Cd-Besprechung

Calexico, Iron & Wine - In The Reins

Calexico, Iron & Wine

In The Reins

Touch And Go Records
  Vö: 13.09.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  11.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Calexico ist wohl eine der meist unterschätzten Bands der letzten Jahre. Zumindest außerhalb der traditionell-amerikanischen Alt.-Americana-Country-Szene. Dass sie aber viel mehr als das sind, weiß der, der das Glück hatte, die Band einmal live zu erleben. Die Chance ergibt sich nicht oft, denn Calexico arbeiten zwangsläufig als Part-Time-Band, was schlichtweg an der Herkunft der Mitglieder liegt: Tucson, Nashville, Utrecht, Kassel, München. Die vielen Facetten, die schon immer und zuletzt auf dem tollen „Feast Of Wire“ (2003) oder „Hot Rail“ (2000) durchdrangen, werden live bis ins letzte Eck ausgelotet: In einem Moment und zwischendurch immer wieder Mariachi-Klänge – man möchte Tequila trinken und tanzen – über Western-Movie in einsamer Wüste, über fast klassische Country-Schunkler bis hin zu großen Singer/Songwriter-Momenten, die ein Ryan Adams so kaum wärmer hätte machen können.

Iron and Wine’s Sam Beam ist so ein Songwriter. In der Szene ähnlichen Status wie Calexico, vertont er mit seiner Band ebenso einsame Gefühle zwischen dem mittleren Western der USA und Mexico. Auf „In The Reins“ erklingen nun sieben Songs, die aus Beam’s Feder stammen und zusammen mit Calexico in deren Heimat in Tucson, Arizona, eingespielt wurden. Zusätzliche vokale Untermalung kommt von zwei ebenfalls mehr oder minder lokalen Newcomern namens Natalie Wyants und Flamenco-Stimme Salvador Duran, die das hier gehörte wunderbar abrunden: „In The Reins“ bewegt sich in klassischeren Gefilden amerikanischer Songkunst. Zwar fehlt nicht die für Calexico so typische weite Instrumentierung von Akkordeon über Waschbrett bis zur Steel-Guitar, aber um Bläser und ähnlich flottes reduziert. Das kommt der Atmosphäre in diesen nur 27 Minuten gerade recht. Immer noch fühlt man sich irgendwo an einer einsamen Tankstelle abgesetzt und auf sich selbst angewiesen, aber doch nicht ganz allein. Viel zu tief und zu warm umgarnt Dich der beste Song des Mini-Albums und Opener „He Lays In The Reins“. Tief und warm sind sowieso zwei Attribute, die diese EP umklammern. Der beim ersten Durchgang entstehende Eindruck sehr getragener Songs wird korrigiert, wenn man erkennt, wie optimistisch z.B. „History Of Lovers“ daherkommt, diesmal auch mit passenden Trompeten. Am Ende darf man sich freuen, tolle, nur langsam kommende Songs erfahren und diese Einladung auf einen kleinen Ausflug in andere Gefilde nicht ausgeschlagen zu haben – dafür muss man sich schon etwas Zeit nehmen. Und danach die Calexico-Diskografie kaufen.

11 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof22.09.2005

TRACKLIST
01.He Lays in the Reins***
02.Prison on Route 41***
03.History of Lovers***
04.Red Dust
05.Sixteen, Maybe Less
06.Burn That Broken Bed
07.Dead Man's Will
[ *** Anspieltipps ]

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