Cd-Besprechung
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Nagel ist der Frontmann von Muff Potter. Muff Potter ist eine bekannte Rockband aus einer mittelgroßen Stadt, die früher mal eine Deutschpunkband aus einer kleineren Stadt war. Jetzt nicht die mittelgroße Stadt wie man deuten könnte, sondern Muff Potter.
Und wie fast alle Frontmänner die etwas graue Grütze im Kopf haben und auch etwas damit anzufangen Vermögen, gehört Nagel dank seines neuen Romans „Wo die wilden Maden graben“ ab jetzt zur belletristischen Schreiberzunft. Warum auch nicht. Wenn man sein musisches Können bereits in Texten und humoristischen Tourtagebüchern unter Beweis stellen konnte, ist das nur konsequent und logisch. Und den Debütroman gibt es jetzt für die Augenfaulen als Lauschversion. Und damit der Nagel sich keinen weißen Schaum in die Mundwinkel quatscht hat er nicht ganz werbetechnisch unstrategisch und verkaufsförderlich Farin Urlaub und Axel Prahl zum Vorlesen mit an die Bettkante –oder Bordsteinkante, wie man will- gebeten. Dieses Triumvirat der Rampensäue liest abwechselnd die verschiedenen Anekdoten zwischen Touralltag und dem unglamourösen Leben eines Muckers. Der Erzählstil ist hierbei gut verständlich, eloquent und durchaus auch humoristisch. Und machen wir uns mal nix vor: Die erzählten Geschichten sind trotz der Anonymisierung des Protagonisten sicherlich größtenteils oder zu 100% so geschehen. Es ist also Nagels Autobiographie in der er seinen erdachten hochintelligenten Schwachsinn zu seinen erlebten Geschehnissen dazugibt und sie somit ausschmückt. „Leute mit Senf“, würden Düsenjäger jetzt wohl ihren Senf hinzugeben. Dabei stellt er den Protagonisten zumeist als reflektierten und ambivalenten Jugendlichen bis jungen Erwachsenen dar, der seine Position im Leben sucht und sie auf der Bühne findet. Getreu dem Motto „Arbeiten und zu Leben“ und nicht „Leben um zu Arbeiten“ schlägt er sich durchs Leben und offenbart auch die ein oder andere schlechte Seite die die ganze Sache erst interessant macht.
Der Protagonist will kein Gutmensch sein und hat auch seine Fehler, es gibt aber wesentlich schlimmere Leute, wie z.B. die, die zur Vorband gehören, bumsvoll sind und hinter dem Rücken über einen verbreiten man sei arrogant. Zack. „Das hat gesessen“, denkt sich der Nagel, indem er ihnen im Nachhinein einen reindrückt und in seinem Buch kein gutes Haar an diesen Leuten lässt. Das Problem dabei ist, dass er diese Retourkutsche gar nicht nötig hätte. Aber man weiß selbst, dass das sooooo gut tut und deswegen sei es ihm gegönnt, die unreflektierte Variante zu wählen und den Dampf abzulassen. Immer nett und überlegt zu sein ist auch scheiße. Nett ist übrigens auch ein voller Kühlschrank und die kleine Schwester von Scheiße. Nun aber genug der Polemik.
Fazit: Vergangenheitsbewältigung im Stile von „Dorfpunks“ und „Fleisch ist mein Gemüse“, Einzige Macke dabei ist die fehlende Souveränität des Autors. Aber Leute ohne Macke sind langweilig. Also gilt: Daumen hoch. Und das obwohl Muff Potter den alten Song „Meduzin“ nicht mehr live spielen.
10 Punkte (von max. 15)
Michael Konen, 11.03.2009
TRACKLIST
Doppel Cd
• Sprache: Deutsch
• ISBN-10: 349191308X
• ISBN-13: 978-3491913080
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