Cd-Besprechung

The Dresden Dolls - No, Virginia...

The Dresden Dolls

No, Virginia...

Roadrunner
  Vö: 16.05.2008

Bewertung:  10 Punkte
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„No, Virginia...“, das neueste Album der Dresden Dolls, bietet den gewohnten textlichen Tiefgang,
sowie eigenwillige und gleichzeitig eingängige Melodiepassagen, getoppt durch die variationsreiche, klassisch ausgebildeten Stimme Amanda Palmers, die selter als auf den Vorgängeralben „The Dresden Dolls“ und „Yes, Virginia...“ ins Abstruse driftet. Die Mischung ist es erst, die die Dresden Dolls so außergewöhnlich machen.

Das selbstbeschriebe "Brechtian Punk Cabaret", besteht seit 2000 aus Sängerin, Texterin und Pianistin Amanda, sowie Brian Viglione, welcher sich für Drums und Percussion verantwortlich zeigt. Das Duo klingt gleichzeitig pathetisch und doch so überzeugend echt und ungekünstelt. Der Schuss ironischer Theatralik machen die Formation aus Boston, Massachusetts zu einem besonderen Leckerbissen für Freunde des Kabaretts.

Es wäre nicht ganz korrekt von einem komplett neuen Album zu sprechen, da darauf sowohl Songs zu finden sind, die teilweise schon seit längerer Zeit entwickelt und live gespielt wurden, als auch das “Psycheledic Furs” Cover “Pretty in Pink”.

2006 wurde das zweite Studioalbum „Yes, Virginia...” veröffentlicht. Der Albumtitel ist die Antwort auf einen Brief, den die achtjährige Virginia O'Hanlon im Jahre 1897 an die New York Sun schrieb. Sie fragte, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt, woraufhin die Zeitung die Illusion des kleinen Mädchens nicht etwa zerstörte, sondern schlichtweg log. So heißt es in "Mrs. O":
"There's no hell and no Hiroshima, Chernobyl was a cover up, the world is really all in love ... there's no Hitler and no Holocaust, no winter and no Santa Clause and yes Virginia all because the truth can't save you now."

Um die Musik der Dresden Dolls verstehen zu können, muss man sich schon bewusst sein, dass sie versuchen, klare Bezüge zu Brecht und Weill zu ziehen. Auf der Bühne erinnern sie an Künstler der Weimarer Republik. Die „Theaterpunks“ bestimmen mit ihrer anspruchsvollen wie unterhaltungsorientierten Musik ein eigenes Genre, in dem sie sich noch weitestgehend konkurrenzlos austoben können.

Songs wie „Ultima Esperanza“ oder „the Kill“ lassen das Album insgesamt „weniger „ungewöhnlich“ als die Vorgängeralben klingen, welche vielleicht gerade deswegen so erfolgreich waren, weil sie dermaßen originell und innovativ waren. Es scheint, als würde Viglione seine Qualitäten auf dem neuesten Werk nicht gänzlich unter Beweis stellen können. Der mitreißenden B-Seite “Lonesome Organist Rapes Page-Turner” steht ein getragenes “Boston” gegenüber; die beiden Songs stecken den stimmungsmäßigen Rahmen des Albums ab.

„No, Virginia...“ klingt noch etwas glatter und poppiger als das Vorgängeralbum und gleichzeitig wie ein Unplugged-Album, immerhin haben die Dresden Dolls für „No, Virginia...“ nur fünf Tage im Studio verbracht. Nicht jeder Schlag sitzt, nicht jede Gesangspassage ist zu 100 Prozent zufriedenstellend, was einen großen Teil des Charmes des Albums ausmacht.

Wer “Yes, Virginia...” mochte, kann auch bei “No, Virginia...” getrost zuschlagen. “No, Virginia...” wird vermutlich einer breiteren Masse gefallen, so dass es spannend werden dürfte, ob die Dresden Dolls zukünftig immer noch als Insidertipp gelten.

10 Punkte (von max. 15)

Conny König13.05.2008

TRACKLIST
1. Dear Jenny
2. Night Reconnaissance
3. The Mouse and The Model
4. Ultima Esperanza
5. The Gardener***
6. Lonesome Organist Rapes Page-Turner***
7. Sorry Bunch
8. Pretty In Pink
9. The Kill
10. The Sheep Song
11. Boston***
[ *** Anspieltipps ]

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