Cd-Besprechung
Leserwertung: 9.7 Punkte
Stimmenzahl: 3
Ross Robinson – bei diesem Namen klingelt es sicher nicht Wenigen in den Ohren. Der hat doch diese beiden Platten produziert, die bis heute als Wegweiser des innovativen Hardcore gelten, die jetzt schon als Klassiker bezeichnet werden und zahlreiche Regale schmücken. Und jetzt kümmert der sich um die Epitaph-Vorzeige-Screamo-Truppe From First To Last…na das kann ja was werden. Die Enttäuschung für alle, die auf ein weiteres Wunderwerk gehofft haben vorweg: Diesmal gibt es kein zweites Relationship of Command und auch kein neues Everything you ever wanted to know about silence. Denn FFTL fehlt es schlicht und einfach sowohl an der Kreativität von At The Drive-In als auch an der Intensität, die Glassjaw an den Tag zu legen vermochten.
Natürlich ist Heroine ordentlich fett geraten, knallt und kracht mit Wucht aus den Boxen, Herr Robinson weiß ja schließlich wie es geht. Aber FFTL versinken einfach viel zu tief im Screamo-Klischee-Sumpf, als dass hier wirkliche Innovation zu Tage treten könnte. Sänger Sonny plärrt und krakeelt ähnlich nervtötend wie ein Stille-Treppe-Kind und natürlich handeln die plakativ dick aufgetragenen Düster-Texte davon, wie er kleinen Mädchen nachstellt und wie sehr er doch sein verkorkstes Spiegelbild und das Leben an sich hasst. Gähn. Muss schon wirklich hart sein, als erfolgreiche Rockband mit einem Weltbekannten Produzenten ein etliche tausend Dollar teures Album aufzunehmen.
Obwohl Songs wie der Opener Mothersound, bei dem glücklicherweise straight nach vorn Gas gegeben wird, oder der Titeltrack, der mit einer einnehmenden Melodieführung zu gefallen weiß, Potential aufweisen und begeistern können, haftet dieser Platte ein eklig-bitterer Nachgeschmack an. Es ist einfach nur ärgerlich, wie sehr mit Klischees und Oberflächlichkeiten um sich geschmissen wird. Wie Leiden als Attitüde verkauft und als Fashion-Image tot geritten wird. Es ist weder witzig, noch provokativ oder sonstirgendwas, sich als Bandmitglied im CD-Booklet an einen Galgenstrick aufzuhängen. So was ist bloß dämlich. Oben genannte frühere Kunden von Herrn Robinson hatten so etwas niemals nötig, in keinster Weise, und genau deshalb werden diese Bands zu Recht in Erinnerung bleiben.
FFTL dagegen werden wohl auch mit ihrem zweiten Album bloß in den feuchten Träumen von minderjährigen Goth-Emo-Pink&Black-Girlies wirklich punkten können, Szene-Läden wie H&M oder Pimkie freuen sich. Wie, das klingt jetzt aber echt zu böse und ungerechtfertigt? Pfft, wer Screamo mit NineInchNail-Touch kreuzt, unerträglich auf Lidschatten-Klischees rumreitet und dabei so gehaltvoll und innovativ wie der Frauenknast auf RTL ist, der muss das abkönnen.
Empfohlener Promosticker: Für Fans von AIDEN // 18 VISIONS // ATREYU // I AM GHOST // THE USED
8 Punkte (von max. 15)
Bogatzke , 13.03.2006
TRACKLIST
1. Mothersound ***
2. The last plague
3. and we all have a hell
4. Afterbirth
5. World war me
6. Shame shame
7. The crows are coming for us
8. The levy
9. Goodbye waves
10. Waltz moore
11. Heroine
[ *** Anspieltipps ]
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