Cd-Besprechung

Joycehotel

Joycehotel

Make My Day (Alive)
  Vö: 08.08.2005

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  13.8 Punkte
Stimmenzahl: 4

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Man kann ja über den diesjährigen Sommer sagen, was man will, aber ohne ihn wären Joycehotel nur halb so gut, sind sie doch alles andere als eine Sommer-Sonne-Sonnenschein-Band.

Schon das Cover-Artwork mit seinen kahlen Bäumen und der schneebedeckten Landschaft lässt die Vorahnung aufkommen, dass das Veröffentlichungsdatum etwas deplaziert ist und besser im neblig-depressiven November hätte sein sollen. Eine Vorahnung, die sich spätestens nach dem zweiten Song „Wpapa“ in Gewissheit verwandelt.

Von ihrer Plattenfirma wurden Joycehotel mit dem Totschlag-Attribut „dänische Radiohead“ belegt. Ein Vergleich, der normalerweise eher eine Bürde ist werden doch die Erwartungen meist unerfüllbar. Und auch hier hinkt er, allerdings nicht, weil die Erwartungen nicht erfüllt würden, sondern weil er Joycehotel in ihrem Spektrum zu sehr einengt. Denn Joycehotel sind mehr als die „dänischen Radiohead“, deutlich mehr.

Irgendwo zwischen dEUS, Sigur Rós und eben Radiohead machen Joycehotel vielschichtigen Krach. Spröde Arrangements treffen auf lärmige Gitarren. Orgeln und Pianos bilden mit Kristian Funders Stimme eine vor Melancholie triefende Einheit, die nur wenige Momente später in einer epischen Noiseorgie explodiert, um von Balladen voll düsterer Schönheit gefolgt zu werden. Naheliegend, nun ob der breiten Gitarrenwänden die Postrock-Schublade ganz weit aufzureissen, doch auch die sprengen Joycehotel mit Leichtigkeit und es ist beinahe unglaublich, dass es sich hier um einen Erstling handelt.

Und so steigt bei mir die Vorfreude auf Nebel, Matsch und fallende Blätter, um der Musik Joycehotel auch den passenden äusseren Rahmen zu schaffen. Glücklicherweise tut dieser August ja sein Übriges, damit die richtige Stimmung aufkommt.

13 Punkte (von max. 15)

Nina Grannemann, 21.08.2005

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