Cd-Besprechung

Scala

Grenzenlos

Pias/ Rough Trade
  Vö: 07.10.2005

Bewertung:  8 Punkte
Leserwertung:  6.4 Punkte
Stimmenzahl: 7

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Die Geschichte von Scala ist genauso kurios wie die Musik die sie machen- Handelt es sich doch um einen belgischen Mädchenchor, der nur von einem Klavier und dezenten Streichern begleitet, Songs von so illustren Bands wie Depeche Mode oder Radiohead covert. Dass sie mit diesem Konzept 100.000 Platten ihres Debütalbums "Dream On" verkauften, grenzte an eine mittelschwere Sensation, an die nicht mal ihre Plattenfirma am entferntesten dachte. Es folgten "On the rocks", "Respire" mit ausschließlich französischen Songs und nun "Grenzenlos", für dass die Kolancy Brüder einen Griff in die heimische Plattenkiste tätigten.

Was sie rauszogen, ist mit wenigen Ausnahmen, wie Blumfelds "Tausend Tränen tief, altbekannt und erfolgreich. Zugegeben, ganz ungefährlich ist dieses Unterfangen nicht, hat man so doch bestimmte Erwartungen daran, wie ein bestimmtes Stück zu klingen muss. Risiko und Chance liegen also nah beieinander. Das Risiko, einen Song so zu verzerren, dass kaum mehr als ein verhaltener Schatten des Originals überbleibt, aber auch die Chance einem sowieso schon guten Stück noch seinen ganz eigenen Charme einzuhauchen. Beiderlei ist auf "Grenzenlos" zu finden, glücklicherweise mit Tendenz zu Letzterem.

Generell haben die Chorinterpretationen den Hang, den Songs ein wenig die Dynamik zu nehmen. So bleibt bei "Hier kommt Alex" von den Toten Hosen nichts mehr von dem ehemaligen Punk-Kracher. "Ein Kompliment" von den Sporfreunden Stiller, funktioniert mehr schlecht als recht und "Die perfekte Welle" von Juli verebbt bevor sie auf die Küste trifft.

Erfreulich allerdings die Interpretation von "Hungriges Herz" von Mia. Im Original emotional überladen, wird es nun auf das Wesentliche reduziert und gewinnt an Tiefe. Der Höhepunkt von "Grenzenlos" ist aber sicherlich die federleicht-beschwingte Umsetzung von "Das Modell" (Kraftwerk), das mit zeitloser Eleganz überrascht und dem die Kälte des Vorbilds komplett genommen wurde.

Und genau diese lichten Momente sind es, die "Grenzenlos" zu einem Album machen, das auch unter nicht Chorfans seine Freunde finden wird, denn für die ist Scala sowieso schon Pflicht.

8 Punkte (von max. 15)

Nina Grannemann, 23.10.2005

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