Cd-Besprechung

The Libertines - The Libertines

The Libertines

The Libertines

Rough Trade
  Vö: 30.08.2004

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  13.8 Punkte
Stimmenzahl: 4

Kaum jemand hätte ernsthaft damit gerechnet, dass die Libertines jemals wieder ein Album veröffentlichen- am Allerwenigsten anscheinend die eigene Plattenfirma, denn lange sah es aufgrund bandinterner Querelen nicht so aus, als ob nach dem fantastischen 2002er Debüt „Up the Bracket“ noch etwas nachkommen würde. Aus diesem Grunde würdigt ihre Plattenfirma auch der bislang nur 3-jährigen Bandgeschichte immerhin 4 Seiten Presseinfo, die sich lesen wie eine bessere Seifenoper:
Nach diversen Prügeleien mit Bandmitbegründer Carl Barât, verpassten Konzerten sowie Drogeneskapaden fliegt Sänger Peter Doherty schließlich im Juni 2003 aus der Band und gründet da daraufhin seine eigenen Libertines. Nur Pech, dass die noch ein bisschen Equipement brauchen und Peter aus diesem Grund bei Ex-Freund Carl einsteigt. Das bedeutet auch unter Musikerfreunden 6 Monate Knast. Aber Carl, nicht nachtragend, holt Peter nach nur 4 Wochen bei seiner Entlassung medienträchtig aus dem Gefängnis ab und die Libertines-Welt ist wieder in Ordnung. Scheint es jedenfalls, denn der Konflikt zwischen Carl und Peter schwelt weiter, Peter hat seine Drogensucht trotz diverser Therapieversuche in England wie in Thailand immer noch nicht im Griff und niemand mag voraussagen, ob er nun zu einem Gig erscheint oder nicht.
Doch der geneigte Hörer fragt sich inzwischen eigentlich nur noch, ob sich das ganze Theater überhaupt noch lohnt. Und hier kann die Antwort nur „JA“ heißen. Kaum zu glauben, dass „The Libertines“ in nur 14 Tagen eingespielt wurde- jeden Tag ein Song und jeder Song eine potentielle Single. Allerdings nicht beim ersten Hören, erst beim zweiten oder dritten Durchgang erschließen sich die 14 spektakulären Rocksongs, dann aber mit Nachdruck.
Der Opener und erste Single „Can’t stand me now“ scheppert in fröhlicher Zweisamkeit zwischen Carl und Peter dahin, um schließlich für den Indie-Hit„Last Post Of The Bugle“ Platz zu machen. Das Leben kann so schön sein, „What Katie did“ rockt sich fröhlich inklusive Shubidu-Gemache ins Ohr und mit „Arbeit macht frei“, einem 1:13 Anti-Rassismus Kracher, ist schließlich der Höhepunkt des Albums erreicht. Absoluter Liebling jedoch ist die Ballade „Music When The Lights Go Out“.
Waren die Erwartungen, insbesondere der britischen Presse, an das berühmt-berüchtige zweite Album hoch, die Libertines vermochten sie zu erfüllen und sie sogar noch zu übertreffen, was eigentlich ob der doch eher widrigen äußeren Umstände eher unglaublich scheint. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass Carl und insbesondere Peter ihre Probleme in den Griff bekommen und mit ihrer Musik auf sich aufmerksam machen, auch wenn man der Saga um die beiden einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann.

12 Punkte (von max. 15)

Nina Grannemann03.09.2004

TRACKLIST
1.Can’t Stand Me Now
2.Last Post On The Bugle
3.Don’t Be Shy
4.The Man Who Would Be King
5.Music When The Lights Go Out
6.Narcissist
7.The Ha Ha Wall
8.Arbeit Macht Frei
9.Campaign Of Hate
10.What Katie Did
11.Tomblands
12.The Saga
13.Road To Ruin
14.What Became Of The Likely Lads
[ *** Anspieltipps ]

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