Cd-Besprechung
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Kennt hier irgendwer Kissin´ Dynamite? Wahrscheinlich nicht. Das dürfte sich aber bald ändern. Denn die fünf Jungspunde aus Süddeutschland, allesamt zwischen 16 und 17 Jahre alt, legen mit „Steel of Swabia“ ihr Debütalbum vor.
Wer würde nicht denken, dass er eine CD mit Coversongs in der Hand hätte, würde er auf deren Rückseite Songtitel wie „Welcome To The Jungle“, „Only The Good Die Young“, „Zombie“, Heartattack“ oder „My Religion“ lesen? Mir jedenfalls ging es so, als ich „Steel Of Swabia“ erstmalig in der Hand hielt. Daher habe ich als alter Maiden-Fan auch erst mal mit dem 6. Track („Only The Good Die Young“) losgelegt und war doch erstaunt, dass es sich eben nicht um die x-te Coverversion dieses Maiden-Klassikers handelte. Auch die B-Probe mit Track 8 („Welcome To The Jungle“) ergab keine Übereinstimmung mit den Gunners und auch ansonsten finden sich keine Coverversionen auf dem Album.
Auf „Steel of Swabia“ verarbeitet die Band ihre Einflüsse, die sich aus Guns´n´Roses, Iron Maiden, AC/DC oder Edguy zusammensetzten. Und das klappt eigentlich ganz hervorragend. Zwar möchte man ausgerechnet beim Opener „Let´s Get Freaky“ die CD schon wieder aus dem Schacht nehmen, denn beim Refrain rollen sich einem echt die Fußnägel hoch, aber wenn man den Track durchhält, wird man echt belohnt. Denn „Steel of Swabia“ enthält neben einiger Durchschnittsware („Let´s Get Freaky“ „“I Hate Hip Hop“) auch echte Kracher wie z.B. das energiegeladene und äußerst eingängige „Steel of Swabia“ und „My Religion“. Oder die Ballade „Against The World“. Ein bisschen drängt sich hier fast der Verdacht auf, dass die Jungs gar nicht selber spielen, sondern dass hier mächtig geschummelt wird. Denn dass man in so jungen Jahren derartig tolle Songs schreiben kann, ist eigentlich kaum zu glauben. Auch in Anbetracht der Performance des erst im Mai 16 gewordenen Sängers Hannes, die mich ein wenig an einer Mischung Kai Hansen und dem guten alten Axel Rose erinnert, sorgt für verwundertes Augenreiben. Zwar wissen wir spätestens seit Sturm und Drang, dass gute Musik nicht zwangsläufig eine Frage des Alters ist, aber Sturm und Drang galten bislang ja eher als Ausnahme.
Nicht so gelungen finde ich, dass in einigen Tracks die Refrains totgedudelt werden. Das ist z.B. bei „Heartattack“ der Fall, auch wenn man zugeben muss, dass dieser Refrain dem Sänger sicherlich einiges abverlangt. Gelegentlich meint man zudem, das gerade gehörte Riff schon einmal woanders gehört zuhaben, auch wenn man es nur selten richtig greifen kann. Der Anfang von „Welcome To The Jungle“ löst bei mir z.B. irgendwie immer Erinnerungen an die Melodie aus einem Fernsehspot aus, in dem eine bekannte Automarke mit dem Slogan „Technik, die begeistert“ warb. Auf der anderen Seite dürften die Jungs fast zu jung sein, um den Spot noch zu kennen. Aber Schwamm drüber, insgesamt merkt man dem Album an, dass Kissin´ Dynamite nicht nur Spaß an der Musik haben, sondern dazu den Anspruch, ein gutes Album abzuliefern. Und auch wenn ich mich wiederhole: Wenn man das Alter der Jungs bedenkt, schämt man sich fast, seine eigenen alten Tapes aus den längst zurückliegenden Proberaumtagen herauszuholen.
Kein Wunder, dass sich die EMI die Jungs gleich an Land gezogen hat. Auch wenn es für mich nicht ganz ausreicht, um der Band bei der Wahl zum Newcomer des Jahres meine Stimme zu geben, kann man „Steel of Swabia“ getrost als Einstand nach Maß bezeichnen. Trotz gelegentlicher Schwächen lässt sich an dem Album das große Potential dieser Band erahnen und mit ein paar Jährchen Weiterentwicklung könnte den Jungs dann eines Tages mal was ganz Großes gelingen.
11 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 14.07.2008
TRACKLIST
1. Let´s Get Freaky
2. Out In The Rain
3. Steel Of Swabia [***]
4. Against The World [***]
5. My Religion [***]
6. Only The Good Die Young
7. Zombie
8. Welcome To The Jungle
9. Heartattack
10Lie For Me
11. Ready Steady Thunder
12. I Hate Hip Hop
[ *** Anspieltipps ]
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