Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Vorsicht - liebe Kollegen von The Shins - es droht was. Das Erstlingswerk von Rogue Wave, eines Quartetts aus San Francisco rund um Namenspatron Zach Rogue, erweist sich als ebenso heißer Anwärter auf den Indie-Pop-Thron wie das wie das kürzlich veröffentlichte Album „Chutes Too Narrow“ von The Shins. Die Ähnlichkeit beider Bands in der Herangehensweise ist nicht zu überhören. Da paart sich Melodiegespür mit einem unschuldigen und verspielten Charme, Ideenreichtum inklusive Tendenzen in Richtung Versponnenheit treffen auf den Pop-Appeal der 60er Jahre. Auf den 12 Songs der Band finden sich also ein großer Teil der mir erdenklichen musikalischen Primärtugenden.
Auf dem gerade einmal 2 Minuten und 15 Sekunden langen Opener „Every Moment“ drängt sich das Melodiegespür der Band dem Hörer ebenso auf wie im schönen „Kicking The Heart Out“. Immer wieder bekommt man unverkrampfte Songideen zu hören, bei denen häufig die Akustikgitarren im Vordergrund stehen. „Nourishment Nation“ erinnert an einen musikalisch umgesetzten Kinderabzählreim. Überhaupt ist es diese Verspieltheit bzw. dieser bisweilen kindliche Charme, der Rogue Wave so sympathisch erscheinen lässt. Egal ob es die gute Laune in „Seasick On Land“, das Hintergrund-Fiepsen in „Be Kind & Remind“ oder die beinahe albernen „In-die-Hände-Klatsch“-Elemente in „Kicking The Heart Out“ sind, stets bekommt man gute Ideen zu Gehör. Allzu glatt klingen Rogue Wave dabei selten. Dafür sorgen neben der bei aller Poppigkeit stets spürbaren Versponnenheit auch die vereinzelten rockigen Eskapaden der Band, wie sie etwa in „Endless Shove!“ zu Tage treten.
Allein das tendenziell langweilige „Postage Stamp World“ und das zerfahrene „Perfect“ zeigen dann leider doch, dass nicht alles perfekt ist auf diesem Album. Eine musikalische Revolution bleibt also aus, war aber angesichts des Hintergrunds dieser Musikrichtung auch nicht zu erwarten. Spannend ist dieses Album für alle Liebhaber des Indie-Pops trotzdem. Vielleicht siegen The Shins hier noch knapp nach Punkten, aber viel fehlt für Rogue Wave wirklich nicht auf ihrem Weg in das Indie-Pop-Schlaraffenland.
12 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 27.08.2004
TRACKLIST
1. Every Moment ***
2. Nourishment Nation
3. Be Kind & Remind ***
4. Seasick On Land
5. Kicking The Heart Out ***
6. Postage Stamp World
7. Sewn Up
8. Falcon Settles Me
9. Endgame
10. Endless Shove!
11. Man-Revolutionary!
12. Perfect
[ *** Anspieltipps ]
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