest Mouse dieses Ziehkind produzierend betreute. Das hört man ihm nämlich in jeder Sekunde an. Sänger Dan Boeckner schreit nie, aber klingt doch hibbeliger, aufgekratzter und leider oder wahlweise auch fröhlicherweise schräger, vor allem in den hohen Lagen, als ein David Bowie. Aber allein darauf zukommen kann ja nichts Schlechtes bedeuten. Der Großmeister selbst war nämlich einer von denen, die Arcade Fire gen Himmel lobten. Wo wir doch schon wieder am Anfang wären. Aaaber:

The Arcade Fire: Chorale Epik. Kleine Dramaturgien. Streicher. Klavier. Effekte. Findet man all das denn überhaupt bei der Wolf Parade? Als Antwort gibt´s ein klares Jein. Viel flotter, schrammeliger und kurzweiliger scheint hier durch Songs wie "You Are A Runner And I Am My Father´s Son", richtig, gerannt zu werden. Eine rohe und positive Hektik strahlt das schon aus, wie es da scheppert. Stücke wie "Fancy Claps" aber verkörpern nicht nur ihren Titel, sondern zeigen auch die Momente auf, die als Beweise für mehr als nur ein Strohfeuer herhalten könnten. Der "Same Ghost Every Night" holt die Synthesizer vollends unterm Staubtuch hervor und packt sie auch nicht mehr weg. Versetzte "Uuuhs" und Backgroundgesang, Gitarren die nicht mehr sagen als sie müssen und alles auf den Punkt bringen, ein Akkordeon - und schon ist der Funke Charme übergesprungen, den "Apologies To The Queen Mary" nur selten überreizt.

Aber Moment mal: Queen Mary, das gesunkene Kriegsschiff? Queen Mary I., die nach Henry VIII. als "Bloody Mary" die katholische Gegen-Reformation führte? Wegen beiden starben hunderte von Menschen. Entschuldigen? Müssen Wolf Parade sich da also nun wirklich nicht. Ham ja auch nix verbrochen, außer dieser charmanten Perlen. Aha: Das Album war ein Schnellschuss? Eine Affekthandlung? Na Gott sei Dank. Denn dass es so schön rau klingt, das scheint genau der Charme bei diesem neuen Pop. Jeder Schritt, jedes Zögern mehr hätte den Songs nicht gedient, sondern ihnen was genommen.

So weiß man letzten Endes zwar nicht, ob man der Wolf Parade einen ersten Platz in Innovation attestieren soll, kann ihr aber gleichzeitig zu Gute halten, dass sie die Hausaufgaben schon im Voraus gemacht hat. Und nicht nur durch ein oder zwei Hits glänzt, sondern hohem Niveau auf ganzer Länge. Langeweile geht jedenfalls anders. Und mit The Most Serene Republic steht ja schon das nächste kanadische Pferd in den Startlöchern. So kann´s ruhig weitergehen.

11 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof12.01.2006

TRACKLIST
01.You Are a Runner and I Am My Father's Son***
02.Modern World
03.Grounds For Divorce
04.We Built Another World
05.Fancy Claps
06.Same Ghost Every Night
07.Shine a Light***
08.Dear Sons and Daughters of Hungry Ghosts***
09.I'll Believe In Anything
10.It's a Curse
11.Dinner Bells
12.This Heart's On Fire***
[ *** Anspieltipps ]

Weitere Cd-Besprechungen und Stories
 [Neuigkeit]

Leserkommentare

Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT

Neue Beiträge im FORUM