Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.7 Punkte
Stimmenzahl: 3
Es gibt zwei Dinge, die man Disco Ensemble nie und nimmer vorwerfen kann. Erstens wäre da Stagnation zu nennen, denn die Finnen liefern mit „Magic Recoveries“ ein überaus modernes Rockalbum ab. Von der Bandräson des Punkrocks mit elektronischen Elementen wurde nicht abgerückt, aber einige Feinjustierungen wurden vorgenommen und andere Schwerpunkte gesetzt als beim Vorgänger „First Aid Kit“.
Zweiter Punkt auf der Liste der nie vorzuwerfenden Dinge wäre Mainstream-Musik, denn diese spielen Disco Ensemble hundertprozentig garantiert nicht. Die CD offenbart vielmehr noch immer schräges und mitreißendes Songwriting sowie Gitarrenmelodien, die sich gewaschen haben.
Weiterer Grund für den anhaltenden Erfolg ist die unbestrittene Livequalität der Jungs. Einladungen zum legendären Glastonbury und Rock am Ring deuten an in welcher Liga die Band anzusiedeln ist. Und viel besser noch: Die Livegewalt schlägt bis auf ihre Alben durch.
Schon beim Opener „Magic Recovieres“ machen Disco Ensemble da weiter, wo sie beim Vorgänger aufgehört haben. Kraftvoll, angenehm aggressiv und direkt bringt einen der Track in Stimmung. „We Can Stop Whenever We Want“, ein Track, der sich durch gut dosierten Einsatz des Keyboards auszeichnet, stellt schon gleich den nächsten Glanzpunkt des Albums dar.
“How can you tell us that we’re paranoid / cause just the fact that we’re paranoid / makes us not believe a single word you say” legt Sänger Miikka Koivisto dem Hörer ziemlich sarkastisch dar und bringt einen jedes Mal wieder zum schmunzeln.
Weitere ganz starke Songs sind „Bad Luck Charm“, der das Zeug zum Indi-Disko-Knaller hat, und „Arsonists Vs. Firemen“, der auch auf „First Aid Kit“ hätte sein können.
Gegen Ende des Albums werden Disco Ensemble experimenteller und schaffen es schon wie bei „First Aid Kit“ leider nicht das hohe Niveau ganz durchzuhalten.
„Beacon“ zum Beispiel ist ein solcher experimenteller Song. Der Refrain ist unterlegt von einer Melodie, die man bisher nur aus Wave-Titeln kennt. Auch wenn hier musikalische Forschung betrieben wird, kann der Track nicht ganz überzeugen, da trotz der guten Idee die anderen Songelemente nur Stangenware sind. Schade!
Ebenfalls auf der Negativseite zu verbuchen sind die exzessiv eingesetzten Breaks, die mir besonders in „Threat Letter Typewriter“ einfach nur noch auf die Nerven gehen.
Insgesamt ist „Magic Recoveries“ ein würdiger Nachfolger zu „ First Aid Kit“, den die Fans lieben werden. Beeindruckend ist die Entschlossenheit mit der Disco Ensemble ihren Sound weiterentwickeln und damit immer wieder geniale Lieder produzieren. Deswegen verzeihe ich den Jungs auch gerne mal den einen oder anderen Titel bei dem sie übers Ziel hinausschießen.
Und wer weis? Vielleicht klappt die musikalische Forschung beim nächsten Album ja so gut, dass jeder Song so gut wird wie seiner Zeit „Drop Dead, Casanova“.
11 Punkte (von max. 15)
Felix Saran, 29.05.2008
TRACKLIST
1. Magic Recoveries
2. We Can Stop Whenever We Want
3. Bad Luck Charm
4. Worst Night Out
5. Arsonists vs. Firemen
6. Threat Letter Typewriter
7. Headphones
8. Beacon
9. 24/365
10. Poltergeist
11. Lightweight Giants
12. Stun Gun
13. Boxer
[ *** Anspieltipps ]
Weitere Cd-Besprechungen und Stories
Leserkommentare
Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.
- Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.
BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT
Neue Beiträge im FORUM
- Pelicans Dyson Daniels Wounded 15.12.24, 16:32 // Danieldevon2
- Der letzte und der erste Song des Jahres... 14.12.24, 17:21 // duffytraciezs
- Geld 14.12.24, 17:14 // duffytraciezs
- Saufen für Profis 14.12.24, 17:08 // duffytraciezs
- What Manufacturer 14.12.24, 16:59 // duffytraciezs
- eigene Handschrift deuten 14.12.24, 16:51 // duffytraciezs
- eure namen auf japanisch 14.12.24, 16:45 // duffytraciezs
- Suche ähnliche Stimme wie.... 14.12.24, 16:40 // duffytraciezs
- Proteste in Burma 14.12.24, 16:29 // duffytraciezs
- The exceptionally unusual partnership 14.12.24, 16:14 // duffytraciezs