Cd-Besprechung
Leserwertung: 10.0 Punkte
Stimmenzahl: 3
Es ist schon immer wieder erstaunlich wie der Finger magisch auf gewissen Nummern der Fernbedienung landet, wenn man gewisse CDs einlegt. Als ob da eine magische Anziehungskraft bestünde. Beim neuen Flaming Lips-Album, Yoshimi Battles The Pink Robots, trifft das auf die Nummer 2 zu. Die Anziehung ist ähnlich hoch wie etwa bei Björks "Jóga" oder "Undo" oder etwa wie bei Soulwax' "Funny". Kaum hat der Song begonnen, wird man augenblicklich in dessen Bann gezogen. Da gibt es kein Entrinnen, die Genußantennen werden weit ausgefahren, um alles restlos in sich einzusaugen. Die Musik entfaltet hier eine solche sanfte Schönheit, dass sie schon fast ins Schmerzempfinden übersteigert ist.
Der zweite Song des neuen Flaming Lips-Albums mit dem überdimensionalen Titel "One More Robot/Sympathy 3000-21" ist Teil der Erzählung, die sich um das Karate-Kampfgirl Yoshimi entspinnt, die die Welt vor den einfallenden 'evil machines' retten soll. In "One More Robot" geht es allerdings eher darum, dass die Maschine lernt, mehr als eben nur eine Maschine zu sein, so etwas wie Liebe zu empfinden. Und genau dieses Gefühl der Liebe ist musikalisch erstklassig umgesetzt. Eine weiche Basslinie trägt den Song so leicht wie in Zeitlupe tanzende Regentropfen, während die Melodie immer wieder nach oben steigt und bei gesteigerten Tempo schließlich diesen entfliehenden, hyperrealen Eindruck noch verstärkt. Und der Gesang ist so sanft aufgetragen, dass es letztendlich gänzlich um mich geschehen war.
In "Yoshimi Battles the Pink Robots pt.1" wird dann genauer auf die Hauptfigur Yoshimi eingegangen, die auf den Sieg gegen die bösen Maschinen trainiert ist. Das weibliche Kampfgeschrei dringt auch immer im Hintergrund durch und bekommt seinen großen Aufritt im Instrumental "Yoshimi Battles the Pink Robots pt.2", wo es dann auch musikalisch kraftvoller zur Sache geht, mit prägnanten Drumeinsatz und tiefen Bassklängen. Garantiert einer der Höhepunkte des Albums.
Alles in allem legen die Flaming Lips mit ihrem neuen Album aber ein eindeutiges Pop-Statement vor, bei dem fast alles nach Ausgeglichenheit und Zufriedenheit klingt. Es mag teilweise sehr stark an Kitsch grenzen, wie z. B. in "It's Summertime", aber manchmal braucht auch die dunkelste Seele ein bißchen Balsam auf die Wunden. Und Balsam, der ohne die sonst landläufigen Pop-Platitüden auskommt, wird bei dieser wohlig warmen Platte garantiert mitgeliefert.
13 Punkte (von max. 15)
Madeleine Weinert, 20.07.2002
TRACKLIST
1. Fight Test
2. One More Robot/ Sympathy 3000-21***
3. Yoshimi Battles the Pink Robots pt.1***
4. Yoshimi Battles the Pink Robots pt.2***
5. In the Morning of the Magicians
6. Ego Tripping At the Gates of Hell
7. Are You A Hypnotist?
8. It's Summertime
9. Do You Realize??
10. All We Have Is Now
11. Approaching Pavonis Mons By Balloon (Utopia Planitia)
[ *** Anspieltipps ]
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