Cd-Besprechung
Leserwertung: 7.3 Punkte
Stimmenzahl: 48
Gary Lightbody - Sänger der schottischen Band Snow Patrol und nebenbei Obermufti eines Indie-Musikerkollektivs aus Glasgow namens The Reindeer Section – muss ziemlich verzweifelt gewesen sein. Zwei Alben veröffentlichte er seit 1998 mit seiner Hauptband beim Label Jeepster Records, doch ein übermäßig großes Interesse an diesen CDs wollte sich nicht einstellen. Kapitulation kam für Snow Patrol aber nicht in Frage. Und so liegt jetzt mit „Final Straw“ das dritte Album der sympathischen Schotten vor. Um es gleich vorweg zu nehmen: mit dieser CD könnten Snow Patrol auch hierzulande endlich den Durchbruch schaffen.
Auf „Final Straw“ gibt es kraftvollen Indie Pop bzw. Rock. Der kommt im Gegensatz zu so vielen Kollegen überhaupt nicht schmalbrüstig rüber. Nicht selten wird die Rock-Keule geschwungen. Hin und wieder aber greifen Snow Patrol auch zu Streichern, binden vereinzelt elektronische Elemente in ihre Songs ein und klingen richtig melancholisch.
Gleich der erste Song ist einer der Höhepunkte dieses Albums. „How To Be Dead“ setzt sich mit seinem hübschen Refrain sofort im Gehörgang fest. Spätestens wenn sich dann in der zweiten Liedhälfte das flapsig gespielte Schlagzeug in den Vordergrund drängt und alles schön zirpt und fiepst, ertappt man sich – fast schon peinlich berührt – beim albernen Herumwippen auf dem Stuhl.
Snow Patrol klingen aber nicht – wie man annehmen könnte - nur nach britischen Musikgrößen. Das erfrischende und rockige „Spitting Games“ etwa zeigt in der Strophe, dass Snow Patrol auch bei Bands wie den Foo Fighters genau zugehört haben.
Das wirkliche Highlight auf „Final Straw“ ist dann aber „Run“ - eine wahre Hymne. Eine einfache aber geniale Melodie, Streicheruntermalung, gepflegte Melancholie. So einfach geht das. Wie viele Bands würden sich den Arsch abfreuen, wenn sie auch nur einmal in ihrer Karriere einen Song wie „Run“ geschrieben hätten? Betrachtete man allein dieses Stück, so hätten die Jungs von Snow Patrol genügend Anlass, sich in den Sessel sinken zu lassen, ziemlich zufrieden mit sich zu sein und die anderen mal machen zu lassen.
Aber leider gilt auch für dieses Album: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Einzelne Lieder stechen nicht aus der Masse der Indie-Veröffentlichungen heraus, verfließen irgendwie dahin. Richtig beliebig klingen Snow Patrol dabei zum Glück aber nie.
„Somewhere A Clock Is Ticking“ weiß dann kurz vor Schluss mit den kleineren Schwachpunkten dieses Albums zu versöhnen. Ein Song mit einem wirklich großartig inszenierten Spannungsbogen, der den Vergleich zur Beta Band nicht wirklich zulässt, aber zumindest in puncto intelligentem Songwriting ein wenig an diese erinnert.
Was für ein Glück, dass Snow Patrol ihren „Last Straw“ ergriffen haben. Zugreifen sollte hier auch der geneigte Hörer. Denn in der Liga, in der Snow Patrol spielen, gibt es eine Menge langweilige CDs zu kaufen. Diese hier gehört nicht dazu.
12 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 08.06.2004
TRACKLIST
1. How To Be Dead ***
2. Wow
3. Gleaming Auction
4. Whatever's Left
5. Spitting Games ***
6. Chocolate
7. Run ***
8. Grazed Knees
9. Ways & Means
10. Tiny Little Fractures
11. Somewhere A Clock Is Ticking ***
12. Same
[ *** Anspieltipps ]
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