Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.1 Punkte
Stimmenzahl: 9
Man fragt sich ja oft, wieso ausgerechnet die drei Nordlichter Finnland, Norwegen und vor allem Schweden so unglaublich viele talentierte Hartwurst-Kapellen hervorbringen. Ob es am Wasser liegt, am fehlenden Licht oder der menschenleeren Einöde, die die Kreativität beflügelt? Falls letzteres zutreffen sollte, wäre dies wohl auch eine ziemlich gute Erklärung dafür, wieso Akrea ganz genau so klingen, als ob auch sie aus dem hohen Norden kämen. Denn musikalisch betrachtet würde man das Quintett erst einmal genau dort hin verordnen, dabei stammen die Jungs aus dem bayrischen Dörfchen Erbendorf, das mit seinen rund 5.400 Einwohnern so ziemlich genau das ist, was ich mir unter Einöde vorstellen würde. Einheimische mögen das natürlich anders sehen.
Die Jungs legen mit „Lebenslinie“ nun ihr zweites Album vor, nachdem sie ihr Debüt „Beginning Of An Inner War“ 2007 in Eigenregie aufgenommen, unters Volk gebracht und etliche Konzerte im nationalen Untergrund promotet haben. Musikalisch scheinen die Bandmitglieder – so sie denn nicht doch noch irgendwelche nordischen Wurzeln haben –ihre Jugend vor allem mit Death Metal der Marke Göteborg-Sound verbracht zu haben, denn alte In Flames und Dark Tranquillity sind auf „Lebenslinie“ unüberhörbare Einflüsse. Im Unterschied zu vorgenannten Bands haben sich Akrea allerdings dazu entschieden, komplett auf deutsche Lyrics zu setzen.
An dieser Stelle ist bei vielen wohl der Gedanke an den deutschsprachigen Platzhirsch, Eisregen, nicht sonderlich weit. Und in der Tat scheint auch das Label ähnliche Gedanken zu haben, denn im Beipackzettel zu Album werden Akrea schon als heranwachsende Konkurrenz zu Eisregen verkauft. Für mich ist dies zumindest derzeit nicht ganz nachvollziehbar, denn beide Bands haben eindeutig unterschiedliche musikalische Wurzeln und anders als Eisregen dürften Akrea mit ihren Texten keine Probleme mit den Kollegen von der Bundesprüfstelle bekommen.
Ich selber mag zwar die deutsche Sprache, bin aber der Ansicht, dass es nur wenige Bands gibt, denen es gelingt, hieraus vernünftige Songtexte zu entwickeln. Dementsprechend skeptisch bin ich auch an die Scheibe herangegangen, wurde aber positiv überrascht. Sänger Sebastian Panzer überzeugt zudem mit einer variablen Stimme, die mal flüsternd, mal tief growlend, mal in Keif-/Kreischgesang verfallend Akzente setzt. Auch in musikalischer Hinsicht überzeugt „Lebenslinie“ vom Fleck weg mit eingängigen Songs, die auf Anhieb zünden. Einziges Manko ist, dass mir die Tracks insgesamt ein wenig zu gleichförmig klingen, aber daran lässt sich ja noch arbeiten.
Fans von Schwedentod-Scheiben, die keine Berührungsängste mit deutschsprachigen Texten haben, sollten für „Lebenslinie“ mal beim Plattenhändler ihres Vertrauens vorbei schauen.
12 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 03.04.2009
TRACKLIST
1. Aufbruch (***)
2. Imperium
3. Schwarzer Kern
4. Dieser Klang (***)
5. Sigmea
6. Trugbild
7. Rachsucht (***)
8. Bis Zum Ende Der Welt
9. Tribock
10. Ein Leben Lang
11. Verlust
[ *** Anspieltipps ]
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