Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2
Um die hoffentlich einzige Phrase gleich zu Anfang zu ersuchen: Kauzigkeit schreibt ja oft die schönsten Songs. Das wissen wir nicht erst seit Marc Oliver Everett und seinen Eels, seitdem aber genau.
Im Home Of The Lame lebt und musiziert Felix Gebhard und entspricht dabei gleich mal einigen Klischees: Bärtig, verschlafen, ruhig, und zudem wohnt der auch noch in nordischer Einöde, Malmö. Spielt Gitarre, Bass, Klavier, singt. "Here, Of All Places" siedelt genau da an, ja. Das Cover erzählt vom Spätsommer, die Musik vom Winter. Gemein haben beide Wärme – einmal von außen, ein anderes Mal von innen. "Rooftops" eröffnet sympathisch, an Ben Lee gar erinnernd, und beinhaltet gleich die Kernzeile des Albums: "We don´t know where we will be in a year from now but we will live to see". Um das zu verinnerlichen, braucht´s aber seine Zeit. Ruhig und unspektakulär scheint die Platte an Dir vorbeizuziehen. Aber eben diese Verschrobenheit soll sich als ihre heimliche Stärke entpuppen: Noch bevor Du drüber nachdenkst, hat sie Dich genau damit am Schopfe gepackt und es sich bei Dir zuhause bequem gemacht. Da mausert sich "Secrets" zum kleinen Hit mit seiner Hammondorgel am Ende, was irgendwie an alte Counting Crows erinnert (zu denen sich der Rezensent hiermit bewusst bekennt). Da fällt auf, dass der Vergleich zu besagtem E aus "Ode To A Friend" entsprungen sein mag. Da entlädt sich in "Clouds" die ganze Schwere, die man so erstmal verdauen muss.
Die Ruhe, in der "Here, Of All Places" entstand, braucht es auch, funktioniert dieses Debüt nicht nebenbei. Trotzdem eine simple Platte. Zurückhaltend. Getragen. Echte Gefühle muss man nicht glamourös verpacken. Die sind nämlich keine Modeerscheinung, sondern immer da.
"Rocky Votolato mit weniger Drive" sagen die einen. "Olli Schulz in der Midlife Crisis" andere. Gebhard ist übrigens auch Bassist bei der Hansen Band. Und wenn man am Ende des Tages dann also doch Referenzen der Gutmenschen um sein Label, dem allgegenwärtigen Grand Hotel Van Cleef, bemühen will, dann höchstens Tomte. Bei beiden hört man sich zwischendurch, mal lauter, mal leiser, ein "Hach…" vor sich her seufzen, unwissend ob es ein belastendes oder ein befreiendes ist. Aber das ist in dem Moment auch schon wieder völlig egal. Der letzte Song heißt übrigens "New Winter" und klingt wie zuhause angekommen sein. Da schließt sich der Kreis. Auch der der Phrasen.
9 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 03.01.2006
TRACKLIST
01.Rooftops***
02.Okay
03.Leave And Shine
04.The Camper
05.Mirror Mirror
06.Secret***
07.Ode To A Friend
08.Clouds
09.Rub Your Eyes
10.New Winter***
[ *** Anspieltipps ]
Weitere Cd-Besprechungen und Stories
Leserkommentare
Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.
- Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.
BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT
Neue Beiträge im FORUM
- Pelicans Dyson Daniels Wounded 01.03.25, 22:32 // TamaraNWofford
- DieStimme - Die Maske fällt Maxi 05.02.25, 14:25 // vagofe
- Suche ähnliche Stimme wie.... 29.01.25, 17:28 // antiguans2
- Der letzte und der erste Song des Jahres... 29.01.25, 17:25 // antiguans2
- eigene Handschrift deuten 29.01.25, 17:12 // antiguans2
- eure namen auf japanisch 29.01.25, 17:09 // antiguans2
- Geld 29.01.25, 17:07 // antiguans2
- Saufen für Profis 29.01.25, 17:04 // antiguans2
- What Manufacturer 29.01.25, 17:02 // antiguans2
- Proteste in Burma 14.12.24, 16:29 // duffytraciezs