Cd-Besprechung

Razorlight - Up All Night

Razorlight

Up All Night

Mercury
  Vö: 11.10.2004

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  12.8 Punkte
Stimmenzahl: 5

Das hört man auch selten: Eine Band kopiert nicht alte Helden, sondern aktuelle Pendants aus der gleichen Szene. Und das so gut, dass man glatt an eine wirklich neue Kreation glauben könnte. Soundadaptionen in der zweiten Generation – wenn das Schule macht, ist das nächste Album der Strokes schon beim Erscheinen retro zum Quadrat.

Wer klaut, gewinnt – dieser Spruch scheint für Sänger Johnny Borell geradezu Gesetz zu sein. Das Gute ist aber in der Causa Razorlight: Macht nichts, au contraire. Razorlight bedienen sich ganz offenkundig bei den Libertines, The Coral, Hope Of The States, Franz Ferdinand und eben den Strokes. Guter Retro-Rock mit herzzerreißenden Melodien, wundervolle Halbballaden im Stile Englands in den späten 70ern und ein präsenter Sänger mit spitzbübischer, poppiger Stimme irgendwo zwischen jungem Lou Reed und Alex Kapranos.

Razorlight erinnern in ihrer trotzigen Attitüde ein wenig an die jungen Blur, sind aber weniger kritisch: „Up All Night“ soll Spaß machen, und das tut das Album von A bis Z. Der Titeltrack ist die moderne Partyhymne, die Bands wie die Strokes nicht schreiben wollen und den Libertines bei aller Hingabe nicht gelingt. Auf „Rip It Up“ mimt Johnny Borell den jungen David Bowie, bei „Leave Me Alone” grasen die Cover-Experten das The Coral-Revier ab.

Und all dass schaffen die Londoner Jungspunde, ohne das Gesicht zu verlieren. Der Sound ist entrümpelt, modern und flach, ziemlich tanzbar und garantiert nicht lange haltbar. Aber wen kümmert’s: Das hier ist nichts für die Ewigkeit, sondern für die alternative Twen-Partie von heute. Auf „Up All Night“ ist alles schlüssig, nichts zu viel, alles griffig, nichts überladen. Hier wird gerockt, geschluchzt, gefeiert, und ganz nebenbei noch auf hohem Niveau musiziert. Diese Band ist mindestens so wichtig wie die besonders in England übertrieben gehypten Franz Ferdinand. Denn auf deren Platte gibt’s auch ein paar musikalische Leichen zu entdecken.

13 Punkte (von max. 15)

Michael Roither12.10.2004

TRACKLIST
1.Leave Me Alone ***
2.Rock 'N' Roll Lies
3.Vice
4.Up All Night ***
5.Which Way Is Out
6.Rip It Up ***
7.Don't Go Back To Dalston
8.Golden Touch
9.Stumble And Fall
10.In The City
11.To The Sea
12.Fall, Fall, Fall
[ *** Anspieltipps ]

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