Cd-Besprechung

Morcheeba

Charango

WEA
  Vö: 01.07.2002

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  10.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Regelmäßig im 2-Jahresrhythmus erscheint ein neues Morcheeba-Album. Das spricht für Zuverlässigkeit. Aber spricht das auch für hochwertigen Hörgenuß? Ehrlich gesagt begann mit Morcheeba und mir alles 1996, als ich mich in den Sound von "Trigger Hippie" verliebte. Das war damals zu Hochzeiten der TripHop-Welle. 1998 folgten dann unter anderem die Songs "Let Me See" und "Shoulder Holster" des Big Calm-Albums, die es mir schwer angetan hatten. Das 2000er Album litt doch sehr stark unter der übergroßen Gestalt seines Vorgängers, aber es war auf jeden Fall ein eindeutiges Pop-Statement.
Und im Pop-Sound fühlt sich die Londoner Band durchaus zu Hause. Aber eigentlich besticht der Sound durch die poppig umgesetzten World Music-Elemente. Man pickt sich die Zuckerstückchen aus dem reichen Erbe der Musikwelt und kreiert daraus einen eigenen Stil, der meiner Meinung nach sehr von der samtig-seidenen, ausdrucksstarken Stimme der Sängerin profitiert. Auch beim neuesten Album Charango kommen diese altbekannten Zutaten wieder zum Einsatz.
Charango ist der Name eines kleinen, südamerikanischen Saiteninstrumentes. Bezeichnenderweise bezieht die Band auch einen ihrer großen Einflüsse aus den brasilianischen Folk- und Sambastrukturen, die mit Rock'n'Roll, R'n'B und Psychedelia gepaart werden (laut Plattenfirma). Allerdings erinnert das Ergebnis weder ausgeprägt an den einen noch an den anderen Einfluß, sondern ist wahrhaft zu einem fast immer gleichen, ruhigen, gefälligen Sound zerflossen, der über die gut 47 min., ohne viel Wirbel zu machen, fortgesetzt wird. Natürlich gibt es gelegentlich Einsätze von befreundeten Rappern, aber das kann im Gesamtbild vernachlässigt werden.
Hört man da ein bißchen Enttäuschung heraus? Ja, doch schon, aber man muß dem Album lassen, daß es einen perfekten, relaxten Chill Out-Sound verkörpert, der bestens in die derzeitige Sommerferienstimmung paßt. Und Songs wie "Slow Down", "Otherwise", oder besonders "Undress Me Now" machen Lust auf mehr. Wer auch ohne viel Worte auskommt, erhält als Bonus in der Limited Edition noch eine zweite Instrumental-CD. Soll ich da noch groß meckern?

10 Punkte (von max. 15)

Madeleine Weinert, 01.07.2002

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