Cd-Besprechung

Dream Theater

Greatest Hit (... and 21 Other Pretty Cool Songs)

Rhino
Vö: 28.03.2008

Bewertung: 7 Punkte
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass Dream Theater bei mir immer eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben.
Zu groß waren die Vorurteile denen man in der Jugend begegnet ist, wenn es um Dream Theater, bzw. progressiven oder virtuosen Metal ging. Es entwickelte sich eine Antipathie und eine Trotzverweigerung gegenüber dieser „blutleeren“ Musik.
Dream Theater war in den 90ern die elitäre Musik für Metal Snobs. Es herrschte damals die Kultur des Schwanzvergleiches mit anderen Musikstilen wie beispielsweise dem Punkrock.
Man hörte immer nur, dass Mike Portony mit seiner einzigartigen Spieltechnik der Gott an den Drums ist und wie toll die Zählzeiten sind. Mit emotionaler und zeitlicher Distanz kann man dies nun auch würdigen.
Doch nun zu Dream Theater und “Greatest Hit (... and 21 Other Pretty Cool Songs)”.
Das Doppelalbum enthält seltene Single Edits, B-Seiten und drei neu abgemischte Songs. Die 22 Songs sind aufgeteilt auf "The Dark Side" und The Light Side".
Festgehalten werden muss auf jeden Fall, dass die Aufnahmequalität enorm gut ist und sich der Kauf allein deswegen für jeden Metalfan lohnt. Und auch in quantitativer Hinsicht gibt es nicht zu meckern. Die zwei Cds sind randvoll mit Raritäten und kommen in einem schicken Digipack.
Die Frage ist nur, ob auch der „nicht Metal affine“ Musikfreund zugreifen sollte. Und da kann das Urteil nur „bedingt“ lauten.
An Dream Theater hängt immer noch dieser virtuose Muff. Hauptsache viele Songparts die schwer zu spielen sind und an denen Andere verzweifeln sollen. Und so wundert es nicht, dass die Lieder sich teilweise bis auf über 10 Minuten erstrecken. Alles wird reingepackt. Akustik-Gitarrenintro, ein bisschen über die glasklaren und perfekten Toms rollen, Keyboardgeklimper, pathetischer Refrain mit Chören, frickelige Brücke mit irrwitzigen Zählzeiten usw. und so fort. Ein Musterbeispiel für den perfekt ausgetüftelten Songaufbau.
Aber perfekt ist nun mal auch langweilig und weckt außerdem eine weiter grauenhafte Erinnerung in mir. Dream Theater klingt nach diesen unsäglichen Mucker Workshops bei Musik Produktiv, Deutschlands größten Musikladen in Ibbenbüren: Jeder will zeigen, was er hat und an seinem Instrument kann und jeder übertrumpft sich mit seiner Fingertechnik und es artet alles in einer exorbitanten Musikerdiskussion über Equipmentdetails im technischen Mikrokosmos aus. Wer braucht das? Dann lieber Punkrock nach dem Motto: Wir spielen wo ein Steckdose ist und ein Kasten Bier steht. Oder um es mit Götz Alsmanns Worten zu sagen: Proben ist für Amateure.
Das heißt nicht, das Dream Theater schlecht sind oder keine Daseinsberechtigung hätten. Es ist vielleicht nur nicht die Art von Musikphilosophie die unbedingt erstrebenswert ist.
Daraus resultiert folgende gesplittete Punktevergabe.
Für Metalfans und Kopfmusiker: 10
Für Rocker und Freunde von Bauch und Herzmusik: 4
Ergibt im Durchschnitt 7 Punkte.

7 Punkte (von max. 15)

Michael Konen, 04.05.2008

TRACKLIST
Disk: 1
1. Pull Me Under
2. Take The Time
3. Lie
4. Peruvian Skies
5. Home
6. Misunderstood
7. The Test That Stumped Them All
8. As I Am
9. Endless Sacrifice
10. The Root Of All Evil
11. Sacrificed Sons

Disk: 2
1. Another Day (2007 Remix)
2. To Live Forever
3. Lifting Shadows Off A Dream
4. The Silent Man
5. Hollow Years
6. Through Her Eyes (Alternate Album Mix)
7. The Spirit Carries On
8. Solitary Shell (Single Edit)
9. I Walk Beside You
10. The Answer Lies Within
11. Disappear
[ *** Anspieltipps ]