Cd-Besprechung

Übermutter

Unheil

Roeadrunner
  Vö: 04.04.2008

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  9.2 Punkte
Stimmenzahl: 10

„Am Anfang war das Weib, und sie sah, dass es gut war“
Uebermutter, wer ist das denn eigentlich? Luci van Org, die Frau, die einstmals mit dem unsäglichen „Weil ich ein Mädchen bin“ die Charts eroberte, ( und mir mit diesem Song entsetzlich auf die Nerven ging) ist erwachsen geworden. Zurückgezogen in die düsteren Hinterhöfe Berlins, fernab vom künstlichen Hauptstadtgeglitzer, aufgestiegen zur durch Metamorphose gewordenen Uebermutter hat sie ein Album abgeliefert, das es in sich hat. Textlich vor allem:
Hier wird mit beissendem Sarkasmus über Emanzipation, Patriarchat, Lust und Schmerz gesungen. Über alles was schief läuft zwischen den Geschlechtern.
Ein Album, dass polarisiert. Doch was hat man auf „Unheil“ zu erwarten? Luci dazu: „ Mein erklärtes Feindbild sind Leute wie Roger Cicero, der ein völlig überholtes Frauenbild des 50er Jahre Frauchen-Miefs transportiert und all diese verkackten Typen, die für Barbara Schöneberger Fake-Emanzipations-Platten texten. Das macht mich wirklich wütend. Mit „Unheil“ erklären wir diesen Leuten definitiv den Krieg“
Aber man darf das alles nicht so plakativ sehen, wie es gesungen wird. Eine Portion Humor ist auch unter der vordergündigen Kriegsbemalung. Nachdenken und sich eine Meinung bilden muss man selbst, Luci gibt nur einen Anstoss dazu.

Hm, die klingt ja stimmlich wie Nina Hagen? Dass dieser Eindruck gar nicht so falsch ist, beweist ein Blick in ihre Biografie: Luci van Org ist nämlich tatsächlich als Songschreiberin für Frau Hagen tätig gewesen. Und auch sonst ein Multitalent, als Bassistin, Musikproduzentin, Schauspielerin, Drehbuchautorin und Kolumnistin.

Ein Blick auf die Rückseite des Covers bringt einen zum schmunzeln. Zu jedem Songtitel gibt es nämlich ein historisches Zitat, welches als Inhaltsangabe quasi auf den Text des Songs schliessen lässt. Passt wie die Faust aufs Auge und ist nicht immer ganz frei von Hunmorvollen Anspielungen. Beipiel gefällig? Der Track „Liebe ist Schmerz“ wird eingerahmt von Nietzsche: „ Und gehst du zum Weibe, vergiss deine Peitsche nicht!“ oder aber zum Track „Gebärmaschine“ gar ein göttliches Zitat aus der Bibel „Füllet die Erde und machet sie euch untertan“.
Ein Album zwischen peitschenden Heavy Metal Riffs und stampfendem Industrial Geballer , Electrogefrickel und poppigen Melodien zum Mitsingen, eine unheilvolle Mischung aus Chanson und Parodien, mit sehr viel mehr Wahrheiten als manch einer ertragen kann, im fantasievollen Fetish Oufit sexy und gefährlich, so ist Übermutter.
Hart , aber gerecht. Strafe muss sein. Wieviel Liebe kannst du ertragen? Wieviel Zuneigung hälst du aus? Führe uns in Versuchung, unerlöse uns von dem Bösen.

13 Punkte (von max. 15)

Kristin Feldmann05.04.2008

TRACKLIST
1. Maedchen TeilZwo
2. Mutterherz ***
3. Heim und Herd ***
4. Am Anfang war das Weib
5. Wein mir ein Meer
6. Brenne
7. Gebaermaschine ***
8. Liebe ist Schmerz
9. Krieg
10. Ruhe Sanft
11. Unheil
[ *** Anspieltipps ]

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