Cd-Besprechung
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Wie gern möchte man die Abgründe, die Arne Heesch gesehen hat, mit eigenen Augen sehen. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter von Ulme muss vor dem wahrhaftigen Höllenschlund gestanden haben. So düster, böse und dämonisch sind Ulme. Seit der genre-prägenden „Ordinary Diva“-Scheibe, die repräsentativ für eine neues Musikverständnis in Deutschland stand, ist viel geschehen. Ulme erreichten damals mit dem legendären Blunoise-Label im Rücken eine neue Stufe. Deutscher Noiserock fernab vom Mainstream. Ein Quantensprung! Die hiesigen Gazetten überhäuften Ulme mit vollen Punktzahlen. Die Band allerdings zerbrach. Zwei Brüder und ein Cousin, dieses Bandgefüge war fragiler als die Soundwände des Ulme-Monsters.
2006 kam Ulme zurück. Gereift, erwachsen und kein bisschen weniger wütend. Mit einer Altersweisheit werden nun die fiesen Grooves aufgebaut, mit leicht schiefen, am Rande des Wahnsinns balancierenden Vocals. Was lehrt uns nun „Tropic of Taurus“? Ulme sind immer noch Ulme. Der Sound, diesmal von Weggefährte Kurt Ebelhäuser (Blackmail, Scumbucket) aufgenommen, tonnenschwer, zäh wie Lava und monumental. Die Songs voller Tiefe, die Texte, sehr emotional, fast persönlich. Diese schwer verdauliche Mischung schlägt aufs Gemüt. Schleppende Rockriffs, die immer noch zu dem Besten, was deutscher Noiserock zu bieten hat zählen, zermalmen jegliches positives Gefühl. Ich habe es bis heute nicht geschafft ein Ulme-Album von vorne bis hinten durchzuhören. Es zieht einen verdammt nochmal runter. Wie schafft diese Band es ein solches Karma aufzubauen. Das ist einmalig! Keine andere Musik ist so bewegend, mitreißend. Das ist ganz großes Kino!
Was die inneren Dämonen des Arne Heesch angeht, zeigt das aktuelle Album eine weitere Facette. Das Artwork ist aus Ölbildern aus der Feder Heeschs entstanden. Auch die Bilder sind Ausdruck des Ulme-Effekts: Mystisch, unbeschreiblich, düster und verzweifelt. Man kann nur hoffen, dass Ulme nie ihren inneren Frieden finden. Und wenn, dann sollten sie ihre Seele an den Teufel verkaufen, solange sie ihre Wut behalten und so verdammt gute Musik machen.
13 Punkte (von max. 15)
frank fischmann, 09.10.2009
TRACKLIST
1. Rubber P.***
2. Sisyphus, Crack The Stone!
3. My Heart Stops Beating (When Yours Is Near)
4. The Web***
5. Little Spark
6. Orpheus***
7. Girl Of The Sea 8. Jewels 9. Light In The Trees***
10. Phoenix Awakens 11. Saviour
[ *** Anspieltipps ]
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