Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Stolze vier Jahre haben sich The Faint Zeit gelassen, den Nachfolger zu "Wet From Birth" aufzunehmen. Was ist in dieser Zeit passiert? Circa hunderttausend Bands aus England und Schweden haben grandiose Debutalben veröffentlicht und ihren Götterstatus zwischenzeitlich mit gruselig lahmen Nachfolgern wieder auf normales Gitarrenrumpler-Niveau abgesenkt. Die Reaktion der Indie-Dissen-Gänger: Weniger Gitarren, mehr Synthesizer, weniger Kaiser Chiefs, mehr Klaxons und wie sie alle heißen. "Nu Rave"? Wie auch immer. The Faint haben schon vor dem Startschuss dieses Hypes vier Alben aufgenommen, die Indie, New Wave und elektronische Beats zu der (mitunter genialen) Mischpoke vermengt haben, nach der die Kids heute lechzen. Und dazu mussten sie sich nicht mal wie Super-Nintendo-Actionhelden kleiden.
Bekommen sie jetzt also die Achtung die sie verdienen? Wohl kaum. Fasciination enthält keinen einzigen Instant-Hit. Eine bewusste Reaktion auf den schnelllebigen Charakter der Musik in Zeiten von Myspace? Ebenfalls fragwürdig. Songs wie "The Geeks Were Right" oder "Psycho" benutzen die selben Stampfbeats und Riffs wie damals "Agenda Suicide" oder "I Disappear". Große Veränderungen gibt es nicht, die Stimme ist immer noch vorwiegend verfremdet, der Sound ist immer noch bestimmt von wahnwitzigen, dabei nie überstrapazierten Synthie-Geräuschen und die Saiteninstrumente peitschen ein wann es nötig ist. Lediglich das Düstere in den Songs ist leicht zurückgefahren worden. Vielleicht die Abkehr von der Corporate Identity des Saddle Creek-Labels, Fasciination erscheint immerhin auf dem neu gegründeten, eigenen Label Blank.wav. Auf keinen Fall sind die Songs schwächer geworden, im Vergleich zu den letzten Platten enthält Fasciination keinen einzigen Füller. Highlight ist sicherlich das das entspannte, ausgeklügelte "Forever Growing Centipedes", welches eindrucksvoll beweist, dass The Faint den Ruf des grandiosen Songwritings durchaus zurecht innehaben. Und wenn der Promo-Flyer predigt, dass es sich um das beste Album bis dato handelt, mag man nicht widersprechen.
Trotzdem kein Dancefloor-Hit. Schade. Fasciination verleitet vielleicht nicht zum Tanzen. Wenn man allerdings schon dabei ist, wird es unmöglich die Tanzfläche zu verlassen bis einer die CD wechselt. Auch für die bunt gekleideten Jungen und Mädchen mit den Leuchtstäben in den Haaren. Und sollte der DJ dann noch einen Smasher aus alten Zeiten auflegen, werden sie vielleicht sogar nach der Myspace-Adresse der Band fragen.
12 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 09.09.2008
TRACKLIST
1. Get Seduced ***
2. Geeks Were Right
3. Machine in the Ghost
4. Fulcrum and Lever
5. Psycho ***
6. Mirror Error
7. I Treat You Wrong
8. Forever Growing Centipedes ***
9. Fish in a Womb
10. Battle Hymn for Children
[ *** Anspieltipps ]
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