Cd-Besprechung
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Das amerikanische Saddle Creek Label ist nicht so einseitig ausgerichtet, wie man zunächst vermuten mag. Unlängst zeigten schon Beep Beep, dass dort neben Songwriter-Größen wie den Bright Eyes oder The Good Life auch lärmende Halbstarke ihren Platz haben. The Faint sind bei Saddle Creek schon etwas länger mit von der Partie und spielen – wie soll man es nur halbwegs passend ausdrücken? – eigenartigen, teils angenehm düsteren, teils aber auch anstrengenden und wenig eingängigen Wave-Punk mit mächtig Synthies. Ein wenig so, als hätten Depeche Mode auf dem Friedhof ein paar Gräber aufgebuddelt. Im Prinzip ein guter Ansatz: intelligente tanzbare Musik. Warum sollte das Schuhplatteln immer nur den üblichen Flachkeksen vorbehalten bleiben, die leider zu oft die hiesigen Clubs bevölkern? Mehr als nur ehrenwert, doch in der Realität gestalten sich die Dinge nicht nur oftmals schwieriger, sondern in diesem besonderen Fall vor allem sperriger.
Mancher Hörer dürfte seine Schwierigkeiten mit dem teilweise unterkühlten und steril wirkenden 80er-Sound der Band haben. Organischere Klänge sind da eher selten. Auch die Bandbreite des Songwritings ist enorm, wenngleich nicht im positivsten Wortsinn. Viele Songs sind strukturell einfach gehalten, ja fast schon repetitiv. Andere sind übermäßig verkompliziert. Dazwischen tut sich leider wenig. Jetzt aber genug der Schwarzmalerei, denn zumindest zwei wahre Höhepunkte haben The Faint schon im Gepäck. Da wäre zum einen „How I Could Forget“, das zu Beginn zwar als durchschnittlicher Synthie-Song erscheinen will, dann aber in düsteres und sphärisches Terrain abgleitet. Damit sollte man die nächste Party aufmischen, und wem’s nicht gefällt, der kann ja gehen. Das herrliche „Southern Belles in London Sing“ ist dagegen fast schon ein Schmachtfetzen, wesentlich harmonischer und melodiereicher als der Rest des Albums. Sogar Streicherarrangements findet man da. Dazu steuern die bezaubernden Labelkolleginnen von Azure Ray sekundenweise Background-Vocals bei. Um aber ein zu großes Maß an Eingängigkeit und Harmonie zu vermeiden, garnieren The Faint den Song mit einem tiefen, knarzenden Bass.
Und der Rest? Nun ja, da verbleibt vor allem Verschrobenes. Songs wie „I Disappear“ oder „Paranoiattack“ entführen den Hörer ganz weit zurück in die 80er Jahre, was zumindest für meinen Geschmack ein zwiespältiger Zwangsausflug ist. Anderen Songs mangelt es schlicht an Abwechslungsreichtum, um sich auf Dauer beim Hörer einzuprägen. Im Ganzen bleibt „Wet From Birth“ so für meinen Geschmack leider eine recht durchwachsene Angelegenheit, womit natürlich nicht in Abrede gestellt werden soll, dass The Faint ein paar gute Songs auf Lager haben. Anzuraten ist dieses Album wohl vor allem den Leuten, die auf Kontakt mit den Sounds der 80er Jahre nicht mit Atemwegsreizungen reagieren. Bei denen klappt das mit dem Tanzen dann auch von ganz allein.
8 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 13.10.2004
TRACKLIST
1. Desperate Guys
2. How Could I Forget ***
3. I Disappear
4. Southern Belles In London Sing ***
5. Erection
6. Paranoiattack
7. Drop Kick The Punks
8. Phone Call
9. Symtom Finger
10. Birth
[ *** Anspieltipps ]
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