Cd-Besprechung

In der aktuellen Ausgabe der Deutschen Ausgabe des Rolling Stone-Magazines schreibt Frank Spilker (nicht nur er), Sänger und Textschreiber der Sterne aus Hamburg, in einem „16-Seiten-Special“ über die Band Fehlfarben

- anlässlich des 26,5-jährigen Jubiläums - und deren 1982 erschienene Single „Ein Jahr (Es geht voran)“ sowie vor allem über das dazugehörige Album „Monarchie und Alltag“, das zu einem Meilenstein eben jenes Jahres wurde und damals in jeder halbwegs coolen Kneipe zu hören war. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass dies dem neuen Album seiner Band, „Räuber und Gedärm“, ähnlich ergehen wird.

Bereits das letzte Album „Das Weltall ist zu weit“ war bereits ein Schritt zurück in die richtige Richtung - nach den insgesamt eher verkorksten Alben „Wo ist hier“ und „Irres Licht“. Aber mit einem Album von derartiger Coolness, Schönheit und Eingängigkeit wie "Räuber und Gedärm" war nun wirklich keineswegs zu rechnen. Die Sterne sind hier ganz bei sich, oft unfassbar cool, immer unfassbar Pop. Diese Spielfreude! Diese Wortgewalt!

Der Albumtitel (überhaupt nicht peinlich!) ist bereits ein gutes Indiz dafür, wie verspielt hier mit Sprache umgegangen wird. Es wird in eine Richtung gelockt - und prompt auf dem falschen Fuß erwischt („Es hält, es hält, es hält, es hält…..Nein doch nicht!“). Oder auch einfach mal nur gesprochen. Im Titeltrack glaubt man fast, der Goldenen Zitronen’s Schorsch Kamerun sprechsingen zu hören. Im folgenden Song „Der Tunnel“ wird dies dann auf die Spitze getrieben, erstaunlicherweise funktioniert es perfekt. Menschen. Alte. Neue. Pläne. Viele. Arme. Halt. Schlafen. Essen. Kotzen…. Wow.

Wo vor Jahren noch der Wille bestand, auf „Wo ist hier“, die Welt zu erklären, kehrt die Band heute zurück dahin, wo man sie sich thematisch und musikalisch immer hin wünschte. Universal Tellerwäscher! Großer Pop, manchmal etwas lauter und zupackender, im nächsten Moment dann aber die Einfachheit wieder – ja – auf die Spitze treibend, z.B. im Kinderlied (sozusagen) „Was ist mein kleiner Grashalm?“. „Was ist mein kleiner Grashalm/ Weißt du was dich knickt?/ Oder bist du beim Grübeln/ darüber eingenickt?“ Derartiges ist sicherlich auch auf den (positiven) Einfluss Richard von der Schulenbergs zurückzuführen.

Das Ganze wird derart selbstbewusst vorgetragen, dass natürlich an der ein oder anderen Stelle über’s Ziel hinausgeschossen werden muss. „Unsere Ideen sind….Genital“ hätte man sich sicherlich sparen können (auch wenn das toller Beach Boys-Pop ist), genauso wie „Billig!“, das mit seiner „Billig, ich bin billig – Nimm mich mit!“-Lyrik doch allzu stark an die (ähm) Toten Hosen der Kauf mich-Zeit erinnert.

Wer aber, wie in „Aber andererseits“ (Neue Single, ab 31.03., übrigens), eine ganze Strophe mit dem x-mal wiederholten Satz „Ich hab keine Nerven, ich hab keine Nerven, ich habe keine keine keine Nerven“ bestreitet, nur um dann im wundervollen Refrain zu schließen: „Ach Quatsch, jeder hat doch Nerven! Wozu sagen, dass man keine Nerven hat? Ist doch auch wissenschaftlich nicht korrekt, oder?“, dem gebührt es mindestens, das dieses bisher beste deutschsprachige Album des Jahres (sic!) in jeder halbwegs coolen Kneipe zu hören sein wird.


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Die Tour (so ungefähr…)
19.04.2006 Hamburg - Uebel & Gefährlich
20.04.2006 Lingen - Alter Schlachthof
21.04.2006 Bielefeld - Forum
22.04.2006 Düsseldorf - Zakk
23.04.2006 Köln - Stollwerck
24.04.2006 Frankfurt a.M. - Mousonturm
26.04.2005 Schorndorf - Manufaktur
27.04.2006 CH Zürich - Abart
28.04.2006 Konstanz - Kulturladen
30.04.2006 A Dornbirn - Conrad Sohm
01.05.2006 München - Ampere
02.05.2006 A Innsbruck - Treibsand
03.05.2006 A Graz - PPC
04.05.2006 A Wien - Arena
07.05.2006 Erlangen - E Werk
08.05.2006 Dresden - Star Club
09.05.2006 Leipzig - Conne Island
11.05.2006 Berlin – Postbahnhof

14 Punkte (von max. 15)

Daniel Höfelmann, 07.03.2006

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