Cd-Besprechung

Stephen Malkmus - Face The Truth

Stephen Malkmus

Face The Truth

Domino / Rough Trade
  Vö: 23.05.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  12.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Ex-Pavement-Sänger Stephen Malkmus zaubert auch mit dem dritten Album der Post-Pavement-Ära ein breites Grinsen auf die Gesichter all jener Berufskinder, die sich ihren Hang zum leicht arroganten Indie-Pop der 90er-Ikone bewahrt haben. Wieder jubilieren hier die verspielten Gitarren, wieder weigert sich Malkmus gerade Töne zu singen, wieder steigt im Hörer dieses mit dem Odeur der Pubertät behaftete Gefühl der Lagerfeuerrunde auf. Und trotzdem ist „Face The Truth“ weitaus mehr als bemühte Vergangenheitsverwaltung eines alternden Musikers. Denn bei aller Routine hat Malkmus das, was viele andere gerne hätten: gute Songs und einen geradezu beispiellosen Ideenreichtum.

Erst als im Jahre 2000 das Projekt Pavement aufs Eis gelegt wurde registrierten viele die identitätsstiftende Wirkung dieser Band. Waren es nicht die lakonischen Songs wie „Cut Your Hair“, die sorgsam gehegte Feindschaft der Band zu den Smashing Pumpkins oder die rüden Ansagen eines adipösen Plattenfirmenmenschen auf einem aufgezeichneten Pavement-Gig, die das Leben erst lebenswert machten? All dies nun weg? Denkste! Stephen Malkmus ist – und dafür sei Gott gedankt – ein ziemlich hartnäckiger Bursche, der sich zwar in puncto Qualität durchaus treu geblieben ist, musikalisch aber neuerdings einen kleinen Blick über den eigenen Tellerrand geworfen hat.

So leuchtet an vielen Stellen an diesem Album diese für Pavement typische Verspieltheit durch, wird aber etwa bei den vergleichsweise rauhen „Pencil Rot“ oder „I’ve Hardly Been“ durch einige Dissonanzen sanft durchbrochen. Gewiss darf man „It Kills“, „Mama“ oder „Freeze The Saints“ für klassisch bittersüße Pavement-Songs halten. Doch warum sollte man damit einen Vorwurf verbinden? Malkmus beweist ein so gereiftes Gespür für hervorragende Arrangements und Platz für Experimente bietet dieses Album ja auch noch. So etwa im betörend bis bedrohlichen 8-minütigen „No More Shoes“ oder bei „Kindling For The Master“, bei dem sich Malkmus erstmals in größerem Umfang elektronischer Versatzstücke bedient.

Ja, ja...die Musik neu erfunden hat Malkmus mit diesem Album auch nicht. Trotzdem ergeht es einem bei diesem Album ein wenig so wie einem Suchtkranken: man wird ein wenig unruhig wenn man weiß, dass man es nicht bei sich hat. Bitte weitermachen.

11 Punkte (von max. 15)

Martin Baum23.05.2005

TRACKLIST
1. Pencil Rot
2. It Kills ***
3. l've Hardly Been ***
4. Freeze The Saints
5. Loud Cloud Crowd
6. No More Shoes
7. Mama
8. Kindling For The Master
9. Post-Paint Baby
10. Baby C'mon ***
11. Malediction
[ *** Anspieltipps ]

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