Cd-Besprechung

Coheed & Cambria

Good Apollo I'm Burning Star IV. Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness

Equal Vision/Columbia
  Vö: 23.09.2005

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  10.4 Punkte
Stimmenzahl: 26

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Coheed und Cambria sind tot. Claudio lebt. Und rächt seine Eltern. Das nur als gröbster Rahmen von „Good Apollo, I’m Burning Star IV. Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness“. Und schon der Titel verrät, was der Inhalt verspricht und hält: Das Konzept geht weiter. In all seinen Facetten. George Lucas wäre neidisch. Der Opener „Keeping The Blade“ setzt das altbekannte Thema dieser kranken Weltraumsaga, deren Erläuterungsversuch nur scheitern kann, orchestral um – und damit einige Eckpfeiler von Teil drei: größer, weiter, pompöser, mehr. Sämtliche Schubladen werden nicht halten, diesen Sound zu tragen. Die, die immer Emo schrieen, hatten nur teilweise verstanden. CoCa’s Keywork ist meilenweit entfernt von Dir, so dass das alles nur wie ein Film wirken kann. Aber fesselnder als vieles andere, eine hochgradig intensive Realitätsflucht, in der die menschliche Seele höchstens gespiegelt wird. Welche Vagrant-Band singt denn über den inneren Schmerz, gerade drei ihrer vier Kinder umgebracht haben zu müssen, um ihre Welt vor größerem Unheil zu bewahren? Also.

Dieser Tage, spätestens seit dem Video zu „Welcome Home“, der fulminanten Iron Maiden-Hommage, stellten sich neue Fragen: Sind Coheed And Cambria im Metal angekommen? Waren sie schon lange da? Wollen sie überhaupt dahin? Die Produktion ist zumindest endlich die, die sie verdienen. Wo das Debüt noch den rauen Charme visionärer Wunderkinder versprühte, wird nun geprotzt an allen Ecken. Der Epos im Epos heißt heute „The Willing Well“ und besteht aus vier Songs, die im ausufernden Pink Floyd-Gitarren-Solo gipfeln und mit „From Fear Through The Eyes Of Madness“ im Gegenzug lupenreinsten Pop Marke „Blood Red Summer“ spielen. Es war schon immer Coheed And Cambrias größte Stärke, in einem Song so viele Ideen zu vereinen, aus denen andere ganze Alben basteln und trotzdem dabei eingängiger und euphorischer als ein weites Feld danach zu sein. Folglich kann es nur zum Konzept gehören, eigene Songthemen stellenweise fast 1:1 übernommen zu haben. Nach „The Suffering“ trällert man fröhlich „Three Evils“ vor sich hin, “Crossing The Frame“ beginnt verblüffend ähnlich wie “A Favour House Atlantic”, die Liste ließe sich fortführen. Unzählige Oohs und Uuhs, Handclaps und somit neue große Popmomente, die fast zu selbstverständlich klingen. Oder eben weniger zwingend. Zwar gelang den New Yorkern schon immer der Spagat zwischen Gut und Böse, Frustration und Euphorie, Pop und Aggression, dennoch überrascht ein fast balladeskes Stück wie das in „The Light And The Glass“-Tradition stehende „Wake Up“ durch seinen durch und durch optimistischen Vibe – und die irgendwie bekannten und programmatischen Zeilen „I’ll Do Anything For You, Kill Anyone For You“.

Und wenn der Vorgänger „In Keepings Secrets Of Silent Earth: 3“ doch packender war. Und wenn in diesem Kosmos keiner weiß, wo all das noch hinführen soll oder will – vielleicht, nach all der Perfektion, ganz weit zurück, dahin, wo uns auch der noch ausstehende erste Teil dieser wahnwitzigen Saga führen wird - so bleibt doch der Glaube, dass sich irgendwann alles, musikalisch wie geschichtlich, wie das Keywork, Coheed And Cambrias Planetensystem, zusammenfügt. Flucht nach vorne. Die Erleuchtung kommt, irgendwann. Solange hat Hündchen Apollo das letzte Wort. May The Prise Be With You!

13 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof, 04.10.2005

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