Cd-Besprechung

Mastodon - Crack The Skye

Mastodon

Crack The Skye

Reprise Records
  Vö: 24.03.2009

Bewertung:  14 Punkte
Leserwertung:  14.2 Punkte
Stimmenzahl: 6

Es gibt eine neue Mastodon. Endlich. Die mittlerweile sehr große Fangemeinschaft freut sich da bestimmt, aber dazu auch die Frage, in welche Richtung sich diese Metalgröße („Metallica des 21. Jahrhunderts“) entwickeln wird, wenn man es denn als Metal bezeichnen will. Wem das 2002er Album Remission und deren Songs wie "March Of The Fireants" nicht den Nacken hat schwellen lassen, der konnte sich dann durch’s Folgealbum "Leviathan" mit noch technischerem und schnellerem Metal ("Iron Tusk" oder "Blood And Thunder"), irgendwo zwischen Slayer und Neurosis, mal gut alkoholfreie Kopfschmerzen abholen.
Mit Blood Mountain kam dann 2006 ein neues Album und auch eine Grammy-Nominierung, dazu aber auch einiges mehr an Soundfülle, volleren Riffs, klareren Gesangs und weniger hochtechnisches Geschreddere. Und auch weniger Metal. Für manche vielleicht schon ein Zeichen, wohin sich die Band entwickelt.

Und eben genau das wird im neuen Album "Crack The Skye" weitergeführt. Die Platte hat im Vergleich zu den Vorgängeralben weniger Lieder (sieben), längere Lieder und weniger Inhalt. Zum ersten Eindruck: „Oblivion“ besteht aus sehr wenigen und unkomplexen Riffs mit sehr viel Melodie und einem sehr eingängigen Refrain. Ruhiger Gesang, schon eher in der Rockrichtung gelegen. "Divinations" ist dann eine Mischung aus wieder etwas Rock und alten Mastodon-ähnlichen Metalriffs, die mal gut Gas geben zwischendurch in Sachen Druck und Tempo. "Quintessence" ist ruhiger, mit sehr melodischen Teilen zwischendurch. "The Czar" ist ein zehn Minuten Brecher, steigert sich, geht eher in die Richtung Sludge Metal, vielstimmige Gitarren, mal ruhig, mal aggressiv. Gleiches trifft zu für "The Ghost of Karelia". Dann der Titelsong "Crack The Skye": düsterer, sehr schleppend. Nummer sieben ("The Last Baron") ist mit über 12 Minuten durchgehender Musik Spitzereiter. Ähnlich zu den Elephant Man Abschlußliedern der anderen Alben hier auch ruhig, instrumental-lastig, vielschichtig. Hier aber viel Geschredde, man merkt Brendt Hinds und Bill Kelliher können noch Gitarre spielen.
Alles wirkt aufgeräumter, direkter und einfacher.

Das war jetzt der erste Eindruck. Es gibt kein Metalfest wie man es erhofft hat, aber man soll es nicht beim ersten Eindruck belassen. Der zweite Eindruck dann: Man nehme 200 gute Songs, schmeiße die schlechtesten 90% in irgendein Loch und setze aus dem Rest ein 50 Minuten Monstrum zusammen, das man dann in sieben Lieder teilt. Lieder, die jedes bißchen der jahrelangen Musikerfahrung und -entwicklung von Mastodon abfordern und genau das präsentieren.

Es wird so abwechslungsreich kombiniert, man kann sich auf jede Sekunde und jeden Intrumentenanschlag freuen. Gab es die Freude auch in den früheren Platten weitgehend durch die sehr komplexen und oft kraftvollen Schredderteile, wird das hier durch einfache Sachen erreicht. Der Effekt ist aber der Gleiche, ruhiger vielleicht, aber nicht weniger kraftvoll. Es wird kurz und stark aber sehr präzise dosiert, es gibt immer eine Überraschung, aber es läuft dafür bemerkenswert flüssig.
Diese Brachialteile, die man von früher kennt, sind seltener, aber am richtigen Ort, und die harten Riffs sind so gut, man bekommt Gänsehaut.

Instrumentell hat alles sehr viel Fülle, einschließlich des klaren aber weniger aggressiven Gesangs von Brent Hinds und Troy Sanders, der sich diesmal sehr facettenreich zeigt und stark in die Musik eingebunden ist. Dazu ein gewohnt füllintensives Schlagzeug von Brann Dailor, das noch mal ein paar Stücke Holz nachlegt. Die Musik ist irgendwie einfacher, frei von unnötigen Tönen oder Rhythmen. Selbst die so gern gespielten Gitarrensoli sind in den Hintergrund gerückt.
"The Czar" ist so ein Lied. Manche hätten diesen Epos in drei Lieder aufgeteilt: erst ruhig, dann in eine überzeugende midtempo Gitarren/Schlagzeug/Gesangskombination die man wirklich gerne hört, dann direkt weiter in eine sehr gelungene Mischung aus Akustik, Geschredde und Refrain und dann ist immer noch nicht Ende.
"Crack The Skye" ist eine sehr gelungene Mischung aus Druck und Melodie, und tief prügelnder Kraft, da passen auch die Effekte am Mikro. Und „Last Baron“ hat irgendwo bei 8 Minuten so ein derbes Killerriff, da komm ich immer noch nicht klar drauf. Man kann jetzt nur ein paar Kleinigkeiten nennen, das ganze Album ist im Groben eine Einheit: in der Art, wie alle Lieder als Album zusammenpassen, und auch wie Schlagzeug, Gitarren und vor allem der Gesang zu einem Ganzen finden.

Dieses Album ist anders, Mastodon geht eine andere Richtung. Ob es ein Fortschritt oder Rückschritt ist, muß man selber wissen. Für Leute, die noch eine Leviathan wollen, ist es das wahrscheinlich nicht. Wenn aber so gute Bands experimentieren, hat es oft ähnliche Qualitäten. Vielleicht wird nicht jeder Fan diese Wandlung begrüßen. Es scheint aber als hätte Mastodon noch Lust auf Musik für viele Jahre. Das ist doch auf jeden Fall begrüßenswert. Meiner Meinung nach ein Top Album an sich, aber auf jeden Fall vorher mal reinhören, weil eben Mastodon draufsteht.

14 Punkte (von max. 15)

stephan meyer20.03.2009

TRACKLIST
1. Oblivion
2. Divinations
3. Quintessence
4. The Czar***
5. Ghost Of Karelia
6. Crack The Skye***
7. The Last Baron***
[ *** Anspieltipps ]

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