Cd-Besprechung
Leserwertung: 2.6 Punkte
Stimmenzahl: 13
Endlich. Das neue Album des kleinen (sic!) Song-Wunders Annett Louisan erscheint in diesen Tagen. Schön, dass sie uns nicht einmal ein Jahr hat warten lassen mit diesem neuen Geniestreich, der nahezu nahtlos an das fantastische „Bohème“ anknüpft. Chanson und Jazz erster Güte, von denen man vor Louisan dachte, dass sie nie und nimmer in Deutschland und vor allem in Deutscher Sprache - zumindest nicht in dieser Qualität - möglich seien. Die kreativen Neuerungen und Erweiterungen des Spektrums um Nuancen von Samba, Tango und Walzer, die kongeniale Inszenierung von Texter und Produzent Frank Ramond (& Matthias Haß) und die stimmliche Glanzleistung der Performerin (mit Charisma!) werden dieses Album zu einem Evergreen Deutscher Sangeskunst machen. Und von den großartigen Texten haben wir noch gar nicht gesprochen……
Wer jetzt glaubt, er oder sie sei im falschen Film, liegt damit vollkommen richtig! Wer das nicht dachte, dem können wir zwar auch nicht mehr helfen, höre hier aber bitte auf zu lesen und kaufe (wenn’s denn gar nicht anders geht) das Album!
Man kann es sich fast bildlich vorstellen: Da sitzen zwei angetrunkene Mittvierziger in ihrer Stammkneipe beisammen (entweder in Castrop-Rauxel oder Rottweil) und spinnen sich einen Plan zusammen, wie sie reich werden können. Da sie zwar Musikinstrumente bedienen können, ansonsten aber wenig mitbringen, was einer Karriere als Publikumslieblinge dienlich wäre (Schnurrbart, Bierbauch, Vokuhila), fragen sie die Kellnerin, ob sie singen könne. Und da die Gute vor ein paar Jahren mal auf einer Party Karaoke gesungen hat, bejaht sie die Frage.
Nachdem die Idee, „ein bisschen so was mit Techno“ zu machen, schnell wieder verworfen wird (wg. Blümchen) und auch „das andere moderne Zeug“ nicht in Frage kommt (wg. Sarah Connor), fragt man im Bekanntenkreis, ob noch irgendwer ein Instrument spielen kann und gründet sozusagen eine Big-Band – mit Mandoline, Kontrabass, Cello, Wurlitzer und sogar einem Schifferklavier. Dazu erdenken sich die beiden „Bandleader“ des Ganzen noch einen tollen Künstlernamen für „die Kleine“ und dichten Texte zur fix daherkomponierten „Musik“, die zwar lyrisch nicht anspruchsvoll sind, dafür aber eindeutige sexuelle Anspielungen enthalten – und von denen zwar keiner glauben wird, dass die süße Sängerin sie selbst zu Papier gebracht hat, dafür aber der geneigte RTL2-Zuschauer sie wahnsinnig zweideutig und auch lustig finden wird.
Nun liegt bereits das zweite Album des Kollektivs vor. Ihr Ziel, reich zu werden, haben sie wohl erreicht. Und da wäre es doch schön, wenn sie uns endlich in Ruhe lassen würden. Aber vermutlich kriegen sie den Hals nicht voll. Und so werden uns auch in Zukunft noch viele derartige LP-gewordene Jamba-Klingelton-Spots penetrieren. Bald auch auf Japanisch, wagen wir zu prophezeien.
1 Punkte (von max. 15)
Daniel Höfelmann, 15.10.2005
TRACKLIST
1.Das große Erwachen (...und jetzt...)
2.Torsten Schmidt
3.Chancenlos
4.Gedacht ich sage Nein
5.Eve
6.Läuft alles perfekt
7.Wo ist das Problem?
8.Er gehörte mal mir
9.Die Lösung
10.Der den ich will
11.Vielleicht
12.Widder wider Willen
13.Beerdigung
14.Ausgesprochen unausgesprochen
15.Was hast Du vor?
[ *** Anspieltipps ]
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