Cd-Besprechung

Finn - I wish I was someone else

Finn

I wish I was someone else

Sunday Service
  Vö: 29.04.2011

Bewertung:  13 Punkte
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Der Künstler finn, oder sagen wir das Kunstobjekt finn blieb vielen als eine in schwarz/weiß gekritzelte irgendwie tragische Figur in Erinnerung. Nun hat das gemalte Männchen sein Gesicht verloren. Ein ausradiertes Gesicht ziert das neue Album-Cover. Und dazu der Titel: „I wish I was someone else“! Müssen wir uns Sorgen machen um den Menschen hinter dem Künstler. Ist Patrick Zimmer depressiv und seelisch am Ende?

Ein wenig Licht in das Dunkel bringt die Info, dass es sich bei dem Album um ein Cover-Album, also um Interpretationen anderer Songs handelt. Deshalb der Titel. Fragen wirft aber die Ankündigung des Hamburgers auf, sein Projekt finn ruhen zu lassen. Ist es das also gewesen? Ein ausradiertes Gesicht, eine wundervolle Platte zum Abschluss? Jedenfalls wird es keine weitere finn-Platte geben.

Als quasi Vermächtnis hinterlässt Patrick Zimmer eine sehr spezielle Auswahl von Songs, vornehmlich aus den 80 und 90ern, denen er erstaunliche, ungeahnte Seiten abgewinnt. Während andere Künstler gerne Lieder ihrer persönlichen Lieblingsmusiker neu vertonen, hoffen wir bei Zimmer auf einen besseren Geschmack. Angefangen bei Paul Youngs „Love is in the Air“ bis hin zu Tina Turners „Private Dancer“ finden sich einvernehmlich Radio-Hits, die man zwar irgendwie schon mal gehört hat, aber nicht mehr weiß, von wem zur Hölle das Lied ist.

Finn tut gut diese Auswahl vorgenommen zu haben. Mit seiner zurückhaltenden Art, der sehr spärlichen Instrumentierung, dem flüsternden Gesang, erzeugt er eine warme, umarmende Stimmung. Auf der zerbrechlichen Stimme lastet tonnenschwerer Hall, der sich sanft auf die Synapsen legt. Alle Songs bekommen so ein neues Kleid. Es ist schwer, sich der Magie dieser Platte zu entziehen. Im Hintergrund knistert es, als hätte man eine alte Platte von einem Flohmarkt aufgelegt.

Dem 80er-Hit „Dancing with tears in my eyes“ verschreibt finn einen Wechselbass, und eine schöne Melodramatik und gleichzeitige Lässigkeit, dass man denken wird, es sei das Original. Er überzuckert das Grundgerüst der Songs, bis sie zuckersüß und sanft klingen. „Crying in the rain“, ein Duett mit Dirk von Lowtzow (Tocotronic), ist der sentimentale, dahingehauchte Höhepunkt der Platte.

13 Punkte (von max. 15)

frank fischmann29.04.2011

TRACKLIST
1. Don‘t Dream It‘s Over
2. Love Is In The Air****
3. Private Dancer
4. Crying In The Rain****
5. Kiss
6. Dear Mary
7. Ne Dis Rien
8. Moonchild****
9. Dancing With Tears In My Eyes****
10. I Shot The Sheriff****
11. I Live For You
12. She‘s Always A Woman
13. Georgia On My Mind
[ *** Anspieltipps ]

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