Cd-Besprechung

The Doors - Live at he The Bowl 1968

The Doors

Live at he The Bowl 1968

Eagle Vision
  Vö: 19.10.2012

Bewertung:  13 Punkte
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Genie, Schamane, Halodri, Poet, Legende, Junkie: Was wurde nicht schon alles über Jim Morrison geschrieben. Am Ende bleibt immer nur eine Ikone, die über ihre Lebzeit hinweg die Gemüter bewegt. Zeitdokumente beweisen immer wieder eindrucksvoll, dass keine der Beschreibungen es schafft den Sänger der Doors zu fassen (und wenn, dann am ehesten die 2009er Doku „When you´re strange“).
In diesem Lichte scheint auch die jüngste Veröffentlichung aus den Archiven, die keineswegs, wie so oft, reine Leichenfledderei mit miesen Outtakes ist. Nein, dieses Mal handelt es sich um ein Juwel der jüngsten Rockgeschichte. Der legendäre Auftritt der Doors im noch legendäreren Hollywood Bowl von 1968 erschien zum ersten Mal ungekürzt. Und es ist eine Offenbarung.
Da ist erst einmal das Ambiente. Der Bowl, ein riesiges Amphitheater in den Bergen unweit der Traumfabrik, mit Platz für 18. 000 Menschen, atmete schon vor dem Doors-Auftritt Geschichte. Frank Sinatra, die Stones und die Beach Boys hatten bereits ihre Fußstapfen im altehrwürdigen Theater hinterlassen. Nun also The Doors auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Das dritte Album „Waiting for the sun“ erschien nur wenige Tage nach dem Auftritt in Los Angeles. Zuvor hatten die Vier bereits Welterfolge mit „Light my fire“ und „Break on trough“ vom selbstbetitelten Debütalbum gefeiert.
Der Hollywood Bowl-Gig sollte etwas Besonderes werden. Erstmals probte die Band einen Auftritt im Vorfeld im Detail. Schließlich sollte ein Kamerateam den Auftritt festhalten. Bei der Gestaltung der Bühne überließ man nichts dem Zufall. Man karrte alle verfügbaren Acoustic-Verstärker heran und baute links und rechts eine Wand aus Boxen auf. Das wars! Die Optik stimmte, wer jetzt aber wie die Veranstalter Bedenken wegen der Lautstärke hatte, kann man beruhigen. Der Bowl hatte strenge Auflagen: Wer eine Einladung bekam musste sich an die Lautstärke an maximal 75 db halten. Zum Vergleich: In einem modernen Großraumbüro liegt die durchschnittliche Lautstärke bei 70 db.
Selbst die unberechenbaren Doors wollten sich die Chance aber nicht nehmen lassen und nahmen die Beschränkung zähneknirschend hin. So spielte Robby Krieger von Dutzenden Verstärkern hinter ihm nur einen einzigen! In Zimmerlautstärke! Dennoch konnte selbst die lächerliche Lautstärke dem Gig nicht seine Magie nehmen. Allein der Beginn: Manzarek und Densmore spielen wie in Trance das Intro zu „When the music´s over“, dabei hatte nur der heranschleichende Morrison LSD genommen. Davon wussten die anderen nichts. Morrison tänzelt langsam um das Mikro herum, plötzlich als die Musik ausbricht springt er heran und schreit hinein. Die Masse weiß nun, was sie erwartet. Da ist er: Der Schamane, das Genie, der Poet, der Rockstar. Morrison steht meist steif am Mikrofonständer, starrt in die dunkle Nacht, ab und an scherzt er mit dem Publikum. Nichts erinnert an den schüchternen Jim, der im Whisky a GoGo mit dem Rücken zum Publikum stand. Morrison wirkt locker, konzentriert und klar. Die Band ist wahnsinnig eingespielt, lässt ihrem Frontmann alle Freiheiten, um sich auszutoben. Das tut er erst am Ende: „The Unknown Soldier“ singt Morrison teilweise am Boden, „The End“ wird zu einer indianischen Zeremonie. Der Wahnsinn, der Morrison in den späten Jahren auszeichnete, erstickt in Ansätzen, ist aber erkennbar unter der Oberfläche.
Musikalisch eine Offenbarung, ein einmaliges Zeitdokument. Abgerundet wird der am Ende doch sehr kurze Konzertmitschnitt durch drei Dokumentationen rund um das Bowl-Konzert mit zahlreichen Interviews, der verbliebenen Doors und anderen Zeitzeugen. Empfehlenswert.

13 Punkte (von max. 15)

frank fischmann04.12.2012

TRACKLIST
1. Show Start/Intro
2. "When The Music’s Over"
3. "Alabama Song (Whisky Bar)"
4. "Back Door Man"
5. "Five To One"
6, "Back Door Man" (Reprise)
7. "The WASP" (Texas Radio And The Big Beat)
8. "Hello, I Love You"
9. "Moonlight Drive"
10. "Horse Latitudes"
11. "A Little Game"
12. "The Hill Dwellers"
13. "Spanish Caravan"
14. "Hey, What Would You Guys Like To Hear?"
15. "Wake Up!"
16. "Light My Fire" (Segue)
17. "Light My Fire"
18. "The Unknown Soldier"
19. "The End" (Segue)
20. "The End"
[ *** Anspieltipps ]

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