Cd-Besprechung

Accept - Stalingrad

Accept

Stalingrad

Nuclear Blast
  Vö: 06.04.2012

Bewertung:  14 Punkte
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Als jemand, an dessen Metal-Sozialisierung vor allem Accept’s „Russian Roulette“-Album erheblichen Anteil hatte, war die Nachricht vom erneuten Comeback der Band im Jahr 2009 eine zweispältige Angelegenheit. Einerseits war die Freude groß, dass die Helden meiner Jugend wieder aktiv sein würden, auf der anderen Seite war aber die Skepsis groß, ob es sich bei Reunion wieder mal um eine aus musikalischer Sicht im Grunde genommen überflüssigen Wiedervereinigung handelt, die lediglich dem Zweck dient, die Rentenkassen der beteiligten Herren noch ein wenig aufzufüllen. Hinzu kam, dass Udo Dirkschneider – dessen Reibeisenstimme immerhin eines der Markenzeichen der Band war – beim Comeback nicht mit an Bord war, sondern durch den seinerzeit relativ unbekannten Mark Tornillo ersetzt wurde. Und so war die Frage, ob eine Accept-Reunion ohne Udo Dirkschneider überhaupt funktionieren könne, der alles beherrschende Diskussionspunkt in den einschlägigen Foren und an den Stammtischen Ende 2009 / Anfang 2010.

Für mich persönlich konnte ich die Frage nach dem Auftritt auf dem Rock Hard Festival 2010 mit einem uneingeschränkten ja beantworten. Dennoch hätte ich nie erwartet, dass das kurz darauf erschienende Comeback-Album „Blood Of The Nations“ derartig stark ausfallen würde. Nach der Veröffentlichung der Scheibe dürfte vielerorts wohl auch die leidige Sänger-Diskussion verstummt sein, erweist sich Tornillo doch als echte Bereicherung für die Band. Wer in diesem Punkt anderer Ansicht ist, der möge mich doch bitte schön mal davon überzeugen, dass Udo Dirkschneider einen Song wie z.B. „Kill The Pain“ derartig gut hätte einsingen können wie Mark Tornillo.

Nach einer geradezu triumphal verlaufenden Welttournee stehen Accept nun mit ihrem „Blood Of The Nations“-Nachfolger „Stalingrad“ in den Startlöchern. Und erneut ist meine Gefühlslage ein wenig diffus. Einerseite freue ich mich natürlich auf das neue Album, aber andererseits ist da diese Stimme in meinem Kopf, die beharrlich darauf hinweist, dass „Blood Of The Nations“ eigentlich nicht mehr zu toppen ist und „Stalingrad“ daher wohl kaum die hohen Erwartungen erfüllen könne. Das Schlimme ist, dass ich dieser Stimme in gewisser Weise beipflichten muss und ich mich daher innerlich schon auf eine Enttäuschung eingestellt habe – auch, wenn ich mich noch an den Strohhalm klammere, dass die Band zu „Blood Of The Nations“-Zeiten ja wohl kaum derartig gut eingespielt sein konnte wie heutzutage und daher theoretisch sehr wohl die Chance besteht, dass „Stalingrad“ noch ein wenig aus dem Schatten seines Vorgängers herausragen kann.

Mit dem Opener „Hung Drawn And Quarteted“ geht die Band jedenfalls erst einmal auf Nummer sicher. Der Song ist eine typisch-flotte Accept-Nummer mit einer eindrucksvollen technischen Präzision des Gitarrenduos Wolf Hoffmann / Herman Frank und dem obligatorischen Background-Gesang beim Refain und hätte stimmlich auch einen Herrn Dirkschneider gut zu Gesicht gestanden. Der folgende Titeltrack „Stalingrad“ fällt wesentlich langsamer, dafür aber auch hymnischer aus und verwurstet im Soloteil Teile der russischen Nationalhymne. „Hellfire“ weckt in Bezug auf die Instrumentalfraktion phasenweise Erinnerungen an „Shades Of Death“ und wird von der Up-Tempo-Nummer „Flash To Bang Time“ abgelöst. „Shadow Soldier“ ist derzeit mit Abstand mein Favorit und überzeugt vor allem mit seinem stampfenden Rhythmus; hinzu gesellt sich eine sehr gefühlvolle Leadgitarre inklusive entsprechendem Solopart, die eine perfekte Symbiose mit Tornillos Gesang eingeht.

Die zweite Albumhälfte wird durch „Revolution“ eingeläutet, das mit einem Fade-In startet und ebenso wie das nachfolgende „Against The World“ in erster Linie von den Chören und Solis lebt. Gleiches gilt für das von der Grundstimmung her balladeske, durch diverse Solis aufgepeppte „Twist Of Fate“. Mit „The Quick And The Dead“ folgt noch mal ein schneller Ohrwurm, bevor das längste Stück „The Galley“ das Albumfinale einläutet, welches schließlich mit einem ruhigen Instrumentalteil ausklingt.

Keine Frage, „Stalingrad“ ist ein starkes Album. Nach mehreren Durchläufen muß ich aber festhalten, dass die Scheibe trotzdem ein wenig hinter „Blood Of The Nations“ zurückbleibt. Wirklichen Grund zum Meckern gibt es zwar nicht, aber im Vergleich zum Vorgänger enthält „Stalingrad“ mehr „nur“ gute Songs und weniger Killertracks wie sie auf „Blood Of The Nations“ u.a. in Form von „Beat The Bastards“, „Kill The Pain“ oder dem aus meiner Sicht vollkommen unverständlicherweise nur als Bonustrack deklarierten „Time Machine“ in geradezu verschwenderischer Fülle vorhanden waren. Ein absoluter Pflichtkauf bleibt „Stalingrad“ aber dennoch.

14 Punkte (von max. 15)

Jürgen 30.03.2012

TRACKLIST
1. Hung Drawn And Quartered (***)
2. Stalingrad
3. Hellfire
4. Flash To Bang Time
5. Shadow Soldiers (***)
6. Revolution (***)
7. Against The World
8. Twist Of Fate
9. The Quick And The Dead
10. The Galley
[ *** Anspieltipps ]

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