Cd-Besprechung

Van Canto

Dawn Of The Brave

Napalm Records
Vö: 07.02.2014

Bewertung: 13 Punkte
Leserwertung: 0.0 Punkte
Stimmenzahl: 0

Nicht jeder kann es sich vorstellen bei seiner heißgeliebten Metalmusik auf harte, griffige Instrumentalparts zu verzichten. Aber genau da haben die Stimmakrobaten von Van Canto angesetzt und eben mal ganz einfach eingängigen Rock bzw. Metal mal eben ohne weitrechende Instrumentalisierung erschaffen – mal abgesehen vom Einsatz des rhythmusvorgebenden Schlagzeugs. Klar scheiden sich hier die Gemüter der Metalfans, aber einmal im stimmgewaltigen Universum des Sextetts angekommen, lässt einen die Faszination A Cappella Metal nicht mehr los. Mit „Dawn Of The Brave“ erscheint das nunmehr fünfte Studioalbum von Van Canto.

Wie schon zuvor sind Van Canto auch bei „Dawn Of The Brave“ bei der Songauswahl auf Nummer sicher gegangen. Neben Eigenkompositionen wurden auch bekannte Rockklassiker wie „Final Countdown“, „Holding Out For A Hero“ oder “Paranoid“ in ein neues musikalisches Gewand gehüllt – letzteres allerdings eher weniger erfolgreich. Black Sabbath sind einfach eine Nummer zu groß und zu kultig, um gebührend gecovert zu werden. Aber damit wäre dann wohl auch der einzige Schwachpunkt auf „Dawn Of The Brave“ benannt. Die restlichen 12 Songs strotzen nur so vor Energie und Herzblut.

Wer Van Canto früher bereits schon einmal gehört oder gar live erlebt hat, der wird sich schon beim ersten Abspielen des Silberlings darüber erfreuen, dass sich das Sextett musikalisch weiter steigern konnte. Viele der kleinen Elemente wirken bis zur Perfektion ausgearbeitet, was sich ganz besonders in den vielen Chorpassagen zeigt. So wirkt zum einen der Gesang von Frontfrau Inga wesentlich dynamischer und rockiger, aber auch die Stimmen der anderen Bandmitglieder scheint man, trotz der Verschmelzung zu einem harmonischen Miteinander, fast schon als individuelle Gesangsparts zu erleben. Roland Prent, seines Zeichens Soundmeister im legendären Wisseloord Studio 2, dürfte daran wohl nicht ganz unschuldig sein. Gott sei Dank mag man sogar sagen, denn so wirken Van Canto stilistisch reifer und professioneller denn je zuvor. Gekonnt weben die Musiker mit ihren Stimmen ein musikalisches Gewand, das sich fast schon wie Haute-Couture um die Songtexte legt und so zu einem Gesamtkunstwerk werden lässt.

Das Van Canto ihre Fans am Herzen liegen ist eigentlich nichts Neues. Und dennoch haben sich die Musiker dazu entschieden eben diese Dankbarkeit nun sogar auf dem neuen Album zu verankern. So durften 200 Fans der Band mal eben ihren Teil zu den Choraufnahmen beitragen. Eine wirklich tolle Geste gegenüber den Menschen, denen Van Canto so viel zu verdanken habe.

Auch wenn einige Abwinken sobald sie A Capella Metal hören, so sei ihnen hier versichert, dass „Dawn Of The Brave“ genug Mitgröhl- und Headbangpotential mit sich bringt – eben jenes, das man von einem guten Metalsong erwartet. Schubladendenker und engstirnige Musikfanatiker sollten nun endlich einmal über ihren verstaubten Schatten springen und Van Canto die Ehre erweisen. Musik ist nun mal kein Schema F sondern etwas, das von Herzen kommt und gefühlt werden muss. Und das Van Canto alles was sie anpacken mit viel Herzblut machen, das wird wohl niemand in Frage stellen.

13 Punkte (von max. 15)

Kitty N., 15.02.2014

TRACKLIST
1.Dawn Of The Brave
2.Fight For Your Life
3.To The Mountains***
4.Badaboom
5.The Final Countdown***
6.Steel Breaker
7.The Awakening
8.The Other Ones
9.Holding Out For A Hero***
10.Unholy
11.My Utopia***
12.Into The West
13.Paranoid
[ *** Anspieltipps ]